Huawei Y6 und Y7

Muss gut teuer sein? Günstige Smartphones im Test

Elektronik
08.10.2017 18:48

Apple hat mit seinem kommenden iPhone X bei der Preisgestaltung von Smartphones neue Maßstäbe gesetzt: Das Top-Modell mit 256 Gigabyte Speicher kostet satte 1319 Euro. Aber ist so ein Statussymbol von einem Smartphone tatsächlich zehnmal so gut wie ein 150-Euro-Handy? Wir haben es am Beispiel Huawei Y6 und Y7 ausprobiert.

Klar: Die besten Kameras, die höchstauflösenden Bildschirme und den meisten Speicher findet man in der Smartphone-Oberklasse, wie sie Apple einerseits, aber auch eine ganze Phalanx Android-Hersteller andererseits mit ihren Top-Geräten besetzt. Die Preise für die Oberklasse sind in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben geklettert.

Waren am Android-Sektor noch vor zwei, drei Jahren 500 bis 600 Euro das Ende der Fahnenstange bei Smartphone-Preisen, kostet manch Edel-Androide heute 700 Euro und mehr. Und kostete das iPhone 6 bei Markteinführung vor drei Jahren noch 700 bis 900 Euro, ruft Apple beim neuen iPhone X 1150 bis 1319 Euro als Preis aus.

Huawei Y6 und Y7: Smartphones für unter 200 Euro
Klare Sache: So viel will nicht jeder für ein Smartphone ausgeben, weshalb wir heute einen Blick auf zwei Geräte vom anderen Ende der Preisskala werfen. Huawei wendet sich mit Y6 und Y7 an Smartphone-Jünger, die ein zweckmäßiges Gerät für wenig Geld suchen.

Was die Chinesen darin verbauen, sehen Sie hier:

Huawei Y6 (2017)

Huawei Y7 (2017)

CPU

Mediatek MT6737T: 4 x 1,4 GHz

Qualcomm Snapdragon 435: 4 x 1,4 + 4 x 1,1 GHz

RAM

2 GB

2 GB

Diagonale

5 Zoll

5,5 Zoll

Auflösung

1280 x 720 Pixel

1280 x 720 Pixel

Speicher

16 GB

16 GB

microSD-Slot

bis 128 GB

bis 128 GB

Hauptkamera

13 Megapixel (F/2.0); Kontrast-Autofokus; Dual-LED-Blitz

12 Megapixel (F/2.2); Phase-Detection-Autofokus; LED-Blitz

Frontkamera

5 Megapixel; LED-Blitz

8 Megapixel

Funk

LTE, N-WLAN, Bluetooth 4.0, GPS, GLONASS

LTE, N-WLAN, Bluetooth 4.1, GPS, GLONASS

Maße

143,8 x 72,2 x 8,85 Millimeter; 150 Gramm

153,6 x 76,4 x 8,35 Millimeter; 165 Gramm

Akku

3000 mAh (lädt via microUSB)

4000 mAh (lädt via microUSB)

Extras

Dual-SIM (SIM oder microSD)

Dual-SIM (SIM oder microSD)
Metallgehäuse

Software

Android 7

Android 7

Preis

ca. 150 Euro

ca. 180 Euro

Jagt man die beiden günstigen Chinesen durch den gängigen Benchmark-Leistungstest AnTuTu, zeigt sich schnell: Mit der aktuellen Oberklasse können sie nicht mithalten, insbesondere das Y6-Modell mit einem günstigen Chip des chinesischen CPU-Herstellers MediaTek fällt bei der Performance zurück.

Während der Qualcomm-Chip im Y7 mit einer Wertung von 43950 Punkten genug Power für die meisten Apps, kleinere Spiele und ein flüssiges Android-Bedienerlebnis mitbringt, enttäuscht der MediaTek-Chip im Y6. Für alltägliche Apps reicht er mit 39988 Punkten zwar, Spiele sind ihm durch seine nur halb so große 3D-Power wie bei der Qualcomm-Konkurrenz aber nicht gelegen und auch das Android-Erlebnis könnte flüssiger sein. Die Hitzeentwicklung ist bei beiden Geräten vernachlässigbar, der Mediatek-Chip wird unter Last aber eine Spur wärmer als der Qualcomm-Chip.

Multi-Tasking ist dank zwei Gigabyte RAM bei beiden Modellen kein Ding der Unmöglichkeit, vor allem beim kleineren Modell merkt man beim Starten von Apps oder beim Wechsel zwischen ihnen aber schnell die Limitierungen des Quad-Core-Prozessors. Das macht der Achtkerner im Y7 besser.

Displays: Alltagstauglich, aber nicht überragend
An den Displays der beiden Huawei-Geräte haben wir wenig auszusetzen. Klar, mit 720p-Auflösung sind sie keine Schärfewunder. Auf den fünf Zoll Diagonale des Y6 reicht die Auflösung aber für eine hinreichend scharfe Darstellung. Am Y7 mit seinen 5,5 Zoll Diagonale dürften sich Vielleser wohl ein Full-HD-Display wünschen, bei der alltäglichen Nutzung findet man aber auch mit 720p das Auslangen. Bei der seitlichen Ablesbarkeit schneidet das Y7 besser ab als das Y6, Helligkeit und die natürliche Farbdarstellung überzeugen bei beiden Geräten.

Bei der Smartphone-Kompetenz Kamera hinterlassen beide Geräte einen durchwachsenen Eindruck. Im Vergleich zur Oberklasse stellen sie langsam scharf, produzieren selbst bei gutem Licht schnell Rauschen und fangen ganz allgemein nicht so scharfe und detailreiche Bilder ein wie teurere Geräte. Als Ersatz für die Kompaktkamera taugen sie somit nicht, für gelegentliche Bilder bei gutem Licht sind aber sowohl Y6 als auch Y7 zu gebrauchen. Die Frontkamera ist bei beiden Geräten für Videotelefonate ausreichend, bei Selfies schlug sich im Test das teurere Modell mit seinen etwas helleren Bildern besser als das Y6.

Beim teureren Modell gibt's sogar ein Metallchassis
Bei der Verarbeitung hinterlässt das teurere Modell ebenfalls den besseren Eindruck. Es ist aus Metall gefertigt und verfügt über ein entsprechend verwindungssteifes Gehäuse. Die an der rechten Gehäuseseite angebrachten Buttons haben einen klaren Druckpunkt, die Spaltmaße passen. In der Hand liegt das Y7 mit seiner matten Rückseite und den abgerundeten Kanten gut. Beim Y6 muss der Nutzer mit einem Plastikchassis Vorlieb nehmen, das durch seine Struktur sicher in der Hand liegt, aber keinen so hochwertigen Eindruck macht wie beim teureren Modell. Dafür hat Huawei hier mit einer zusätzlichen programmierbaren Hardwaretaste ein Extra eingebaut, das auch dem Y7 gut zu Gesicht stünde.

Bei der Akkulaufzeit hat das Y7 mit seinem großen 4000-Milliamperestunden-Akku die Nase vorn: Dank ihm hält das Gerät problemlos einen Arbeitstag durch, wer das Gerät nicht allzu intensiv nutzt, schindet vielleicht sogar einen zweiten Tag heraus. Das Y6 hält mit seinem 3000-Milliamperestunden-Akku zwar auch einen Tag durch, hier scheint aber der MediaTek-Chip deutlich stromhungriger zu sein als der Qualcomm-Prozessor im Y7. Mehr als einen Tag Betrieb schinden hier wohl nur extrem sparsame User heraus.

Solide Software, nicht ganz zeitgemäßes WLAN
Bei der Software ist auf beiden Geräten klassische Huawei-Kost zu finden: Android mit EMUI-Interface. Standardmäßig kommt es ohne App-Übersicht daher, wodurch alle Icons auf den Startbildschirmen landen, in den Optionen lässt sich das aber dankenswerterweise ändern. Die Software enthält etwas Bloatware, darunter einige vorinstallierte Spiele, sie lassen sich aber deinstallieren.

Noch ein Wort zur Funkausstattung: Die ist beim Y6 und Y7 leider nicht ganz am neuesten Stand, was sich vor allem darin äußert, dass es keinen NFC-Kurzstreckenfunk gibt und man beim WLAN-Modul auf den veralteten N-Standard statt dem neueren .ac-Gigabit-WLAN zurückgreift. Viele User wird das nicht weiter stören, für die meisten Smartphone-Aufgaben reichen schließlich auch WLAN-Geschwindigkeiten von 300 statt 1000 Megabit pro Sekunde.

Fazit: Dass Smartphones für unter 200 Euro nicht so viel leisten wie 1000-Euro-Kaliber, liegt auf der Hand. Vor allem bei der Rechenkraft, beim Display und bei der Kamera muss der Nutzer Abstriche machen, überdies fehlen Extras wie Gigabit-WLAN oder wasserfeste Gehäuse. Trotzdem reicht das Gebotene für viele Nutzer. Das 720p-Display ist für die Alltagsnutzung scharf genug, zum Surfen und Mailen reicht auch weniger Rechenleistung. Und auf manchen Gebieten - etwa der Akkulaufzeit - stehen Billig-Smartphones der Oberklasse überhaupt in nichts nach. Wer in seinem Smartphone einen Gebrauchsgegenstand sieht, kann demnach auch in der Preisklasse unter 200 Euro einen adäquaten Begleiter finden.

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