Maiden bis Megadeth

So hat der Heavy Metal die Gaming-Welt erobert

Spiele
04.11.2017 05:59

Schwere Gitarren und harte Riffs stehen bei Gamern hoch im Kurs: Viele hören im Hintergrund Rock und Heavy Metal, während sie sich auf den virtuellen Schlachtfeldern ihres Lieblingsspiels tummeln. Eine Vorliebe, die auch Entwicklern und Bands nicht verborgen geblieben ist. Seit Jahrzehnten drängt der Metal in die Spieleszene, etliche Kult-Bands wie Kiss, Blind Guardian oder Iron Maiden hatten bereits Auftritte in Videogames. Eine Bestandsaufnahme.

Der jüngste Neuzugang in einer ganzen Reihe von Rockbands, die ihre Musik in Videospiele verarbeitet haben, ist die US-Metalband Megadeth. Die Rocker sind seit 1983 im Geschäft und haben abseits der Musik auch bereits mit ihrer eigenen Wein- und Bierkollektion für Aufsehen gesorgt, jetzt wollen sie auch im Gaming-Bereich mitmischen.

Gegenüber dem Musikmagazin "Metal Injection" hat Megadeth-Sänger Dave Mustaine erst kürzlich angekündigt, mit seiner Band an einem Game zu arbeiten, das Fans mit neuen Songs und "noch unbenutzten Riffs" verblüffen soll. Man darf gespannt sein, woran Mustaine und seine Kollegen da arbeiten.

Es gibt schon zwei Iron-Maiden-Games
Megadeth ist freilich weder die erste noch die einzige Metalband, die sich in einem Computerspiel verewigt hat. Die britische Kult-Band Iron Maiden beispielsweise hat erst vergangenes Jahr ihr erstes Smartphone-Rollenspiel "Legacy of the Beast" veröffentlicht. Darin bestreiten die Spieler in Gestalt des Bandmaskottchens, der Mumie Eddy, rundenbasierte Kämpfe gegen allerlei abgedrehte Gegner.

Doch "Legacy of the Beast" ist nicht das erste Game von Iron Maiden. Die Briten haben ihre Mumie schon früher zum Helden eines Computerspiels gemacht und 1999 den Shooter "Ed Hunter" veröffentlicht. Auch darin kämpft sich Eddy durch Levels, die sich an den Alben der Band um Sänger Bruce Dickinson orientieren.

Das erste Rocker-Game kam von Journey
Erfunden hat Iron Maiden laut dem Metal-Blog "Kerrang!" die Verschmelzung von Rock und Videospielen nicht. Erst eine Reise zurück in die Achtziger fördert die wahren Pioniere in diesem Bereich zutage. So hat die Rockband Journey beispielsweise schon 1982 ihr eigenes Computerspiel bekommen: "Journey Escape" am Atari 2600. Gut, spielerisch bot der Titel wenig Tiefe und die Stücke von Journey quäkten als MIDI-Gedudel aus dem Lautsprecher, dennoch gilt der Titel als erstes von einer Band inspiriertes Computerspiel.

Im Jahr 1989, folgte mit "Holy Diver" das nächste Metal-Game. Gut, die Band Dio, deren Song Namensgeber des Spiels war, hatte offiziell nichts mit dem Game zu tun. Die Einflüsse ihrer Musik auf den Soundtrack und diverse Anspielungen auf andere Metal-Künstler im Spiel selbst lassen aber keinen Zweifel daran, dass der NES-Titel massiv von der Metalszene inspiriert wurde.

Mit Mötley Crüe Pinball spielen
1992 folgte am Sega Megadrive wieder ein Game mit offizieller Lizenz einer Rockband. In "Crüe Ball" spielte man zu den Klängen von Mötley Crüe Pinball und erfreute sich an einer im Vergleich zu früheren Titeln schon deutlich besseren Akustik.

1994 erschien mit "Revolution X" auch ein Game von Aerosmith. Der Titel erschien für Spielautomaten und ließ die Spieler zu den Klängen der US-Rocker im Grünen auf Eingeborene schießen.

Metal in "Doom", "Quake" und "Duke Nukem 3D"
In den Neunzigern wurde Heavy Metal ganz allgemein für immer mehr Spielestudios ein Thema - nicht unbedingt mit Games, die sich einer bestimmten Band widmeten, aber sehr wohl bei der Komposition von Soundtracks.

Die Shooter-Spezialisten von id Software beispielsweise zeigten schon im 1993 erschienen "Doom", dass sie eine gewisse Vorliebe für Rock- und Metalklänge haben und holten sich 1996 für Quake schließlich sogar Nine-Inch-Nails-Frontmann Trent Reznor als Komponist für den Soundtrack.

Metalklänge waren auch fixer Bestandteil des Soundtracks von "Duke Nukem 3D". Als 3D Realms den Shooter mit dem blonden Muskelprotz 1996 veröffentlichte, enthielt der Soundtrack unter anderem Nummern von Megadeth, Type O Negative, Coal Chamber und - ein bisschen Hip-Hop war auch dabei - dem Wu-Tang-Clan. Der Beitrag von gilt als besonders gelungen.

"Carmageddon": Flop trotz Fear Factory
Dass eine zugkräftige Band kein Garant für tolle Spiele-Verkaufszahlen ist, zeigt "Carmageddon" aus dem Jahr 1997. Weil es spielerisch nicht so recht überzeugen konnte, verhalf hier auch der von Fear Factory beigesteuerte Soundtrack nicht mehr zu großem kommerziellen Erfolg.

Als Spiel blieb 1998 auch "Queen: The Eye" nicht vielen in Erinnerung, unter Sammlern und Fans der Band genießt der rollenspielartige Titel aber trotzdem Kultstatus. Grund: Er enthält auf fünf dem Spiel beiliegenden CDs etliche Instrumentalpassagen von Queen.

Tony Hawk und die Dead Kennedys
1999 hielt der Punk- und Skaterock Einzug in der Gaming-Welt. Im bis heute enorm beliebten "Tony Hawk's Pro Skater" und dem 2000 erschienenen zweiten Teil der Skater-Saga enthielt der Soundtrack massenhaft Songs von Bands wie den Dead Kennedys, Goldfinger oder The Vandals.

Ein Jahr später, im Jahr 2000, erschien das erste Videospiel von Kiss. In "Kiss: Psycho Circus" kämpfte man sich als mit übernatürlichen Kräften ausgestattetes Mitglied einer Kiss-Cover-Band durch die von einem Album der Band und einem Comic von Todd McFarlane inspirierte Spielwelt.

Nach "Kiss: Psycho Circus" ist es einige Jahre lang ruhig um Metal-Games geworden, ab 2005 nahm das Genre aber wieder gewaltig Fahrt auf: 2005 erschien das hierzulande wenig bekannte Actionspiel "Heavy Metal Thunder" in Japan - mit Musik von Ex-Megadeth-Musiker Marty Friedman und Michael Schenker, bekannt für sein Wirken bei UFO und den Scorpions.

Selber rocken mit "Guitar Hero" und "Rockband"
Ebenfalls 2005 machte "Guitar Hero" auf der PS2 die Rockmusik selbst zum Spielinhalt. Kamen Rock- und Metalnummern zuvor vor allem in den Soundtracks von Spielen zum Einsatz, hat "Guitar Hero" die Musik selbst und das Treffen der Töne mittels Spezial-Controller zum Spielinhalt gemacht. Mit dabei waren zum Start 47 Lieder einer bunten Mischung diverser Rock- und Metalbands. Zwei Jahre später, im Jahr 2007, erschien mit "Rock Band" ein sehr ähnliches Game für Microsofts Xbox.

2009 hat die Adventureschmiede Double Fine dem Heavy Metal mit "Brütal Legend" überhaupt ein ganzes Spiel gewidmet. Hier haben Stars wie Rob Halford, Lemmy Kilmister und Ozzy Osbourne Gastauftritte, der Held des Spiels wird von Jack Black gespielt. Im Soundtrack kommen ganze 75 Metal-Künstler von Mastodon über In Flames bis hin zu Cradle of Filth vor.

2010 hatten Bands wie Municipal Waste, Mastodon und Lamb of God einen Auftritt im Soundtrack des Metzelspiels "Splatterhouse", einer HD-Neuauflage des gleichnamigen 16-Bit-Klassikers. Der schwermetallene Soundtrack half dem Game allerdings nicht sonderlich, bei Kritikern und Spielern schnitt es eher schlecht ab.

Metal-Musiker als Spiele-Synchronsprecher
Ein deutlich besseres Spiel mit harten Gitarrenriffs im Soundtrack war das 2013 erschienene "Metal Gear Rising: Revengeance" von Platinum Games. In dem Game haben Metal-Musiker wie John Bush von Anthrax oder Logan Mader von Machine Head die Charaktere eingesprochen, der Soundtrack ist ebenfalls reich an schweren Gitarren.

In der jüngeren Vergangenheit zieht es den Heavy Metal mittlerweile zunehmend auf das Smartphone. Den Beweis haben nicht nur Iron Maiden mit ihrem Handy-RPG angetreten, sondern zuvor auch schon Avenged Sevenfold. In "Hail to the King: Deathbat" erforschen die Spieler seit 2014 sieben von den Alben und Artworks der Gruppe inspirierte Levels und hören nebst bekannten Liedern auch Werke, die extra für das Spiel geschrieben wurden.

Am Ende dieser kleinen Zeitreise zu den Ursprüngen der unheiligen Allianz aus Heavy Metal und Computerspielen wird schnell klar: Games und Gitarren gehören nicht nur für die Spieler, sondern längst auch für Bands und Entwickler zusammen. Verspielte Rocker dürften also auch weiterhin auf Nachschub hoffen, der schwere Gitarren und Games zu einem gefälligen Ganzen vermischt.

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