Triefende Brutalität

Mel Gibson lässt in “Apocalypto” Blut fließen

Kino
12.12.2006 16:14
Rastlos rennt ein junger Familienvater durch den Urwald, gejagt von einer Gruppe blutrünstiger Krieger. Durchbohrt von zwei Pfeilen und am Ende seiner Kräfte läuft er, der "Pranke des Jaguars" genannt wird, weiter und weiter, um seine Frau und Kinder zu retten. Diese aufreibende Verfolgungsjagd steht im Mittelpunkt von Mel Gibsons neuem, vor Blut und Brutalität nur so triefenden Film "Apocalypto". Kinostart: 15. Dezember 2006.

Nach dem umstrittenen Jesus-Drama "Die Passion Christi", mit der Regisseur Gibson 600 Millionen US-Dollar einspielte, hat das frühere Sex-Symbol Hollywoods für sein neues, eigenwilliges Projekt wieder viel Geld selber eingesetzt und ist sich auch in der schockierenden Darstellung von Gewalt treu geblieben. Gibson lässt zwischen wunderschönen Natur- und Tieraufnahmen aus dem mexikanischen Dschungel Köpfe rollen, eine Kehle langsam ausbluten und Menschenleiber durchbohren, bis sich dem Zuschauer der Magen verdreht.

Blutiger Untergang der Maya-Kultur
50 Millionen US-Dollar hat Gibson sich das Film-Epos kosten lassen, das an den blutigen Untergang der Maya-Kultur in Mexiko erinnern soll. Doch es kann auch der Eindruck entstehen, es gehe vor allem darum, die ganz offenkundig grenzenlose Grausamkeit von Menschen zu zeigen. Dieser Film ist mit 140 Minuten sehr lang und anstrengend, auch weil seine Darsteller in einem Maya-Dialekt sprechen, der in Untertiteln übersetzt ist. Gibson setzt auf meist indianischstämmige Statisten, die mit viel nackter und von rituellem Schmuck, Narben und Zeichen übersäter Haut erstmals vor der Kamera stehen. Er verzichtet komplett auf bekannte Filmgesichter.

Der 25 Jahre alte Rudy Youngblood spielt "Pranke des Jaguars", den Protagonisten, mit überzeugender Ausstrahlung. Wie schon bei seiner "Passion Christi" um das qualvolle Ende von Jesus will Gibson ein authentisches Bild einer vergangenen Zeit zeichnen. Gedreht hat er im Dschungel in mexikanischen Bundesstaat Veracruz.

Erzählt wird die Geschichte der Bewohner einer kleinen Siedlung im Urwald, die von Holcane-Kriegern verschleppt werden, um in einer eindrucksvollen Mayastadt den Göttern geopfert zu werden. Kurz vor dem Überfall kann "Pranke des Jaguars" noch seine schwangere Frau und seinen Sohn in einer tiefen Grupe verstecken. Er wird gefangen genommen und kann vor dem Opferritual, bei dem Herzen herausgeschnitten werden und Köpfe rollen, fliehen.

Gibson zeigt, was er kann
Hier beginnt die Verfolgungsjagd durch den dichten Urwald, bei der Gibson zeigt, was er kann: an den Nervenenden seiner Zuschauer ziehen. Je dichter der Urwald wird, desto dichter werden auch die Bilder und aufreibender wird die Filmjagd mit der rastlosen und sicheren Kamera von Dean Semler ("Der mit dem Wolf tanzt"). Rasend schnell wechseln die Perspektiven um den Gejagten.

Am Ende bleiben von dem doch interessanten und vergleichsweise unverbrauchten Stoff vor allem Gibsons offenkundige Faszination von heroischen Werten und die detailgenaue Schilderung von Gewalt, über deren Sinn sich in einem medialen Alltag, der ohnehin voll ist von solchen Bildern, streiten lässt.

Alle Bilder (c) 2006 Constantin Film

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