Parteigründung

FARC-Rebellen wollen nur noch mit Worten kämpfen

Ausland
01.09.2017 22:25

Mehr als 50 Jahre lang kämpfte die Guerillagruppe FARC gegen die kolumbianische Regierung. Geschätzte 260.000 Menschen kamen in dem blutigen Konflikt ums Leben. Nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrags mit der Regierung im vergangenen Jahr legten die Rebellen ihre Waffen nieder. Die FARC wird zwar weiter bestehen, aber sie wird nur mehr mit Worten kämpfen - in Form einer politischen Partei! Am Freitag ist die Partei mitsamt Logo in der Hauptstadt Bogota vorgestellt worden.

"Es beginnt ein neuer Weg. Nur noch Worte werden unsere Waffen sein", tönte FARC-Anführer Rodrigo Londono am vergangenen Sonntag bei der Eröffnung des Gründungskongresses. Die neue Partei soll Fuerza Alternativa Revolucionaria del Comun (Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes) heißen. Darauf einigten sich die Delegierten am Donnerstag. Damit behalten die Rebellen die Abkürzung FARC bei, die sie bereits während des bewaffneten Kampfs als Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) führten.

Logo an Sozialistische Internationale angelehnt
Das Logo der linksgerichteten Partei besteht aus einer stilisierten rote Rose mit Stern als Blütenstempel, darunter in grünen Großbuchstaben die Abkürzung FARC.

Das Emblem ist an das der Sozialistischen Internationalen angelehnt - eine rote Rose in einer weißen Faust. "Wir werden für Frieden und soziale Gerechtigkeit eintreten", sagte Londono, der auch unter dem Kampfnamen "Timochenko" bekannt ist.

Garantierte Parlamentssitze für FARC-Abgeordnete
Den ehemaligen Rebellen sind in den kommenden zwei Legislaturperioden jeweils fünf Sitze im Senat und in der Abgeordnetenkammer garantiert. Ab 2026 müssen sie ihre Sitze regulär bei den Wahlen erringen. Fraglich ist, ob die Kolumbianer die Gräueltaten den Guerilla vergessen und sie als politische Kraft akzeptieren werden. Vor allem in den Städten können die FARC bisher kaum mit Unterstützung rechnen.

"Wenn sie sich als breite, inklusive Partei aufstellen, die an die Zukunft, die städtische Bevölkerung und politische Bündnisse denkt, könnten sie sich in eine bedeutende Kraft verwandeln", sagt der Ex-Guerillero und politische Analyst Leon Valencia.

Experte ortet "Willen zum Frieden auf beiden Seiten"
Tom Koenigs, Kolumbien-Beauftragter im deutschen Bundestag, wertete die Parteigründung als Chance für die Demokratie in dem Land, das jahrzehntelang unter dem Bürgerkrieg mit geschätzten 260.000 Toten und 60.000 Vermissten litt. Bei den vierjährigen Friedensverhandlungen mit der Guerilla sei deutlich geworden, "dass es den Willen zum Frieden von beiden Seiten" gebe, sagte Koenigs dem Radiosender Bayern 2.

Die FARC habe sich als Partei auf die Fahnen geschrieben, "die Stimme der auf dem Lande Lebenden, Zurückgebliebenen und Entrechteten" zu sein. Ob sie damit viele Wähler gewinnen könne, sei aber noch unklar, betonte der Grünen-Politiker. Womöglich gelinge es der kolumbianischen Gesellschaft erst einmal nicht, "eine linke Formation im Parlament und in den Institutionen zu ertragen".

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