Öffentlicher Verkehr

Öffi-Vergleich: In Wien entscheidet eine Frau

Salzburg
28.08.2017 15:26

Ein großer "Krone"-Vergleich zwischen Salzburg und Wien zeigt deutlich auf, warum bei den Öffis in Salzburg nichts weiter geht, dagegen in Wien ein Zweieinhalb-Minuten-Takt und neue Linien selbstverständlich sind. Bei uns ein Kompetenz-Wirrwarr, in der Bundeshauptstadt entscheidet eine verantwortliche Politikerin.

Wenn Stadtrat Johann Padutsch einen neuen O-Bus möchte, dann dauert es, bis er die Mühsal der Ebene überwunden hat:

  • Der Wunsch muss zunächst einmal von der Verkehrsplanung begutachtet werden.
  • Dann diskutiert der zuständige Ausschuss im Gemeinderat darüber.
  • Der Akt geht dann an die Magistratsdirektion.
  • Der Verkehrsverbund mit Allegra Frommer hat auch noch etwas mitzureden.
  • Der Magistratsdirektor übermittelt das Ansuchen schließlich hoffnungsvoll der Salzburg AG.

Die drei Eigentümer der Firma Salzburg AG
Jetzt wird es kompliziert: Denn Generaldirektor Leo Schitter ist nicht nur seinem Aufsichtsratschef Christian Struber verantwortlich, sondern er hat drei Eigentümer:

  • 42,56 % Land Salzburg
  • 31,31 % Stadt Salzburg
  • 26,13 % Energie OÖ

Die drei wollen Dividenden sehen. Land und Stadt zur Abdeckung ihrer Budget-Defizite, die Energie Oberösterreich unter Generaldirektor Werner Steinacker für die Aktionäre.

Der erfahrene Techniker, der in der Nachfolge von Fußball-Chef Leo Windtner das Unternehmen leitet, ist noch mehr Eigentümern verpflichtet: Das Land Oberösterreich, die Stadt Linz, der Verbund sowie fünf verschiedene Banken, Sparkassen und eine Versicherung haben Aktien und wollen "money, money".

Öffentlicher Verkehr ist immer Verlustgeschäft
Mit dem öffentlichen Verkehr lässt sich genauso wenig Geld verdienen, wie mit einem allgemein-öffentlichen Spital, das auch die sozial Schwachen versorgen muss. Folglich zahlen Stadt und Land kräftig ein.

Dazu kommen die politischen Interessen: Das ÖVP-geführte Land Salzburg möchte die Verbesserung der Postbus-Linien und des Takts der verschiedenen Schnellbahnen.

Die SPÖ-geführte Stadt möchte vor allem den O-Bus-Verkehr verbessern und das Problem der einströmenden Pendler lösen.

Nur wer zahlt, der bekommt einen Cityjet
Ähnlich stellt sich die Lage auf den Schienen dar: In mehreren Bundesländern verkehren die hoch modernen Cityjets, in Salzburg ist - nicht zuletzt durch die Kollateralschäden nach dem Finanzskandal - kein Geld da. Für 2018 hat Verkehrslandesrat Hans Mayr so eine Garnitur in Aussicht gestellt.

Mayr wieder ist Chef seiner selbst gegründeten Bürger-Partei und der Enthusiasmus der Mitbewerber, ihm einen ganz großen Erfolg zu gönnen, hält sich gelegentlich in Grenzen. Beim Ausbau der Schnellbahn (15-Minuten-Takt Freilassing-Hauptbahnhof ab 10. Dezember 2017) ist man sich einig.

Wien als Vorbild beim Ausbau U-Bahn und Bus
Bei den Öffis, so scheint es, dürfte in Wien das Geld abgeschafft worden sein: In Rekordzeit wurde die Verlängerung der U 1 bis zum Kurbad Oberlaa im bevölkerungsreichen Bezirk Favoriten verwirklicht, Eröffnung am 2. September. Gleichzeitig wird das Bus-Netz in dem Bereich verbessert. An den Wochenenden verkehren die U-Bahnen auch in der Nacht durchgehend. Ergänzt werden sie durch ein Nacht-Bus-System, das an den anderen Tagen von Mitternacht bis fünf Uhr früh den Bedarf abdeckt.

Ulli Sima bestellt und es funktioniert auch
Michael Pommer, der Chef der "Krone"-Kommunal-Berichterstattung in Wien, beschreibt es so: "Die Wiener Linien gehören zu den Wiener Stadtwerken, die im Besitz der Stadt Wien sind und der Stadträtin unterstehen. Fahrplan-Veränderungen gehen von den Wiener Linien aus, Stadträtin Ulli Sima bestimmt die Leitlinien, wie zum Beispiel die neue Linie U 5."

Wie wäre das Problem in Salzburg zu lösen?

  • Durch eine Änderung der Salzburg AG-Struktur, die allerdings Linz ablehnt.
  • Durch die Übertragung aller Öffi-Linien in eine eigene kommunale Firma.
  • Durch Änderungen im Verkehrsverbund, der nach wie vor große finanzielle Reserven auf einem Konto hat.

Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung

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