"Sicherheitsrisiken"

Ärzte ohne Grenzen stoppt Mission im Mittelmeer

Ausland
12.08.2017 17:14

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen stoppt ihre Flüchtlingsrettungsmission im Mittelmeer. Die libyschen Behörden hätten die Zufahrt von Passagierschiffen vor der Küste des Landes beschränkt, woraufhin die Seenotrettungsleitstelle in Rom vor "Sicherheitsrisiken" gewarnt habe, teilte die Organisation am Samstag mit. Man fühle sich von der libyschen Küstenwache bedroht und habe deshalb entschieden, die Aktivitäten des Schiffs Vos Prudence vorläufig auszusetzen. Zugleich übte Ärzte ohne Grenzen scharfe Kritik an der italienischen Regierung.

Die libysche Marine hatte angekündigt, ausländischen Rettungsschiffen den Einsatz in einer "Such- und Rettungszone" vor der Küste zu verbieten. Loris De Filippi, Italien-Chef von Ärzte ohne Grenzen (Medecins Sans Frontieres, MSF), sagte am Samstag: "Wir setzen unsere Aktivitäten aus, weil wir nun das Gefühl haben, dass das bedrohliche Verhalten durch die libysche Küstenwache sehr ernst ist. Wir dürfen unsere Kollegen keiner Gefahr aussetzen." Die Vos Prudence lag am Samstag im Hafen von Catania auf Sizilien.

"Verhalten Libyens kann gravierende Folgen haben"
"Wenn sich die Ankündigungen Libyens bestätigen und die Anweisungen in die Tat umgesetzt werden, kann das aus unserer Sicht zwei gravierende Folgen haben - es wird mehr Tote im Mittelmeer geben und mehr Menschen, die in Libyen gefangen sind", teilte Ärzte ohne Grenzen mit. Die Hilfsorganisation erklärte, man lasse zwar die Vos Prudence im Hafen, wolle aber weiterhin mit der NGO SOS Mediterranee kooperieren, an Bord deren Schiffs Aquarius auch ein Team von Ärzte ohne Grenzen zur medizinischen Versorgung von Geretteten ist.

Heftige Kritik am Vorgehen der italienischen Regierung
MSF-Italien-Chef De Filippi übte zudem heftige Kritik an der italienischen Regierung. Deren Politik habe Ärzte ohne Grenzen die Arbeit erschwert. Die jüngst beschlossene italienische Marineoperation zur Unterstützung der libyschen Küstenwache sei ein weiteres "besorgniserregendes Element in einem zunehmend feindseligen Umfeld für lebensrettende Einsätze". MSF warf den europäischen Staaten vor, gemeinsam mit libyschen Behörden Migranten davon abzuhalten, einen Weg in die Sicherheit zu finden.

Verhaltenskodex für NGO-Missionen nicht unterschrieben
Ärzte ohne Grenzen hat den Verhaltenskodex der Regierung in Rom für NGO-Rettungsmissionen im Mittelmeer im Gegensatz zu anderen Hilfsorganisationen nicht unterschrieben. Rom wolle alle NGOs kriminalisieren, begründete De Filippi diese Entscheidung. Das Papier umfasst zahlreiche Punkte und enthält etwa ein Verbot der Einfahrt in libysche Küstengewässer sowie jeglicher Kommunikation mit Schleppern.

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