Thema Schuldenberg

So sparsam ist München im Vergleich zu Wien

Österreich
12.08.2017 15:50

"München wirtschaftet deutlich sparsamer als Wien" - mit diesem Ergebnis lässt eine Studie zweier Professoren der Linzer Kepler-Universität aufhorchen. Während die österreichische Bundeshauptstadt in Sachen Schulden immer stärker in die roten Zahlen schlittert (mit 570 Millionen Euro Neuverschuldung wird heuer gerechnet), präsentiert sich München als Vorzeigeschüler - und zwar nicht nur mit einem generell niedrigeren Schuldenstand, die Stadt konnte ihre Schulden sogar verringern.

Gleich vorweg: Die beiden Städte können natürlich nicht in allen Punkten eins zu eins miteinander verglichen werden, so Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider, der gemeinsam mit seiner Kollegin Elisabeth Dreer die Studie durchführte, gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". Es habe sich aber dennoch gezeigt, "dass München bei gleicher qualitativer Leistung von öffentlichen Gütern und Dienstleistungen deutlich sparsamer wirtschaftet als Wien". Schneider sieht als Grund dafür die weiter gefasste Steuerkompetenz der Länder und Gemeinden bei unseren deutschen Nachbarn.

Mehr Verantwortung für sie bezüglich der Einnahmen könnte jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung sein, gibt sich der Volkswirtschaftsprofessor überzeugt. "Wenn ich selbst Geld einheben muss, dann gehe ich sorgfältiger damit um", so Schneider. Derzeit "rennen sie (Länder und Gemeinden, Anm.) zum Bund und halten die Hand auf".

Betrachtet man den Schuldenstand der beiden Städte von 2008 bis 2016, wird jedenfalls deutlich: München konnte die Schulden im Laufe der Jahre gehörig reduzieren. Während Wiens Schuldenberg von 2,2 auf 6,9 Milliarden Euro wuchs, schrumpfte er in München von 2,3 Milliarden auf nur noch 765 Millionen Euro.

Das Argument des gewaltigen Zuzugs nach Wien werde beim Thema Schulden immer wieder gerne ins Treffen geführt, heißt es. Doch dieses hinkt im München-Vergleich, denn beide Städte wuchsen in den vergangenen acht Jahren um je rund 200.000 Einwohner.

Schlankere Verwaltung, weniger öffentlich Bedienstete
Auch zeigt sich, dass München in puncto Budget eine weitaus "schlankere Verwaltung" hat, so das Resümee der Studie. Hier stehen 11,1 Milliarden Euro in Wien lediglich 7,2 Milliarden Euro in Bayerns Hauptstadt gegenüber. Rund zwei Milliarden Euro an Budget in Wien (insgesamt betrug dieses im Jahr 2015 13,1 Milliarden Euro) wurden allerdings nicht berücksichtigt, da etwa die Teilfinanzierung von Krankenanstalten in Bayern nicht Angelegenheiten der Stadt München sind, was ebenso für die Finanzierung der Landeslehrer gilt. Dieselben beiden Faktoren spielen auch im Vergleich der Zahl der öffentlich Bediensteten eine große Rolle und müssen miteinfließen. Abzüglich des Personals des Wiener Krankenanstaltenverbunds und Landeslehrer stehen in diesem Fall 39.000 Bedienstete in Wien 36.000 in München gegenüber.

Und auch was die Einnahmen der Städte betrifft, zeigt sich die bayrische Hauptstadt als Musterschüler: Vier Milliarden Euro generiert München (vor allem durch Gewerbe- und Einkommenssteuer), während es in Wien nur 1,3 Milliarden Euro sind.

"Wien auf ähnlichem Weg wie Kärnten"
"Wer das Geld ausgibt, soll auch für die Einnahmen verantwortlich sein", so auch die Haltung des Geschäftsführers des Instituts Wirtschaftsstandort Oberösterreich, Kurt Pieslinger. Dieses hatte die Studie veranlasst. "Wenn sich nichts ändert, sehe ich Wien auf einem ähnlichen Weg wie Kärnten." Um das zu verhindern, müssten die restlichen Bundesländer gemeinsam an einem Strang ziehen.

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