Durfte heimkehren

US-Bürger Otto Warmbier seit dem Vorjahr im Koma

Ausland
13.06.2017 23:17

Nordkorea hat am Dienstag überraschend den wegen "feindlicher Aktivitäten" in einem Straflager inhaftierten US-Bürger Otto Warmbier freigelassen. Erst jetzt wurde bekannt, dass sich der junge Mann im Koma befindet. Der heute 22-jährige Student der Universität Virginia war am 2. Jänner 2016 festgenommen und im Eilverfahren zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil er ein Propaganda-Schild gestohlen haben soll.

Warmbiers Eltern erklärten in einem vom US-Fernsehsender CNN veröffentlichten Statement, ihr Sohn sei laut ihren Informationen bereits nach seinem Prozess im März 2016 ins Koma gefallen. Zuvor sei ihm eine Schlaftablette verabreicht werden, danach sei er nicht mehr aufgewacht. Vom Zustand ihres Sohnes hätten sie selbst erst vor einer Woche erfahren, berichteten Fred and Cindy Warmbier. Der 22-Jährige befand sich am Dienstagabend bereits per Krankenhaustransport auf dem Weg in die USA.

Vermittelte Basketballstar bei Freilassung Warmbiers?
Da Warmbiers Haftentlassung gleichzeitig mit der Ankunft des exzentrischen früheren US-Basketballstars Dennis Rodman stattfand, wird spekuliert, ob es einen Zusammenhang zwischen dessen Visite und der Freilassung Warmbiers gab. Für den als "Bad Boy" bekannten 56-jährigen Sportler ist es sein mindestens fünfter Nordkorea-Aufenthalt seit 2013.

Video: Rodman wieder auf Mission in Nordkorea

"Ich versuche nur, eine Tür zu öffnen", sagte der Ex-NBA-Star vor seinem Flug in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang zu Reportern. Auf die Frage, ob er mit US-Präsident Donald Trump - den Rodman auf Twitter während des Wahlkampfs gelobt hatte - über seinen Nordkoreabesuch gesprochen habe, antwortete er: "Ich bin ziemlich sicher, dass er mit der Tatsache zufrieden ist, dass ich hier versuche, etwas zu erreichen, was wir beide brauchen."

"Politische Botschaft" entwendet
Die Führung in Nordkorea hatte Warmbier Straftaten gegen den Staat vorgeworfen. Laut nordkoreanischen Staatsmedien gab Warmbier nach seiner Festnahme zu, eine politische Botschaft aus einem Mitarbeiterbereich seines Hotels in Pjöngjang entwendet zu haben. Demnach hatte ihn die Mutter eines Freundes, eine Methodistin, um "eine Trophäe" gebeten. Sie habe ihm ein Auto im Wert von 10.000 Dollar (rund 9000 Euro) oder für den Fall seiner Festnahme 200.000 Dollar (knapp 180.000 Euro) für seine Familie versprochen.

"Der schlimmste Fehler meines Lebens"
Der junge Mann war den nordkoreanischen Angaben zufolge mit einem Touristenvisum eingereist, um die "Fundamente der Einheit des Landes" zu erschüttern. Dabei habe der Student "unter der Anleitung der US-Regierung" gehandelt. Bei der geplanten Ausreise nach Peking Anfang Jänner wurde er festgenommen. Nach seiner Festnahme sprach Warmbier bei einer Pressekonferenz Ende Februar 2016 vor in- und ausländischen Journalisten in Pjöngjang unter Tränen vom "schlimmsten Fehler meines Lebens".

Warmbier wurde daraufhin im März des Vorjahres zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt, 17 Monate davon verbüßte er. US-Außenminister Rex Tillerson, der am Dienstag bestätigte, dass Warmbier bereits aus Nordkorea ausgeflogen wurde, will in Gesprächen mit der Führung in Nordkorea die Freilassung von drei weiteren US-Bürgern erreichen.

Drei weitere US-Bürger in Nordkorea in Haft
In den vergangenen Wochen waren zwei Universitätsmitarbeiter mit US-Staatsbürgerschaft festgenommen worden. Ihnen wurden "feindselige Akte" und der Versuch eines Umsturzes angelastet. Außerdem wurde 2015 ein US-koreanischer Pastor in Nordkorea festgenommen und wegen Subversion und Spionage zu einer zehnjährigen Haftstrafe mit Zwangsarbeit verurteilt.

Die Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang sind derzeit wegen des Streits um Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm äußerst angespannt. US-Präsident Trump hat seit seinem Amtsantritt im Jänner den Druck auf das nordkoreanische Regime erhöht. Seine Regierung schloss auch ein militärisches Vorgehen nicht aus.

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