Insel der Liebe

Zypern: Wo Aphrodite mit Lukullus flirtet

Reisen & Urlaub
26.06.2017 08:48

Zypern ist die Insel von Aphrodite, der Göttin der Liebe. Da die Liebe auch durch den Magen geht, wendet sich die Schöne jetzt Lukullus, Schirmherr der Feinschmecker, zu.

Ich zeige euch meine Lieblingslokale", versprach Ekavi Charalambidou. Die Chefin der zypriotischen Tourismuswerbung ist auf Zypern geboren: "Die Insel der Liebe, der Freundschaft und des guten Essens." Und die Kalorien? "Kein Problem!", lacht Ekavi. "Die wird man leicht wieder los." Etwa indem man dreimal um den Felsen Petra tou Romiou schwimmt - hier stieg einst die Liebesgöttin aus dem Meer. Das sorgt für die schlanke Linie und - angeblich - für ewige Liebe.

Pfefferminze, Hummus, Tsatsiki und Stifado
Doch zuerst führt uns Ekavi zu Mousikos, einem kleinen Landgasthaus in den Hügeln hinter Ayia Napa im Osten der Insel. Petros Mousikos klärt gleich über eine zypriotische Sitte auf: "Solange die Teller auf dem Tisch verkehrt herum liegen, wird nicht serviert. Werden die Teller umgedreht, bedeutet das: Wir haben Hunger." Was wir natürlich sofort ausprobieren, und einem kulinarischen Ballett gleich schaffen Kellner immer neue, kleine Vorspeisen herbei. Der Tisch biegt sich bald: Da kommen neben Salat mit Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Schafkäse und - wir sind in Zypern! - Pfefferminze, Zucchini, Süßkartoffeln, Tsatsiki und Hummus.

Ein Gedicht ist der im gebackene Haloumi, der mit dem üblichen gegrillten Quietschekäse überhaupt keine Ähnlichkeit hat. Dann gibt es noch Schnecken, ehe Petros einen großen Teller mit frischem Salat, Petersilie, Koriander und Tomaten auf den Tisch stellt. Zur Erfrischung der Gaumennerven - denn jetzt gibt es erst die Hauptspeisen: langsam gebratenes Lamm und Stifado, ein Eintopf mit viel Gemüse.

Am südöstlichsten Punkt Europas
Am nächsten Tag ist ein Ausflug zum Kap Greco, dem südöstlichsten Punkt Europas, angesagt. Der Nationalpark mit atemberaubenden Aussichten ist ein Paradies für Mountainbiker und Wanderer. Taucher wagen sich in die zahlreichen Höhlen in den Kalksteinklippen, aber auch nicht ganz so abenteuerliche Bootsausflüge werden angeboten.

Ehe wir essenstechnisch zum nächsten Höhepunkt kommen, steht noch ein Besuch in Lefkara auf dem Programm. Das Dorf ist weltberühmt für seine Spitzen. Noch heute sitzen die Frauen vor den Häusern und fertigen in mühevoller Handarbeit die kleinen Kunstwerke an. "Früher haben die Männer von Lefkara die Spitzen in ganz Europa verkauft", erzählt unser Reiseführer Stelios. "Heute fahren die Männer nicht mehr in die Welt hinaus. Die Welt kommt zu uns."

Am Mackenzie-Strand
Perfekter Kontrast zum traditionellen Handwerk und der Stille des Bergdorfes ist die Ammos Beach Bar am Mackenzie-Strand in Larnaka. Hier dröhnen die neuesten Hits, und das Servicepersonal ist fast noch schöner als das Publikum. Bei Sushi, Krabben und Fisch halten sich auch die Kalorien in Grenzen - außerdem lockt direkt vor dem Lokal das blaue Meer.

Limassol
Unsere Entdeckungsreise führt uns weiter nach Westen. Limassol hat sich von einem kleinen Fischerdorf zu einem Tourismuszentrum entwickelt. Fünf Kilometer lang reihen sich an der Promenade Hotels und Geschäfte aneinander. Endpunkt ist die Altstadt mit der Festung. Schauplatz einer Promi-Hochzeit vergangener Tage: Der englische König Richard Löwenherz und die Spanierin Berengaria von Navarra gaben sich hier das Jawort.

Zypern und Aphrodite - aus dem Meer geboren
Promis unserer Zeit bevölkern die neue Marina von Limassol. Bummeln, bei einem Café-frappé oder einem Glas Rosenwasser geruhsam die Welt betrachten - was kann es im Urlaub Schöneres geben. Vielleicht noch etwas Süßes, wie ein kleines Stück Nusstorte mit Eis - aber man muss ja nicht übertreiben. Im Dorf Arsos im Troodos-Gebirge wartet Zooula Kounouni auf uns, deren kulinarische Künste schon Jahrhundert-Koch Paul Bocuse geschätzt hat. Auf dem Weg dorthin erzählt uns Stelios, dass das Troodos-Gebirge einmal ein unterseeischer Vulkan war: "Die afrikanische Platte hat sich dann unter die eurasische geschoben und das Gebirge angehoben. Zypern und Aphrodite - beide sind aus dem Meer geboren."

In Arsos herrscht vor der Kirche Hochbetrieb: Eine Taufe ist gerade zu Ende, um die Ecke wartet schon eine Hochzeitsgesellschaft. Vor dem Kafenion spielen zwei Bauern Backgammon, fünf Autos sorgen in den engen Gassen für einen veritablen Verkehrsstau und Zooula empfängt uns vor dem Haus ihrer Großeltern.

Hinter dem hohen Tor sind wir dann in einer anderen Welt: Rosen und Bougainvillea blühen überreich in dem kleinen Hof, in dem Zooula mit Knoblauch, Korianderkörnern, Zitrone, Salz und Olivenöl eingelegten Oliven und "Melanzane to Furno", gebackene Auberginen in einer würzigen Tomatensauce, serviert. Den Nachtisch dürfen wir selbst basteln: Eine Art Strudelteig wird ausgerollt, mit einer Nussfülle bestrichen und gebacken. Himmlisch!

Mosaike in Paphos
Für unseren Seelenfrieden wartet zum Glück in Paphos der riesige archäologische Park. Vor allem die Mosaike aus römischer Zeit sind berühmt. Sie erzählen Geschichten von den Göttern und alten Griechen und lassen reichen Interpretationsspielraum. Den bietet auch manch modernes Kunstwerk: Paphos ist 2017 europäische Kulturhauptstadt.

Auch Dimitri von der Koutourou Ouzeri hat sich Neuinterpretationen verschrieben: "Ich koche nach Gefühl." Für den Hummus nimmt er etwa nicht die üblichen Kichererbsen, sondern Lupinensamen, die Oliven brät er mit Zwiebeln, Bohnen mit Zitrone und Spinat. Ein knusprig gebratenes Huhn ist mit Cola und Honig mariniert. Danach hilft nur noch ein kleines Schnapserl, und auch da hat Zypern etwas Ungewöhnliches zu bieten. Den Mastix, für den das Harz der Mastixbäume verwendet wird. "Jassas!"

Waltraud Dengel, Kronen Zeitung

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