Versagten Behörden?

London-Terrorist arbeitete sogar für die U-Bahn

Ausland
06.06.2017 13:31

Nach dem jüngsten Anschlag von London sind die britischen Sicherheitsbehörden massiv in die Kritik geraten. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie einen der Attentäter trotz seiner offensichtlich radikalen Haltung nicht stärker kontrolliert hätten. Khuram Shazad Butt, der bereits 2016 in einer TV-Dokumentation seine extremistische Gesinnung öffentlich machte, hatte sogar einige Monate bei den Londoner Verkehrbetrieben gearbeitet und Zugang zu den Tunneln unter dem Parlament gehabt.

Trotz seiner Verbindungen zu radikalen Islamisten arbeitete Butt von Mai bis Oktober 2016 für die Londoner U-Bahn. Die Zeitung "The Times" berichtete am Dienstag außerdem, Butt habe Verbindungen zu einem der Attentäter des Londoner Terroranschlags vom 7. Juli 2005, bei dem Dutzende Menschen getötet worden waren, sowie zu einem bekannten Hassprediger gehabt.

Als "nachrangig" eingestuft
Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley teilte mit, der Mann sei damals überprüft worden. Aber die Behörden hätten keine Belege dafür gefunden, dass er einen Anschlag plane. Daher sei der in Pakistan geborene Brite, der dem Inlandsgeheimdienst MI5 und der Polizei bekannt war, als nachrangig eingestuft worden.

In Dschihadisten-Doku betet Attentäter vor IS-Flagge
In der Dokumentation "The Jihadists Next Door" ist Butt zu sehen, wie er mit radikalen Muslimen im Regent's Park vor einer schwarzen Flagge betet (siehe Video oben). Diese wird unter anderem von Al-Kaida und der Terrormiliz IS verwendet. In dem Film machen Butts Mitgläubige keinen Hehl aus ihrer Haltung: "Unser Kampf wird weitergehen. Eines Tages wird die schwarze Flagge des Islam über der Downing Street wehen", sagt einer nach einer Gerichtsverhandlung wegen Terrorverdachts in die Kameras von Reportern.

Zu sehen ist auch Siddhartha Dhar, der unter dem Namen "Abu Rumaysah" in Syrien als neuer "Jihadi John" in diversen grausamen Hinrichtungsvideos des IS auftaucht. Auch er gehörte, wie diverse Hassprediger, zu dem Umfeld des London-Attentäters.

Die komplette Doku "The Jihadist Next Door" auf YouTube

Kampfsport-Studio als Treffpunkt für Islamisten?
Butt selbst war verheiratet und hatte zwei Kinder. Das Fitnessstudio, in dem der 27-Jährige trainiert hatte, musste am Dienstag wegen des großen Medienandrangs vorübergehend geschlossen werden. Auf einem Zettel an der Eingangstür schrieben die Betreiber, sie würden mit der Polizei zusammenarbeiten, um mehr Informationen zu Khuram Shazad Butt ans Licht zu bringen.

Zugleich betonten sie: "Obwohl Mr. Butt gelegentlich hier im UFC-Studio trainiert hat, kannten wir ihn nicht gut und uns fiel auch nichts Beunruhigendes auf." Es gebe Hunderte, die das Studio nutzten. "Wir sind ein einladender und offener Teil der Gesellschaft." Ganz so scheint es aber nicht zu sein, berichten britische Medien. Denn Butt soll auch zwischendurch im "Ummah Fitness Center" gearbeitet haben. Außerdem sollen dort immer wieder als radikal bekannte Muslime ein und aus gegangen sein.

Butt trug Arsenal-Trikot bei Anschlag
Der 27-Jährige, der bei dem Angriff in London ein Fußball-Trikot des FC Arsenal trug, lebte im Ostlondoner Stadtteil Barking, wie auch der zweite mutmaßliche Attentäter Rachid Redouane. Der 30-Jährige aus Marokko hatte eine kleine Tochter mit einer 38-jährigen Frau, die unterschiedlichen Berichten zufolge entweder aus Irland oder aus Schottland stammt. Redouane war den britischen Behörden offenbar nicht bekannt.

Dritter Angreifer identifiziert
Am Dienstag gab die Polizei schließlich bekannt, man habe dritten Angreifer identifiziert, der an dem Anschlag am Samstagabend beteiligt war. Es handle sich um den 22-jährigen Youssef Zaghba, dessen Vater aus Marokko und Mutter aus Italien stammten.

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