Stereoremix zum 50er

So haben Sie „Sgt. Pepper“ noch nie gehört!

Musik
30.07.2017 06:30

Praktisch auf den Tag genau 50 Jahre nach ihrem Erscheinen in Großbritannien, am 1. Juni 1967, stand die Platte "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" vor zwei Monaten erneut an der Spitze der englischen Album-Charts. Möglich wurde das durch eine remixte und klangtechnisch aufgepeppte Neuauflage des Beatles-Klassikers, der vor einem halben Jahrhundert den perfekten Soundtrack für den "Sommer of Love" lieferte und sämtlich Vorstellungen über Popmusik veränderte.

(Bild: kmm)

Er sei extra per Autostopp nach Graz gefahren, um sich "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" zu kaufen, erzählte Helmut Röhrling, besser bekannt als zweites S (Schiffkowitz) von STS, vor über 20 Jahren in einem Interview. Wieder zu Hause angekommen habe er die LP sofort aufgelegt. "Ich war fassungslos, schlicht und einfach fassungslos. Und ich hab's mir immer wieder angehört, den ganzen Tag", schilderte er seine ersten Eindrücke. Und so wie Schiffkowitz ist es damals wohl vielen Fans der Fab Four ergangen.

Legendäre Platte zum Fünfziger neu remixt
Anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums der Veröffentlichung der Platte, die sowohl auf einer Anfang 2004 vom US-Musikmagazin „Rolling Stone“ erstellten Liste der „500 besten Alben aller Zeiten“ als auch gut zweieinhalb Jahre später bei einer diesbezüglichen Abstimmung der BBC auf Platz eins landete, hat Giles Martin - der Sohn des legendären Beatles-Produzenten George Martin - sich der Aufnahmen, die er erst 2009 remastert hatte, erneut angenommen und neu remixt. Das Ergebnis wurde Ende Mai in Form einer Reihe von hochkarätigen Jubiläumsausgaben (das Bild unten zeigt die aus vier CDs, einer DVD, einer Blu-ray und einem Buch bestehende „Anniversary Super Deluxe Edition“) der Platte von Universal Music veröffentlicht.

Für die Aufnahmen von "Sgt. Pepper", verbrachten die Beatles mehr als 400 (manche Quellen berichten gar von 700) Stunden, verteilt auf 129 Tage, in den mittlerweile legendären Abbey Road Studions in London. Zum Vergleich: Ihr erstes Album "Please Please Me" hatte die Band aus Liverpool am 11. Februar 1963 binnen nur 585 Minuten (knapp zehn Stunden) an einem einzigen Tag eingespielt.

Beatles nahmen die Platte in Mono auf
Weil vor 50 Jahren die wenigsten Menschen vernünftige Stereoanlagen besaßen, haben die meisten Menschen damals "Sgt. Pepper" nur in Mono gehört. Dass damals auch die meisten Radiosender ihre Programme nicht in Stereo ausstrahlten, war mit ein Grund, warum die Beatles anno 1967 darauf bestanden, die Platte in Mono aufzunehmen. Die bis dato erhältliche Stereo-Versionen hatte man damals vergleichsweise lieblos und hastig erstellt.

Genau an diesem Punkt setzte Giles Martin gemeinsam mit Toningenieur Sam Okell an, nahm sich die ein halbes Jahrhundert alten 4-Spur-Aufnahmen vor und erstellt mithilfe der Originalbänder einen neuen Stereoremix des Beatles-Meisterwerkes, der sich an der von John Lennon bevorzugten Mono-Fassung des "Sgt. Pepper"-Albums orientierte.

Auch wenn so manche Beatles-Puristen das nicht gerne hören werden: Das Ergebnis überzeugt. Die Neuauflage von "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" - die erste neu abgemischte und mit weiteren Tracks versehene Neuauflage eines Beatles-Albums seit der Veröffentlichung von "Let It Be ... Naked" im Jahr 2003 - klingt großartig. Giles Martin schaffte es, die Vorzüge von Mono- und Stereofassung quasi zu vereinen, ohne den Charakter der Platte zu verändern.

Beatles-Sound in die Jetztzeit transferiert
Die Songs klingen frisch, viele der klanglichen Details des Meisterwerkes kommen nun besser zur Geltung (mein Tipp daher: unbedingt mit Kopfhörer anhören). Fazit: So würde die Musik der Pilzköpfe heute bei Toningenieuren klingen, die Wert auf Qualität ohne jegliche Effekthascherei legen. Martins Bemühen, mit dem Stereoremix sowohl dem Hörempfinden der Fans der Fab Four als auch der heutigen Jugend gerecht zu werden, kann als durchaus gelungen bezeichnet werden.

Unveröffentliche Demos, Outtakes und Mixe
Auf die "Anniversary Deluxe Edition" (Doppel-CD) sowie die "Anniversary Super Deluxe Edition"-Box (vier CDs, DVD, Blu-ray plus ein 144 Seiten starkes Buch) hat man zudem 16 bzw. 31 bis dato unveröffentlichte Demos, Outtakes und alternative Mixe draufgepackt. Diese Tracks zeigen eindrucksvoll, wie die Beatles bei den Aufnahmen von Klassikern wie etwa "With A Little Help From My Friends", "Lucy In The Sky With Diamonds", "When I'm Sixty-Four" oder dem monumentale "A Day In The Life" im Studio vorgegangen sind. Außerdem sind darauf auch die remixten Stereo-Versionen der Beatles-Klassiker "Stawberry Fields Forever" und "Penny Lane" zu finden, die im Zuge der "Sgt. Pepper"-Sessions entstanden sind, aber vorab auf Single veröffentlicht wurden und nicht auf dem Album enthalten sind.

Die "Super Deluxe"-Ausgabe enthält zudem die originale 1967er-Mono-Version des Albums auf CD sowie eine DVD und eine Blu-ray, auf denen jeweils ein 5.1-Surround-Mix, die 1992 entstandene, restaurierte Film-Dokumentation "The Making Of Sgt. Pepper" sowie die Promotion-Filme zu den Songs "A Day In The Life", "Strawberry Fields Forever" (siehe Video oben) und "Penny Lane" enthalten sind. Ein absolutes Muss für Fans der Fab Four, die sich schon auf 2018 freuen dürfen: Anläßlich des 50-Jahre-Jubiläums des "Weißen Album" wird dann nämlich auch dieses in einer neu remixten Version auf den Markt kommen, wie Giles Martin in einem Interview verraten hat. Und hoffentlich wird es auch wieder eine "Super Deluxe Edition" mit bis dato unveröffentlichtem Bonus-Material geben ...

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