Lokalaugenschein

„Haben nichts zu verbergen“

Oberösterreich
24.05.2017 19:06

Der muslimische Verein ALIF steht seit Beginn der Woche im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Ruchbar gewordene Pläne, in der Zentrale in der Linzer Lunzerstraße eine private Ausbildungsstätte für Imame errichten zu wollen, stoßen auf Empörung. Die "OÖ-Krone" war vor Ort und blickte hinter die Kulissen.

"Wir führen ein offenes Haus, haben nichts zu verbergen. Jeder ist willkommen", sagt  ALIF-Chef Resul Koca. Er und Murat Baser, der bei zwölf ALIF-Vereinen in OÖ und Salzburg für die Imamen-Auswahl und Predigtinhalte zuständig ist, führen durchs Haus: Büros, Seminarräume, ein Spielzimmer - Gebetsraum gibt es keinen. In einem Zimmer diskutieren Frauen und Kinder, in einem anderen liegen orientalische Langhalslauten. Bildungsreferent Saban Yasar lässt eine erklingen.

Keine Imam-Schule
Der Verein hat das Haus im Vorjahr um 600.000 Euro von einer Baufirma erworben, das Grundstück gehört der Linz AG. Stadtchef Klaus Luger sei informiert gewesen.  "Alles ist  völlig transparent, auch die Finanzierung", so Koca. Ziel sei, theologische Seminare sowie Nachhilfe für Jugendliche anzubieten. Eine Imam-Schule sei nicht geplant.
"Wir wollen mit Schulabbrechern lernen, ihnen Werte vermitteln und sie motivieren, Berufs- und Schulabschluß nachzuholen", sagt Baser. Es gelte zu verhindern, dass junge Menschen perspektivlos sind, in falsche Hände geraten, sich radikalisieren. "Polizei und Verfassungsschutz stehen mit dem Verein im Austausch", sagt Polizeichef Andreas Pilsl - siehe unser Interview.

"Haben eine gute Gesprächsbasis"
Laut Landespolizeichef Andreas Pilsl findet zwischen Exekutive und ALIF ein regelmäßiger Dialog statt. Der Verein gilt als nicht extremistisch.

Wie ist der türkische Verein ALIF einzuschätzen?
Es handelt sich um einen konservativen türkischen Verein, dessen tief religiöse Auslegung fundamental, aber nicht extremistisch ist. Er steht daher auch nicht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.

Ist die Polizei mit den Funktionären in Kontakt?
Der Verein ALIF ist für uns, genauso wie auch andere türkische Vereine, ein wichtiger Gesprächspartner. Es gibt leider andere Diasporen, bei denen das nicht der Fall ist - beispielsweise die Tschetschenen.

Wie häufig findet ein Austausch mit ALIF statt?
Regelmäßig, alle ein bis zwei Monate - im Bedarfsfall auch anlassbezogen. Ich glaube, es ist für beide Seiten wichtig, diesen Dialog aufrecht zu erhalten.

Gab oder gibt es mit ALIF bereits  Schwierigkeiten?
Bis dato ist alles völlig problemlos verlaufen, die Funktionäre haben Handschlagqualität bewiesen.

Würden Sie es begrüßen, wenn ALIF eine Imam-Schule errichten würde?
Es ist nicht die Aufgabe der Exekutive, sich darüber Gedanken zu machen. Das obliegt allein der Politik.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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