Hardcore-Action-RPG

“The Surge”: Die Zukunft bleibt beschwerlich

Spiele
21.05.2017 06:00

Bockschwere Spiele haben seit "Dark Souls" Hochkonjunktur. Der deutsche Entwickler Deck 13 liefert deshalb nach "Lords of the Fallen" mit "The Surge" gleich noch einen Vertreter des anspruchsvollen Action-Rollenspiels. Der Schwierigkeitsgrad ist hoch geblieben, das Setting dagegen ein neues.

Mussten sich Gamer in "Lords of the Fallen" noch durch ein düsteres Fantasy-Szenario kämpfen, macht "The Surge" einen Sprung in die Zukunft: Ein Megakonzern namens CREO bastelt in dieser an der Umkehr des Klimawandels und bittet Erdenbürger dafür mittels Exo-Skelett um Mithilfe. Unter ihnen auch Protagonist Warren.

Die Zukunft ist allerdings weniger rosig als versprochen und so sieht sich Warren alsbald aus ungeklärten Gründen amoklaufenden Robotern, durchgeknallten Kollegen und einer tödlichen Künstlichen Intelligenz gegenüber. Wieso und weshalb, das offenbart die Kampagne leider nur sehr spärlich. Die Geschichte verliert sich deshalb ebenso schnell im Hintergrund wie der leider ziemlich farblos bleibende Held. Dabei hätte der eigentlich eine durchaus interessante Vergangenheit, die aber nicht vertieft wird.

Taten statt Worte
Was "The Surge" an Story, Dialogen und Charakterzeichnung vermissen lässt, macht es jedoch an Action wieder wett. Auf der Suche nach Antworten kämpft sich Warren durch zumeist düstere Fabriken, Werkstätten und Labore bis in die vornehmen Büros der CREO-Vorstandsetage. Letztere einmal ausgenommen, sind die Areale im Industrie-Chic zwar nicht sonderlich abwechslungsreich, aber äußerst stimmungsvoll. Dafür sorgen nicht zuletzt auch versteckte Abkürzungen und Geheimgänge, die zu durchkämen neben spielerischem Geschick auch eine gute Orientierung erfordert - eine Karte oder sonstige Wegweiser gibt es nämlich nicht.

Seinen Widersachern und deren vergleichsweise seltenen Bossen begegnet Warren mittels martialisch-futuristischer Nahkampfwaffen. Timing, Ausdauer und Erkennen der Angriffsmuster sind dabei - wie so oft - entscheidend. Wer stirbt, muss zurück auf null in die nächstgelegene Servicestation. Genretypisch bleibt allerdings nicht viel Zeit, um sich an diesen Rückzugsorten auszuruhen, denn die Uhr tickt: Wer nicht innerhalb eines Countdowns zum Ort der virtuellen Niederlage zurückgekehrt, um sein bis dahin gesammeltes Altmetall (entspricht Erfahrungspunkten) aufzuklauben, verliert dieses, was die Kämpfe mit den zwischenzeitlich wiederauferstandenen Gegnern zusätzlich erschwert. Frust ist damit vorprogrammiert, aber durchaus gewollt.

Auf die harte oder noch härtere Tour?
Erfrischend innovativ am Kampfsystem ist jedoch, dass Gamer sich zwischen der harten Tour und der noch härteren entscheiden können: Per Analogstick können gezielt Körperteile und Waffen anvisiert werden, um sie mit horizontalen und vertikalen Schlägen zu bearbeiten. Einige davon liegen offen und sind entsprechend leicht verwundbar, andere dagegen sind gepanzert und erfordern größeren Kraftaufwand. Wer gepanzerte Waffen oder Gliedmaßen abhackt, wird jedoch mit wertvollen Rüstungsteilen oder eben neuen Prügeln belohnt. So gilt es stets abzuwägen, was wichtiger ist: der schnelle Erfolg oder die langfristig besseren Aussichten durch neues Equipment.

Entscheidend für den Spielverlauf sind aber auch die sogenannten Implantate, die überall versteckt sind und Warren diverse Boni wie beispielsweise zusätzliche Heil-Injektionen verschaffen. Wer ausreichend Altmetall sammelt, schaltet neue Slots für Implantate frei und kann diese dann nach Belieben belegen und austauschen. Das wiederum erlaubt es Warren, seine Talente gezielt an die jeweiligen Bedingungen anzupassen.

Fazit: Wer die spielerische Herausforderung nicht scheut und von Drachen, Geistern und Dämonen genug hat, sollte einen Blick auf "The Surge" werfen. Das Sci-Fi-Setting erweist sich als ebenso erfrischend wie das Kampfsystem, bei dem es stets zwischen Risiko und Wert der Beute abzuwägen gilt. Auch grafisch weiß das Action-RPG mit seinen scharfen Texturen sowie stimmungsvollen Licht- und Partikeleffekten zu gefallen. Etwas zu kurz kommt dagegen das narrative Element, die Identifikation mit dem Helden bleibt leider aus. Abzüge gibt es zudem für die mitunter störrische Kamera und ungenaue Zielerfassung.

Plattform: PS4 (getestet), Xbox One, PC
Publisher: Focus Home Interactive
krone.at-Wertung: 7/10

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