Interview

„Brandleger wollen Rache“

Oberösterreich
19.05.2017 06:04

Nach der Feuer-Serie in der Linzer Europastraße erklärt Psychiaterin Adelheid Kastner, welche charakterlichen Züge Täter häufig aufweisen und von welchen Motiven sie sich leiten lassen. Erlittene Kränkungen oder Unrecht sind nicht selten die Auslöser, auf derart heimtückische Art und Weise Angst zu verbreiten.

Frau Primaria Kastner, Sie gelten als Expertin bezüglich der Psyche von Brandlegern. Welche Eigenschaften kennzeichnen Menschen, die solche Taten begehen?
In den meisten Fällen handelt es sich um durchsetzungsschwache, konfliktscheue und strategiearme Personen, die außerdem leicht kränkbar sind.

Von welchen Motiven werden diese Täter getrieben?
Sie fühlen sich entweder von bestimmten Menschen oder von der Gesellschaft schlecht behandelt und wollen Rache dafür nehmen. In einer offenen Konfrontation sehen sie aber wenig Chancen, sie greifen daher auf ein hinterfotziges Mittel zurück, um jemandem schaden zu können. Auf die Weise glauben sie, ihrer Wut Luft verschaffen zu können und ihren Affektstau zu lösen.

Im Fall der Linzer Serienbrandlegungen gibt es einen 60-jährigen Verdächtigen.
Das ist eher ungewöhnlich, in der Regel handelt es sich bei Brandlegern eher um junge Männer um die 20 - meist sind das Schulabbrecher, Arbeitslose oder sonstige gesellschaftliche Verlierer, mit zu wenig intellektueller Flexibilität.

Warum wählen sich solche Menschen aber ausgerechnet das Feuer als Waffe aus?
Bei Großbränden wird deutlich, welche Macht von Flammen ausgeht. Sich mit dieser Macht zu verbünden, macht selbst auch mächtig.

Es gibt aber auch Täter mit übersteigerter Geltungssucht.
Denen geht es darum, überdurchschnittlich tüchtig oder heldenhaft aufzutreten - das Feuer als Erster zu entdecken oder zu löschen. Sie sehen das als Möglichkeit, sich öffentlich zu profilieren.

Interview: Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

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