Weniger Konflikte

Eine “Revolution” im steirischen Naturschutz

Steiermark
15.05.2017 15:45

Nicht nur in der ÖVP bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen, auch im steirischen Naturschutz soll sich vieles (radikal) ändern: Nachdem die Konflikte zuletzt zunahmen, wird - endlich - ein großer Schulterschluss angestrebt. Behörden, Naturschützer und Landwirte sollen an einem Tisch gemeinsame Lösungen erarbeiten. Erste Vorhaben von den Mooren bis zum Fischotter liegen vor.

Man kann nicht behaupten, dass die Landes-Naturschutzabteilung mit Selbstkritik spart: Die Situation mit Landwirtschaftsvertretern sei ziemlich verfahren, die Bevölkerung zu wenig informiert; die Teilnahme an freiwilligen Naturschutzmaßnahmen gehe spürbar zurück; Daten seien nicht zusammengeführt, die Roten Listen stark veraltet und kaum noch verwendbar.

Zusammengefasst: Es gibt viele große Baustellen und viel zerschlagenes Porzellan. Das soll sich ändern - mit der ersten steirischen Naturschutzstrategie, aus der die oben genannten Punkte stammen. Unter SP-Umweltlandesrat Jörg Leichtfried (jetzt Minister) wurde die Arbeit begonnen, unter Nachfolger Anton Lang wird sie nun vollendet.

Ziemliche (neue) beste Freunde
Ein Jahr lang dauerte die Ausarbeitung. Das Besondere: Auch Naturschutzbund und Landwirtschaftskammer waren eingebunden, in der Regel nicht die besten Freunde... Bei der Präsentation am Montag waren die Präsidenten Johannes Gepp und Franz Titschenbacher dabei - ein positives Signal.

Dabei soll es nicht bleiben: Ab Juni sind regelmäßige Treffen vorgesehen, in denen kontroverse Themen diskutiert werden, ohne sich - so wie oft in der Vergangenheit - öffentlich Vorwürfe zu machen. Ein Beispiel ist die Zukunft des Fischotters, bei dem Fischer und Tierschützer uneinig sind.

Von den Mooren bis zum Wolf
Die Strategie wurde vergangene Woche von der Landesregierung abgesegnet und soll im Juni im Landtag beschlossen werden. Sie umfasst konkrete Projekte bis zum Jahr 2020. Einige Beispiele:

  • Herausgabe einer Naturschutzzeitung, Verbesserung der Website, eine verständlichere Sprache
  • Ein großes Moor-Projekt namens "I want moor"
  • Eine Verbesserung des (dramatischen) Fischbestands in der Enns
  • Regionale Experten für Fischotter, Biber, Wolf, Luchs und Bär
  • Ein Konfliktbarometer für jedes Schutzgebiet (Beispiele für Konflikte sind der Demmerkogel und das Lafnitztal, wo Wein- bzw. Maisanbauflächen wertvolle Wiesen verdrängen)
  • Zusammenführung der bestehenden Naturschutz-Datenbanken in der Fachabteilung und Aktualisierung der Roten Listen
  • Gemeinsame Trainings für Sachverstände und Rechtsreferenten, damit es keine großen Interpretationsspielräume mehr gibt.
  • Bessere Beratung für freiwillige Naturschutzmaßnahmen im ländlichen Raum
  • Hohe Rechtssicherheit bei Naturschutzverfahren

Noch ist nicht alles eitel Wonne
Dass es aber wohl noch ein längerer Weg ist, bis wirklich Friede, Freude, Eierkuchen zwischen den Beteiligten herrscht, zeigte sich erst wieder am Montag: Da kritisierte Titschenbacher in einer Aussendung Teile des neuen Naturschutzgesetzes (nicht zu verwechseln mit der Strategie), das am Dienstag im Landtag beschlossen werden soll.

Jakob Traby, Kronen Zeitung

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