"Nie Feierabend"

Vierlinge plus Nachzügler: Wie kriegt man das hin?

Leben
14.05.2017 06:00

Mamma mia! Erst Vierlinge, dann noch ein Nachzügler - wie kriegt man das hin? "Nur durch generalstabsmäßige Planung", weiß Mutter Sonja (35). Und vielleicht sind Mütter ja ein bisschen so, wie Schutzengel, "die haben auch nie Feierabend".

Eine graue Magnettafel an der Küchenwand des Einfamilienhauses im oberösterreichischen Hausruckviertel. Querformat. Darauf sind Raster eingezeichnet. An jedem Spaltekopf steht ein Vorname - es ist der Organisationsplan von Familie Radler. Noemi hat einen Zahnarzttermin. Nisha braucht neue Turnschuhe. Naina muss zum Friseur, Nele wünscht sich ein Buch über Fußballregeln. Bei Lenny steht eine Vorsorgeuntersuchung an, für die wiederum Papa Thomas eingeteilt worden ist.

Auch Mama Sonja hat eine eigene Spalte. Doch die ist leer. "Da würde ich zum Beispiel einen Kinoabend mit Freunden reinschreiben. Aber da schaut es momentan eher schlecht aus", schmunzelt die 35-Jährige.

Vierlinge nach Hormonbehandlung
Vor sechs Jahren hat ihr Leben begonnen Kopf zu stehen. Nach einer Hormonbehandlung wurde sie schwanger. Mit Vierlingen! Bereits in der 24. Schwangerschaftswoche setzten die Wehen ein - nur wenige Babys sind da schon lebensfähig. Wenige Stunden später kam Noemi zur Welt, knapp eine Woche darauf ihre drei Schwestern. Lange war nicht klar, ob alle Mädchen durchkommen oder ob aufgrund von Sauerstoffmangel und Gehirnblutungen vielleicht dauerhafte Schäden bleiben werden.

Punkt sechs Uhr klingelt der Wecker
Heute kämpfen vor allem Noemi und Naina, die Erst- und die Letztgeborene, unter den Anfangsschwierigkeiten. Sie sind zum Teil auf einen Rollstuhl angewiesen. Dennoch haben sich die Radlers noch für ein fünftes Kind entschieden. Lenny. "Ein richtiger Lausbub, der seine zwei Jahre älteren Schwestern fest im Griff hat", erzählt Mama Sonja.

Jeden Tag klingelt bei der fünffachen Mutter um punkt sechs Uhr der Wecker. Dann steht sie auf, schneidet von ihrem selbst gebackenen Dinkelbrot fünf Scheiben ab und beschmiert sie mit Butter und Marmelade. Dazu stellt sie fünf Becher Kakao.

Um halb acht, wenn alle aus dem Haus sind, gönnt sich die ehemalige Bürokauffrau eine Ruhepause. An die Wand hat sie den Schriftzug "Genießer-Ecke" geklebt. "Damit ich nicht aufs Abschalten und Durchschnaufen vergesse", sagt sie. Danach geht es ans Kochen, Putzen, Waschen. Vier Stunden hat sie Zeit, danach bestimmt der Nachwuchs den Tagesablauf.

"Mama zu sein, setzt ungeahnte Kräfte frei"
Die Organisation einer Großfamilie, der ständige Geräuschpegel, die Angst um die Gesundheit der Kinder, kaum Zeit für sich - wie schafft man das ohne auszubrennen? Sonjas findige Antwort: "Mutter zu sein setzt ungeahnte Kräfte frei. Für jedes einzelne Kind. Das hätte ich früher für unmöglich gehalten. Vielleicht sind Mütter ein bisschen so wie Schutzengel - die haben auch nie Feierabend."

Brigitte Quint und Markus Wenzel, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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