Kranke Bäume

Als die Eschen den Wald verließen

Steiermark
10.05.2017 16:46

Das Sterben begann langsam, doch nun fallen auch in der Steiermark immer mehr Eschen einem feindlichen Schlauchpilz zum Opfer. In den steirischen Wäldern wird gehandelt. Die "Steirerkrone" besuchte Schlägerungsarbeiten in Frohnleiten nördlich von Graz.

Für einen kurzen Moment leuchten die Augen von Johannes Wagner, und der ernste Grund unseres Treffens rückt in den Hintergrund: "Das ist schon ein Bubentraum, damit einmal zu fahren", meint der junge Bürgermeister von Frohnleiten mit Blick auf den mächtigen Harvester, der, gesteuert von Forstunternehmer Andreas Hirtler, in sicherem Abstand zu uns seine Arbeit verrichtet. In einer verblüffenden Geschwindigkeit werden Bäume gefällt, zerkleinert und fortgetragen. Unterstützt wird Hirtler von Franz Kainz, der mit einer Motorsäge im Einsatz ist.

"Wir mussten reagieren"
Wir befinden uns auf einem schmalen Forstweg unweit der Schnellstraße. Frühmorgens sind hier normalerweise schon die ersten Läufer unterwegs, er ist auch bei Spaziergängern und Radfahrern beliebt. Dieser Tage ist der Weg gesperrt - aus Sicherheitsgründen. Immer mehr Eschen sind von einem aus Asien eingeschleppten Pilz befallen, der zuerst die kleinen Äste angreift, sich ausbreitet, den Baum immer mehr schwächt, die Wurzeln kraftlos macht, bis ein stärker Windstoß schon reichen kann, um die Esche zu Boden zu strecken.

"Wir mussten reagieren", sagt Bürgermeister Wagner. Es handle sich um Gemeindewald, das Risiko sei zu groß. Bereits im Vorjahr waren kranke Eschen entfernt worden, doch über den Winter breitete sich der Pilz weiter aus. Nun werden alle Eschen entlang des Weges, auch die noch gesunden, entfernt.

Fachleute sind unterschiedlicher Meinung
Ist das wirklich notwendig? Erst vor wenigen Tagen hat Landesforstdirektor Michael Luidold "undifferenzierte Schlägerungen" kritisiert und auf das Projekt "Esche in Not" verwiesen, bei dem österreichweit eine Datenbank mit dem Genmaterial gesunder Eschen aufgebaut wird.

In Frohnleiten bewertet man das Risiko im Erholungswald hingegen als zu hoch. "Im Wirtschaftswald sollte der Fokus tatsächlich nur auf den geschädigten Bäumen liegen", sagt Bernd Poinsitt, Geschäftsführer des Waldverbandes Steiermark. Er konnte in den vergangenen Jahren das Ausbreiten des Schädlings an vorderster Front verfolgen, genauso wie sein Mitarbeiter Andreas Hofer, selbst ein Waldbauer: "Vor 15 Jahren ist mir die Krankheit daheim das erste Mal aufgefallen, damals war das noch vereinzelt", erinnert er sich.

Die Sorge um die Baumart Esche ist an diesem Tag bei allen Anwesenden zu spüren. "Wir verlieren eine stabile Baumart mit besten Eigenschaften, die in den vergangenen 20 Jahren forciert wurde", bedauert Poinsitt. Im Hintergrund wird gerade eine weitere Esche zu Boden gebracht…

Jakob Traby, Kronen Zeitung

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