50er-"Raubkopie"

Einziger Porsche aus der DDR fährt nach Mattsee

Salzburg
08.05.2017 07:59

Der Mattseer fahr(t)raum wird um ein rares Gustostückerl reicher: Bis zum 22. September zeigt man dort den wohl einzigen erhaltenen DDR-Porsche, ein aus Eschenholz gefertigtes 356er-Plagiat, den sogenannten "Lindner-Porsche". Benannt nach jener Firma bei Dresden, die ab 1956 insgesamt 13 Stück davon baute.

Ing. Ernst Pïech, älterer Bruder von Ferdinand Pïech, hat mit dem fahr(t)raum Mattsee eine Pilgerstätte für Oldtimer-Fans geschaffen. Lag bisher der Fokus auf automobilen Meilensteinen aus der Zeit um 1900 oder davor, so kommt an diesem Freitag ein wesentlich jüngeres, aber nicht weniger wertvolles Exemplar nach Mattsee. Es handelt sich um den wohl einzigen erhaltenen "DDR-Porsche", ein so genanntes "Lindner-Coupé". Der Wert: Unschätzbar hoch! Werden schon für bestimmte Versionen des Ur-Porsches 356  hohe sechsstellige Euro-Beträge, in Ausnahmefällen sogar mehr als eine Million Euro fällig, so gibt es zum Linder-Coupé gar nichts Vergleichbares.

Der Wiener Hobby-Historiker, Bastler und Jurist Mag. Alexander Fritz hat den hellblauen DDR-Sportwagen in fünf Jahre dauernder, mühsamer Arbeit restauriert und dabei auch die erstaunliche Geschichte des Wagens erforscht. Knut und Falk Reimann, Studenten an der Technischen Hochschule in Dresden, waren Mitte der Fünfziger Jahre begeistert vom ersten Porsche, dem kugelrunden 356. Doch die damalige DDR bot nichts außer automobiler Tristesse. So war Improvisieren angesagt: Das Fahrgestell kam von einem alten Kübelwagen - darum hat der DDR-Porsche auch vier Sitze wie ein VW Käfer. Aus den Blechen von Ford-Motorhauben dengelte man die Karosserie, im Westen besorgte man sich VW-Zubehörteile,  die Türgriffe stammten von einem BMW, das Frontfenster von einem Mercedes. Bei der Firma Lindner in Mohorn bei Dresden  wird der Wagen zusammengebaut. Selbst Ferry Porsche war vom Enthusiasmus der Reimann-Zwillinge so begeistert, dass er ihnen 1956 über verschlungene Kanäle einen gebrauchten Porsche-Motor zukommen ließ.

Nachbau sorgte für großes Aufsehen
Der Porsche-Nachbau sorgte in der DDR für großes Aufsehen, 13 Exemplare entstehen. Die Reimann-Zwillinge fahren (immer nur mit einem Führerschein, weil sie sich komplett ähnlich sehen) nach Rom und Paris und erregen überall Aufsehen. Leider auch bei der Stasi: 1961 landen die beiden im Knast, als sie rauskommen, ist der Porsche weg. Dass das Exemplar mit der Nummer 04 überhaupt überlebt hat, ist Alexander Fritz zu verdanken. Er restaurierte das morsche Eschenholz-Chassis. Am 12. Mai  wird  sein DDR-Porsche im Mattseer fahr(t)raum um 18.30 Uhr vorgestellt.

Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

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