Schwere Vorwürfe:

Nutzt Facebook Psyche seiner User für Reklame aus?

Web
03.05.2017 09:10

Junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden sind für die Werbeindustrie ein attraktives Publikum. Unzufrieden mit ihrer Erscheinung oder ihrem sozialen Status sind sie umso empfänglicher für Reklame rund um Statussymbole, Pflegeprodukte oder andere materielle Problemlöser. Das weiß man auch bei Facebook - und bietet Werbetreibenden offenbar an, Reklame gezielt an unsichere, depressive oder verwirrte Teenies auszuliefern.

Das legen interne Dokumente von Facebook Australien nahe, die laut einem Bericht des IT-Portals "Ars Technica" durchgesickert sind. Darin heißt es, Facebook könne Werbekunden helfen, Nutzer in besonderen emotionalen Zuständen anzusprechen. Facebook sei mithilfe seiner Algorithmen imstande, Nutzer zu identifizieren, die sich "wertlos", "unsicher", "besiegt", "neidisch", "doof", "nutzlos", "dumm", "überwältigt", "gestresst" oder "als Fehler" fühlen.

"Kleiner Selbstvertrauens-Boost"
Man sei also imstande, "Momente zu erkennen, wenn junge Menschen einen kleinen Selbstvertrauens-Boost brauchen", wie es Facebook in seinem internen Schreiben formuliert. Momente, die der Werbeindustrie viel Geld wert sein könnten, immerhin dürften Jugendliche in labilem emotionalen Zustand deutlich empfänglicher für Reklame sein, die beispielsweise Produkte anpreist, die für gutes Aussehen oder mehr Fitness sorgen sollen.

In dem Dokument, das die australische Zeitung "The Australian" öffentlich gemacht hat, heißt es weiters, Facebook habe Daten von 6,4 Millionen Schülern und jungen Menschen in Australien und Neuseeland, für die man mithilfe der hauseigenen Algorithmen solche Berechnungen der Emotion durchführen könnte. Man sei sogar imstande, Unterschiede in den Emotionen junger Menschen zu erkennen, die mit dem Wochentag zusammenhängen.

Facebook relativiert Infos aus Australien
Mit dem durchgesickerten Dokument konfrontiert, relativiert Facebook die Möglichkeiten seiner Werbemaschinerie. Man zeige den Nutzern keine Werbung auf Basis ihres Emotionslebens. Das Dokument aus Australien sei lediglich von einem Forscher erstellt worden, um Werbefirmen zu helfen, die Emotionen ihrer Zielgruppe zu verstehen. "Facebook hat einen etablierten Prozess, um die Forschungen, die wir durchführen, zu überprüfen. Diese Forschung ist diesem Prozess nicht gefolgt und wir prüfen die Details, um dieses Versehen zu korrigieren."

Freilich: Auch, wenn Facebook gegenteiliges beteuert, hat das soziale Netzwerk prinzipiell alles Notwendige, um Nutzer nach dem Emotionsleben zu sortieren und ihnen maßgeschneiderte Werbung zu zeigen. Das hat auch Ex-Manager von Facebook dem britischen "Guardian" bestätigt.

Und in der Vergangenheit hat man auch bereits von solchen Möglichkeiten Gebrauch gemacht - etwa letztes Jahr, als bekannt wurde, dass Facebook auf Basis des Online-Verhaltens schätzt, welcher Ethnie ein Nutzer angehört. 2014 geriet das soziale Netzwerk gar wegen eines umstrittenen Psycho-Experiments in die Kritik, bei dem getestet wurde, wie die Auswahl der Postings, die einem Nutzer gezeigt werden, Einfluss auf dessen Emotionen nimmt.

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