Nach Giftgasangriff

Trump-Sprecher empört mit Hitler-Assad-Vergleich

Ausland
12.04.2017 12:55

Mit einer irritierenden Aussage sorgt der Sprecher von US-Präsident Donald Trump, Sean Spicer, für Wirbel: Bei einer Pressekonferenz am Dienstag sagte er mit Bezug auf den Giftgasangriff in Syrien, nicht einmal jemand, der so "verabscheuungswürdig" gewesen sei wie Adolf Hitler, sei "so tief gesunken, chemische Waffen zu verwenden". Russland müsse daher seine Unterstützung für den syrischen Machthaber Bashar al-Assad überdenken. Spicer schlug daraufhin eine Welle der Kritik entgegen, auch Rücktrittsaufforderungen wurden laut.

Ein Journalist hatte Spicer am Dienstag während des täglichen Presse-Briefings gefragt, warum er glaube, dass Russland seine Unterstützung für Assad ausgerechnet jetzt einstellen werde, wo beide doch schon seit Jahren kooperierten. Spicer sagte daraufhin, nicht einmal im Zweiten Weltkrieg seien chemische Waffen eingesetzt worden. Dann zog er den Vergleich zu Hitler.

Als ihn eine Reporterin wenig später bat, die Äußerung zu erklären, geriet Spicer ins Straucheln. Er sagte: "Er (Hitler) hat Gas nicht auf dieselbe Art und Weise gegen sein eigenes Volk eingesetzt, wie es Assad tut. Er hat es in die Holocaust-Zentren gebracht, das ist mir klar. Aber was ich zum Ausdruck bringen will, ist die Art, wie Assad es eingesetzt hat, indem er in die Städte geht und es über den Stadtzentren abwirft."

Mit dem Begriff "Holocaust-Zentren" meinte er offensichtlich die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Diese hatten in den Gaskammern in Auschwitz und anderen Lagern mehr als eine Million Menschen mit dem Blausäure-Gas Zyklon B ermordet.

Spicer entschuldigte sich: "Unangebracht und unsensibel"
Nach der Pressekonferenz war Spicer gegenüber CNN noch einmal bemüht, seine Worte klarzustellen. "Ich habe in keiner Weise versucht, die Abscheulichkeit des Holocausts zu schmälern", erklärte er. Es sei ihm um eine Unterscheidung zu der Taktik gegangen, chemische Waffen über Bevölkerungszentren einzusetzen. "Jeder Angriff auf unschuldige Menschen ist verwerflich und unentschuldbar." Aber er habe einen "unangebrachten und unsensiblen" Bezug zum Holocaust verwendet, sagte Spicer. "Es war ein Fehler, das zu tun", entschuldigte er sich.

Jüdische Organisationen und Demokraten fordern Rücktritt
Trotz der Entschuldigung war die Empörung groß. Das Anne-Frank-Zentrum in New York warf dem 45-Jährigen vor, den Holocaust zu leugnen. Die Organisation forderte seinen Rücktritt. "Sean Spicer mangelt es an der Integrität, Sprecher des Weißen Hauses zu sein, und Präsident Trump muss ihn sofort feuern." Das American Jewish Committee nannte den Vorfall in einer Twitter-Nachricht "absolut erstaunlich und unerhört".

Auch die Fraktionschefin der Demokraten, Nancy Pelosi, forderte Spicers Rückzug. "Während jüdische Familien in den USA das Pessach-Fest feiern, spielt der Sprecher des Weißen Hauses die Schrecken des Holocausts herunter", erklärte sie. Präsident Trump müsse sich von den Worten distanzieren.

Spicer tappt immer wieder ins Fettnäpfchen
Im Presseraum des Weißen Hauses hat Spicer in den vergangenen Monaten schon mehrfach eine unglückliche Figur gemacht und ist immer wieder ins Fettnäpfchen getappt. Bei seinem ersten Auftritt log er in fünf Minuten nachweislich fünf Mal. Einmal sprach er über einen Terroranschlag in Atlanta, den es gar nicht gab, ein anderes Mal bezeichnete er den britischen EU-Parlamentarier Nigel Farage als "Staatschef".

Der 45-Jährige wirkt häufig, als stünde er bei den Pressekonferenzen unter sehr großem Druck. Er fängt Sätze an, ohne sie zu Ende zu bringen, verliert sich in seinen Ausführungen, denen man manchmal nur sehr schwer folgen kann. Die "Washington Post" meint, das sei mehr als nur ein verbaler Tick. Spicers Sprachmuster offenbarten eine wenig schmeichelhafte Wahrheit, schreibt Redakteur Erik Wemple: "Er hat keine Ahnung, wovon er spricht." Ein Pressesprecher aber müsse über eine große Spanne an Themen Bescheid wissen. Spicer sei ein Meister des Schwadronierens, viel mehr aber nicht.

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