3-CD-Sammlung

Bob Dylan liefert schwermütige Songs für die Bar

Musik
24.03.2017 11:40

Der Literaturnobelpreisgewinner Bob Dylan veröffentlicht am 31. März zum dritten Mal in Serie ein Album von Liedern, die nicht aus seiner Feder stammen. "Triplicate" ist noch dazu ein dreifaches geworden - sowohl auf CD als auch Vinyl. Der 75-Jährige macht, begleitet von einer exzellenten Band, den Crooner und interpretiert Evergreens für späte Stunden an der Bar.

(Bild: kmm)

Dylan begann den Zyklus 2015 mit "Shadows In The Night". Dafür hat der Musiker mit seiner Gruppe Lieder, die auch Frank Sinatra im Repertoire hatte, "aus dem Grab geholt und sie ans Licht gebracht", wie er selbst zitiert wurde. Düster und schwermütig war die Atmosphäre. Den Nachfolger "Fallen Angels" (2016) beseelte eine leichtmütigere Stimmung. Und nun stößt Dylan mit seinem ersten Dreifachalbum in seiner langen Karriere noch weiter vor ins Great American Songbook aus den 20er- bis 50er-Jahren vor.

Populäre Kultklassiker
Die drei Scheiben von "Triplicate" haben eigene Übertitel, "Til' The Sun Goes Down" lautet der erste. Die Reise beginnt mit "I Guess I'll Have to Change My Plan", einem populären Stück aus den 20er-Jahren. Fred Astaire und Jack Buchanan haben das Lied ebenso gesungen (im Film "The Band Wagon"/"Vorhang auf!" von 1953) wie Frank Sinatra. Dylan swingt lässig durch den Evergreen, dezent begleitet von (natürlich echten) Bläsern, auf die bei der Produktion von "Shadows In The Night" noch dezidiert verzichtet wurde. Beschwingt geht es jedoch nicht immer zur Sache.

Melancholisch-sentimentale Stücke wie "September Of My Years" und "It Gets Lonely Early" hört man am besten in schwarzen Nächten. Solchen Beiträgen schadet Dylans zerknitterte Stimme nicht - im Gegenteil. Seine Interpretationen des Stoffs berühren und bewegen. "Stormy Weather" klingt von Dylan gesungen im Vergleich zu den Fassungen von Etta James, Ella Fitzgerald oder Frank Sinatra brüchig. Zugleich schmiegen sich die Gitarren wunderschön entspannt an die raue Stimme. Das ergibt eine faszinierende Melange, live eingespielt in den Capitol Studios.

Schwermut am Ende
Die etwas sonnigeren Beiträge sind auf der zweiten Disc "Devil Dolls" versammelt. "Comin' Home Late" lautete der Übertitel der dritten Scheibe, auf der die wirklich schwermütigen Beiträge versammelt sind. "Jetzt, nachdem ich sie (diese Lieder, Anm.) gelebt habe, verstehe ich sie besser", sagte Dylan in einem Interview, das am Donnerstag auf seiner Internetseite publiziert wurde.

Wegen der Fülle - 32 Minuten Spielzeit pro Scheibe, laut Dylan die beste Länge, um einen optimalen Sound zu garantieren - mag sich vielleicht Sättigung einschleichen. Dennoch: am Stück hören und eintauchen lohnt sich. Alle Songs sind mit viel Stil gespielt und arrangiert und von Dylan nicht immer harmonisch "schön", aber mit der Leidenschaft und der Glaubwürdigkeit eines Mannes gesungen, der das alles gelebt hat. "Triplicate" ist eine "Sentimental Journey" voller herzherreißender Lieder, denen Bob gerecht wird.

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