Biathlon-Nachlader

Frisch gekotzt ist halb gewonnen

Salzburg
13.03.2017 15:10

Unheimliche Parallelen zwischen zwei Überfliegern. Die Österreicher räumten in Kontiolahti ab. Arnd Peiffer feierte den kuriosesten Sieg des Jahres.

Krone.at beleuchtet wie gewohnt den Biathlon-Weltcup und blickt noch einmal zurück auf die Wettkämpfe im finnischen Kontiolahti. Wir präsentieren Helden und Enttäuschte, Kurioses und Zahlenspielereien.

HELDEN

  1. Bislang stand Lisa Vittozzi meist im Schatten ihrer Teamkolleginnen. Dorothea Wierer überstrahlt - für gewöhnlich - alles, zuletzt sorgte Alexia Runggaldier für Furore. In Kontiolahti schlug aber Vittozzis Stunde. Als Sprint-Sechste ins Verfolgungsrennen gestartet, verbesserte sich die 22-Jährige auf Platz drei und jubelte über ihren ersten Weltcup-Podestplatz. "Das kommt total unerwartet", konnte es die zweifache Junioren-Weltmeisterin kaum glauben. "Ich bin so glücklich, hier am Podest zu sein."
  2. "Einfach der Hammer!", jubelte Roman Rees. Kein Wunder, hatte er doch gerade die erfolgreichste Woche seiner Karriere absolviert. Im Sprint freute er sich als Zwölfter über sein bislang bestes Weltcupergebnis, im Jagdrennen legte er Rang 14 drauf. Zum krönenden Abschluss ging’s am Sonntag in der Single-Mixed-Staffel sogar gemeinsam mit der frisch gebackenen Gesamtweltcupsiegerin Laura Dahlmeier aufs Podest - Platz drei!
  3. Beeindruckend, welche Konstanz Simon Eder seit der WM an den Tag legt. Der 34-Jährige, bis Saisonmitte mehrfach von gesundheitlichen Problemen geplagt, verbesserte sich in der Verfolgung von Platz sechs auf zwei und verpasste nur hauchdünn - 0,3 Sekunden fehlten ihm auf Arnd Peiffer - den Sieg. Den holte er gemeinsam mit Lisa Hauser nach. "Der erste Weltcupsieg in der Single-Mixed-Staffel ist für uns eine Riesensache! Da werden wir wieder eine kleine Feier machen müssen", scherzte der Routinier.

ENTTÄUSCHTE

  1. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Franziska Hildebrand kam auch in Kontiolahti nicht so richtig in die Gänge. Rang 17 im Sprint fiel noch in die Kategorie "geht so", Platz 33 in der Verfolgung war wiederum eine herbe Enttäuschung. Um ihr eine kleine Pause zu gönnen, kam sie am Sonntag erst gar nicht zum Einsatz.
  2. Nicht nur die Saison neigt sich unweigerlich dem Ende zu, sondern auch die Kräfte Dorothea Wierers. Die Strahlefrau aus Südtirol hat seit einigen Wochen mit ihrer Form zu kämpfen, kommt vor allem läuferisch nicht mehr so richtig in Schwung. Kontiolahti verlief bezeichnend, mehr als die Ränge 21 (Sprint) und 37 (Verfolgung) waren nicht drin.
  3. Eigentlich wollte Julian Eberhard die Top-3 im Gesamtweltcup attackieren. Eigentlich … denn nach Rang neun im Sprint ("Ärgerlich, es wäre mehr drinnen gewesen") musste der 30-Jährige seinen Verfolgungsstart aufgrund einer Erkältung absagen, fiel gesamt auf Position sechs zurück.

ZAHLENSPIELEREIEN

  • 13 - Mit 13 Saisonerfolgen hat Martin Fourcade den bisherigen Allzeitrekord von Ole Einar Björndalen aus der Saison 2004/05 um einen Sieg überflügelt.

WAS SONST NOCH AUFFIEL

  • "Mein mittlerer Name ist Kämpfer", scherzte Paulina Fialkova nach der Verfolgung. Sie hatte gut lachen, denn die 24-jährige Slowakin kämpfte sich in einem sensationellen Rennen von Position 37 auf fünf. Damit stellte sie ein persönliches Karrierehighlight auf.

KURIOS

  • Sie starten häufig mit der Nummer eins, tragen das Gelbe Trikot und stehen als Gesamtweltcupsieger fest. Die Parallelen zwischen Laura Dahlmeier und Martin Fourcade sind nicht zu übersehen. Doch es gibt noch viele mehr. Beispiele gefällig? Beide feierten mit 19 ihr Weltcup-Debüt, waren mit 20 erstmals bei einem Großereignis, gewannen mit 21 ihre erste Medaille, holten mit 22 erstmals Gold bei einem Großereignis und mit 23 die erste große Kristallkugel. Fast schon unheimlich …
  • Apropos Fourcade: Der Franzose flog direkt nach der Verfolgung nach Hause, weil seine Frau bekanntlich das zweite Kind der beiden erwartet. "Der erste Weg nach dem Rennen war zum Handy, um zu schauen, ob meine Frau angerufen hat", erklärte der Superstar. Sein Einsatz in Oslo ist noch ungewiss, da er vom Nachwuchs abhängt. "Ich wäre aber schon gerne dabei", hofft er, dass der Nachwuchs a) möglichst rasch das Licht der Welt erblickt oder b) sich bis nächste Woche Zeit lässt.
  • Der Titel für den "kuriosesten Sieg der Saison" geht - schon vor Oslo - an Arnd Peiffer. Der 29-Jährige (wird am 18. März 30) gewann einen packenden Verfolgungswettkampf und sprintete Simon Eder hauchdünn nieder. Ein wahres Drama spielte sich aber schon davor ab. Zunächst kam sich Peiffer beim Versuch, eine Trinkflasche aufzunehmen, mit einem Betreuer ins Gehege und stürzte. Dazu fühlte er sich in der Loipe mies, kämpfte gegen Würgereiz. "Ich hatte Magenprobleme", gestand er hinterher. Und erleichterte sich auf der Strecke. "Ich habe mich übergeben, dann war es auf einmal besser." Ein höchst kurioses Rennen mit Happy End für den Deutschen. "Ich war vorne und weiß gar nicht so richtig, wie das ging."
  • ROT-WEISS-ROTE BRILLE

    • Das war wieder die Lisa Hauser, wie wir sie kennen! Nach einem soliden Sprint (Rang 29) arbeitete sich die Tirolerin mit einem fantastischen Verfolger, in dem sie fehlerfrei blieb und die dritte Netto-Zeit ablieferte, auf Position sechs vor. Als Draufgabe feierte sie, wie oben erwähnt, gemeinsam mit Eder ihren ersten Weltcupsieg. "Einfach einmalig", jubelte die 23-jährige Reitherin. "Ein cooler Bewerb. Und mit Simon am Podium zu stehen, ist wunderschön."
    • Für den Rest des Damen-Teams wurde Kontiolahti kein Schützenfest. Fabienne Hartweger und Dunja Zdouc leisteten sich im Sprint zu viele Fehler, verpassten die Top-60. Christina Rieder durfte als 54. zwar im Verfolger noch mal ran, rutschte dort aber zwei Positionen zurück. Das Trio ging damit leer aus.
    • Besser lief es im IBU-Cup im estnischen Otepää. Dort gelang Julia Schwaiger mit Rang zwei im Sprint ihr bislang bestes Ergebnis sowie der zweite Stockerlplatz, während Katharina Innerhofer als Sechste zu überzeugen wusste. Der Lohn: Beide erhalten ein Ticket für das Weltcupfinale in Oslo.

    FOTO DER WOCHE

    Sprüche der Woche

    "Ich habe ein bisschen rumgeeiert beim Schießen" - Arnd Peiffer, der die französische Mixed-Staffel beim letzten Schießen ziehen lassen musste.

    "Ich bin in der letzten Runde eingegangen wie die letzten Ehen von Lothar Matthäus." - Michael Rösch in unnachahmlicher Weise über die schwierige Strecke.

    Christoph Nister, Kronen Zeitung

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