Wie Fall Fritzl

Britin 21 Jahre lang vergewaltigt und verprügelt

Ausland
05.03.2017 14:20

Man nennt ihn den britischen Josef Fritzl, aber auch zum Fall Kampusch kann man Parallelen erkennen - Michael Dunn ist letzte Woche zu 27 Jahren Haft verurteilt worden, weil er über Jahrzehnte vier Mädchen und Frauen - eines von ihnen erst zehn Jahre alt! - vergewaltigt und geschlagen hat. Zwei von ihnen hat er über Jahre als Sexsklavinnen gehalten - eine heute 38-Jährige wurde sogar 21 Jahre lang von dem 57-Jährigen gepeinigt. In der Zeit gebar sie ihm drei Kinder - und sagt, sie liebt ihn.

Ähnlich Josef Fritzl, der seine eigene Tochter über Jahrzehnte in einem selbst gebauten Verlies im niederösterreichischen Amstetten gefangen hielt, sie wieder und wieder vergewaltigte und sieben Kinder mit ihr zeugte, baute Dunn hinter dem Kühlschrank in seinem Haus ein Versteck, in dem sich die damals erst 14-Jährige über die Jahre neun Mal verstecken musste, als die Polizei bei ihm nach ihr suchte.

Über die Jahre vergewaltigte Dunn das Mädchen unzählige Male und zeugte drei Kinder mit ihr. Die Kinder wuchsen bei ihnen auf - und so habe die Frau ihrem Peiniger nicht auf Dauer entkommen können. Oder, wie sie der "Sun" sagte, meist gar nicht wollen, da sie sich über die Zeit in ihn verliebt habe. Auch wenn er ihr unfassbare Schmerzen zugefügt hat. "Sogar jetzt noch wache ich oft schreiend auf, weil ich davon träume, wie er mich vergewaltigt. Ich denke jeden Tag daran. Es hat mein Leben ruiniert", erzählte sie der Zeitung.

"Ich konnte nicht von ihm loskommen"
Mit 21 habe sie Dunn zum ersten Mal verlassen, da habe sie aber schon ein vierjähriges Kind mit ihm gehabt. "Die Verbindung" mit ihm sei zu stark gewesen - und sie sei wieder zurückgekehrt, um im Alter von 25 bzw. 29 Jahren zwei weitere Kinder mit ihm zu bekommen. Sie blieb all die Jahre bei ihm, obwohl er sie schlug und vergewaltigte, wenn sie seinen täglichen Forderungen nach Sex nicht nachkam. "Ich hatte schreckliche Angst vor ihm. Jede Kleinigkeit konnte ihn rasend wütend machen", so die heute 38-Jährige, "aber auf eine seltsame Art und Weise habe ich ihn lieben gelernt und konnte nicht von ihm loskommen."

Räumlich waren die 38-Jährige und Dunn aber durchaus des Öfteren getrennt. "Ich habe immer mal wieder bei meiner Mutter gewohnt, bin durch das Land gereist. Ich hatte zwischendurch auch Jobs, aber ich war auch über Jahre im Krankenstand, weil ich unter Angstzuständen und Depressionen litt", so die Frau.

Mit 35 ging sie endlich zur Polizei
Vor drei Jahren habe sie dann endlich den Mut gefasst und Dunn angezeigt. "Ich weiß nicht, warum ich so lange dazu gebraucht habe. Vermutlich habe ich das alles ganz tief in mich eingegraben, bis ich nicht mehr konnte. Jeder hat so einen Punkt, an dem er nicht mehr kann." Was mit das Schlimmste für sie ist, wie sie erzählt, ist, dass sich ihre Kinder an Dunn erinnern können. "Sie haben gesehen, wie er mich schlug, und wissen auch, dass er jetzt im Gefängnis ist."

"Er wurde zum Monster, wenn er trank"
Das Opfer lernte Dunn über einen Freund kennen, als es 13 Jahre alt war. Sie habe ihm vertraut, weil er "eine nette Familie" zu haben schien, und er habe ihr nach der Schule geholfen, ihre Leseschwäche auszubügeln. Als sie nach einem Streit von zu Hause weggelaufen sei, sei sie bei ihm untergekommen - und bald habe er begonnen, sie unsittlich zu berühren. Er sei "der netteste Mann" gewesen, wenn er nüchtern gewesen sei, "aber er wurde zum Monster, wenn er trank". Und er habe jeden Tag getrunken.

"Obwohl ich noch ein Kind war, wusste ich, dass das falsch war, aber ich konnte sonst nirgends hin, also habe ich niemandem etwas gesagt. Ich habe ihn gebeten aufzuhören, aber das hat er nicht getan. Und dann hat er mich zum ersten Mal vergewaltigt." Von da an sei er jeden Tag über sie hergefallen. "Er sagte, er sei ein Mann und er brauche es einmal am Tag." Wenn sie sich geweigert habe, habe er sich den Sex mit Gewalt geholt - "also habe ich gelernt, es über mich ergehen zu lassen" - wie auch ein anderes Opfer, das er sich in seinem Haus als Sexsklavin hielt und teilweise einsperrte.

"Ich weiß bis heute nicht, was seine Frau mitbekommen hat"
Seine Frau habe die ganze Zeit über mit im Haus gelebt - "aber sie war Alkoholikerin. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob sie wirklich wusste, was vor sich ging." Wenn die Polizei gekommen sei, um nach ihr oder einem anderen Mädchen zu suchen, habe sie sich in dieses "winzige und pechschwarze" Versteck zwängen müssen. Dunn sei "stets darauf vorbereitet gewesen", dass die Polizei bei ihm Nachschau hielt. Er habe Kameras über der Tür installiert gehabt und zwei Hunde hätten immer frühzeitig gemeldet, wenn sich jemand dem Haus genähert habe.

So habe man Dunn nichts nachweisen können. Selbst als eine andere 14-Jährige ihn im Jahr 1993 beschuldigte, sie missbraucht zu haben, passierte nichts. "Ich weiß noch, dass die Polizei mir nicht geglaubt hat", so dieses Opfer zum "Daily Mirror". "Meine Mutter, die mir geglaubt hat, hat die Polizisten gefragt, warum sie nichts unternehmen. Sie sagten, meine Körpersprache passe nicht."

"Ich will Polizist werden, um Menschen wie Daddy einzusperren"
Vergangene Woche wurde Dunn zu 27 Jahren Haft verurteilt - wegen zehn Vergewaltigungen, drei Fällen von Freiheitsentzug und drei Fällen von sexuellem Missbrauch. Einer Vergewaltigung wurde er nicht schuldig erkannt und auch Vorwürfe wegen Todesdrohungen wurden fallen gelassen. Er behauptete vor Gericht stets, seine Opfer würden lügen, und zeigte während des gesamten Prozesses kaum eine Gefühlsregung. Lediglich bei der Bekanntgabe des Strafmaßes weinte er.

Für die Opfer, die seit Jahren unter den Traumatisierungen leiden, ist es ein schwacher Trost, aber zumindest ein kleines Stück Gerechtigkeit. Und ein Ansporn für eines der Kinder Dunns. "Ich will einmal Polizist werden", habe er seiner Mutter, der 38-Jährigen, gesagt, "um Menschen wie meinen Daddy einzusperren."

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