Maßnahmen gefordert

Masernfälle wieder weltweit auf dem Vormarsch

Gesund
07.02.2017 15:32

Masern sind kein Kinderspiel: Die extrem ansteckende Krankheit galt lange als beinahe ausgerottet, ist mittlerweile aber wieder auf dem Vormarsch. Binnen weniger Tage wurden in Österreich in diesem Jahr bereits mehr Masernfälle registriert als im gesamten Jahr 2016. Auch weltweit steigt die Ansteckungsrate stark an. Von Gesundheitsexperten werden nun rasche Maßnahmen gefordert.

In Österreich sollten eigentlich mehr als 95 Prozent der Kinder gegen Masern immunisiert sein. Viele Kinder sind aber gar nicht geimpft! Diese sind somit der ständigen Gefahr einer Ansteckung ausgesetzt und können andere anstecken.

Für eine Immunisierung wären zwei Impfungen notwendig. Der Grundimmunisierung folgt nach vier Wochen eine zweite Auffrischungsimpfung. Eine hohe Durchimpfungsrate ist besonders wichtig, um auch für Babys bis neun Monate einen Herdenschutz zu erzeugen. Dieser tritt auf, wenn eine Immunität innerhalb einer Population so verbreitet ist, dass auch nicht-immune Personen geschützt sind. In Rumänien starben 2016 viele Kleinkinder, weil der Herdenschutz versagt hat.

Einführung der Impfpflicht gefordert
Zahlreiche Experten, so auch Volksanwalt Günther Kräuter, fordern eine Einführung der Impfpflicht gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR-Imfpung) in Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen. Dies sei angesichts der seit Jahresbeginn bereits aufgetretenen Erkrankungsfälle in Österreich gerechtfertigt. Laut Kräuter führen Aufrufe, Werbe- und Aufklärungskampagnen der Gesundheitspolitik nicht zum Ziel - die Durchimpfungsrate sinke. (Lesen Sie unten ein Interview.)

Die Infektionskrankheit wird durch Tröpfcheninfektion (Sprechen, Husten, Niesen), also direkten Kontakt, übertragen. Die Inkubationszeit beträgt normalerweise acht bis zehn Tage. Diese Zeit zwischen Kontakt mit der Erkrankung und dem Ausbruch der Erkrankung führt zum katarrhalischen Stadium mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Husten, Schnupfen und geröteten Augen.

Hochansteckend und meldepflichtig!
Nach etwa 14 Tagen beginnt der Hautausschlag: bräunlich-rosafarbene Flecken breiten sich aus. Bis zum Beginn des Fiebers können 18 Tage vergehen. Vier Tage vor bis vier Tage nach dem Auftreten des Hautausschlags ist die Erkrankung sehr ansteckend. Besonders gefürchtet ist die sehr selten auftretende Enzephalitis, eine Entzündung des Gehirns mit Kopfschmerzen, Fieber und Bewusstseinsstörungen bis zum Koma. Dieser schwere Verlauf kann auch tödlich enden.

Eine Maserninfektion schwächt außerdem generell die Abwehrkräfte, es kann daher zu einer zusätzlichen bakteriellen Infektion kommen. Überdies treten oft noch Bronchitis, Lungen- oder Mittelohrentzündung und Durchfall auf.

Wie Sie Ihre Kinder schützen
Es gibt kein Medikament gegen den Virus, allein die Schutzimpfung hilft. Der wirksame und gut verträgliche Impfstoff ist an öffentlichen Impfstellen der Bundesländer kostenlos erhältlich, fehlende Impfungen können ebenfalls dort gratis nachgeholt werden. Informationen zur Masernimpfung finden Sie HIER.

Lesen Sie ein Interview von Mark Perry mit Volksanwalt Dr. Günther Kräuter, erschienen in der Kronen Zeitung am 6. Feber 2017:

Herr Dr. Kräuter, es hat ja viele Aufklärungskampagnen gegeben. Funktioniert die Freiwilligkeit nicht?
Das erklärte Ziel der Ausrottung der Masern bis 2015 ist längst verfehlt. Heuer hat es schon 32 Erkrankungen gegeben. Obwohl das oft schwere gesundheitliche Folgen bis hin zum Tod haben kann.

Ist die Impfmoral der Eltern wirklich so schlimm?
Sechs Prozent der Zwei- bis Fünfjährigen, das sind 20.000 Kinder, sind überhaupt nicht immunisiert. 76.000 Minderjährige sind kein zweites Mal geimpft.

Hängt das auch mit der Zuwanderung zusammen?
Viele der kleinen Kriegsflüchtlinge sind nicht geschützt, weil es in ihrer alten Heimat gar keine Möglichkeiten gab.

Also sofortige flächendeckende Impfung in allen heimischen Schulen und Kindergärten?
Das ist unsere einzige Chance mit der Masernepedemie fertig zu werden.

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