Mit Keim angesteckt

Steirer lebt seit mehr als einem Jahr in Isolation

Österreich
17.01.2017 14:34

Schon seit mehr als einem Jahr lebt ein Obersteirer in völliger Isolation. Der Mann erkrankte im Dezember 2015 an einem in der Fachwelt gefürchteten multiresistenten Keim. Der 59-Jährige will nun prüfen lassen, ob er sich durch einen Behandlungs- und Hygienefehler bei seinen Operationen in obersteirischen Krankenhäusern angesteckt hat.

Seine Anwältin Karin Prutsch schildert, dass der Diabetiker 2015 wegen einer Beinfraktur ins LKH Bruck eingeliefert worden war. Der Unterschenkel musste ihm im November 2015 amputiert werden, wenige Wochen später auch der Oberschenkel, weil sich eine Sepsis und Wundinfektion gebildet hatten. Im Befund vom 14. Dezember 2015 werde laut Anwältin eine Infektion mit einem 4MRGN-Erreger festgehalten. Die Abkürzung steht für multiresistente gramnegative Stäbchen mit Resistenz gegen vier der vier Antibiotikaklassen (Penicilline, Cephalosporine, Chinolone und Carbapeneme). Aus dem Namen leitet sich auch die Gefährlichkeit ab, denn derzeit gibt es kein Antibiotikum gegen diese Infektion.

Schicksalhafte Fügung oder Behandlungsfehler?
Seit der Diagnose lebt der Patient in Isolation. Zuerst wurde er im Spital und nun auch im Pflegeheim in einem Einzelzimmer betreut. Nur unter strengen Sicherheitsauflagen dürfen Personen zu ihm. Die Anwältin habe derzeit nur über den Sachwalter des 59-Jährigen Kontakt zu ihm. Sie will für ihren Mandanten nun herausfinden, ob im Krankenhaus Fehler gemacht wurden oder ob es eine schicksalhafte Fügung war, durch die es zur Infektion mit dem Keim kam. Daher sei noch unklar, ob gerichtlich vorgegangen wird.

"Furchtbar und gefährlich"
Prutsch will eine starke Zunahme von Keiminfektionen bei Patienten beobachtet haben. Sie bekomme immer mehr ähnlich gelagerte Fälle auf ihren Arbeitstisch. Einen Fall von 4MRGN-Infektion habe sie aber bisher noch nicht gehabt und sie habe auch noch von keinem derartigen Fall in Österreich gehört: "Der ist wirklich furchtbar und gefährlich."

Bei der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes hieß es am Dienstag auf Anfrage der APA, dass keine Auskünfte über Infektionen von Patienten erteilt würden. Sollte dem Krankenhaus eine Schuld nachgewiesen werden, würden entsprechende Entschädigungen ins Auge gefasst.

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