Neue Spannungen

Serbien stoppt eigenen Personenzug in den Kosovo

Ausland
14.01.2017 21:09

Der erste Personenzug, der seit 18 Jahren von Belgrad nach Nord-Mitrovica in den Kosovo unterwegs war, blieb am späten Samstagnachmittag in der südserbischen Stadt Raska, etwa 10 Kilometer von der Grenze zum Kosovo, stehen. Die Anordnung dazu wurde vom serbischen Premier Aleksandar Vucic erteilt. Er habe dies beschlossen, um einen "eventuellen großen Konflikt" zu vermeiden, erklärte Vucic bei einer Pressekonferenz in Belgrad.

Zuvor hatte der kosovarische Präsident Hashim Thaci den Innenminister Skender Hyseni und den Polizeidirektor Shpend Maxhuni beauftragt, den Zug an der Grenze "um jeden Preis" zu stoppen. Laut kosovarischen Medienberichten wurde am Nachmittag am Grenzübergang Donje Jarinje die Präsenz der kosovarischen Polizei bedeutend aufgestockt. Den Polizisten haben sich auch Angehörige der kosovarischen Sonderpolizeieinheit Rosu angeschlossen, berichteten Medien.

Wollten Albaner Gleise sprengen?
Albanische Polizisten mit Gewehren und gepanzerten Fahrzeugen hätten die Weiterfahrt des Zuges über die Grenze verhindert, kritisierte wiederum der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic am Samstag vor der Presse in Belgrad. Vucic beschuldigte die Behörden in Prishtina, "Kriegsspiele" vorbereitet zu haben und einen "großen Konflikt" mit lokalen Serben sowie den Zugreisenden auslösen zu wollen. Es hätten sich "fast unglaubliche Dinge ereignet". Die Albaner hätten versucht, die Gleise mit Sprengstoff zu versehen.

"Kosovo ist Serbien"
Die Aufnahme des Zugverkehrs zwischen Belgrad und Nord-Mitrovica wurde seitens der serbischen Behörden nicht mit Prishtina vereinbart. Belgrad behauptet, dass der Personenzug eigentlich, wie Vucic erklärte, "Menschen und Städte im Einklang mit den Gesetzen aller Staaten und den EU-Werten" verbinden sollte. In Prishtina wurde die einseitige Aufnahme des Zugverkehrs als Provokation empfunden, umso mehr wegen der Ausstattung des Zuges. Denn der von Russland gekaufte Zug hatte viele umstrittenen Symbole an Bord. Das Innere wurde mit Ikonen-Fotografien aus den serbisch-orthodoxen Klöstern im Kosovo ausgestattet. Die Außenseite des Zuges wurde mit der Aufschrift "Kosovo ist Serbien" in verschiedenen Sprachen versehen.

Serbien erkennt Kosovo-Unabhängigkeit nicht an
Kosovo hatte sich im Jahr 2008 einseitig für unabhängig von Serbien erklärt. Die serbische Regierung und die Kosovo-Serben erkennen die Unabhängigkeit jedoch nach wie vor nicht an. Die zu mehr als 90 Prozent von ethnischen Albanern bewohnte ehemalige serbische Provinz war nach dem Kosovo-Krieg der Jahre 1998 und 1999, bei dem 13.000 Menschen starben, unter internationale Verwaltung gestellt worden.

Ziel Serbiens ist ein EU-Beitritt
Die Normalisierung der Beziehungen zwischen Pristina und Belgrad ist Voraussetzung für den von Serbien angestrebten Beitritt zur Europäischen Union. Auch das Kosovo strebt die Aufnahme in die EU an. Das 1,8-Millionen-Einwohner-Land wird von mehr als hundert Staaten anerkannt, darunter die meisten EU-Länder und die USA.

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