Bemühungen erfolglos

Österreich verliert Habsburg-Erbe an Ungarn

Österreich
22.12.2016 11:42

Österreich schaut durch die Finger: Der gesamte Nachlass des vor fünf Jahren verstorbenen Kaisersohns Otto Habsburg wird nach Ungarn gebracht. Staatsarchiv und das Stift Klosterneuburg hatten sich erfolglos um den Verbleib der Hinterlassenschaft bemüht. Die Entscheidung geht offenbar auch auf ein Gespräch der Nachfahren mit dem ungarischen Premier Viktor Orban zurück.

Anfang 2016 kam es zu einem Gespräch von Ottos Sohn Georg Habsburg mit Orban. Habsburg habe gefragt, "was mit dem Archiv meines Vaters vorgesehen sei und ob Ungarn als Standort für das Otto-Habsburg-Archiv infrage käme", hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung der Familie.

Ungarn erließ eigenes Gesetz
Das Budapester Parlament verabschiedete daraufhin im Oktober ein Gesetz, das der Regierung die Gründung von Stiftungen erlaubt. Die erste solche Stiftung wird laut ungarischen Medienberichten die Otto-Habsburg-Stiftung sein, über die das Parlament gleichzeitig ein eigenes Gesetz erließ. Damit soll der Nachlass, der in Familienbesitz bleibt, in die Budapester Burg gelangen, wissenschaftlich aufgearbeitet und digitalisiert werden. Bis zur tatsächlichen Eröffnung des Habsburg-Archivs wird es wahrscheinlich wegen Renovierungsarbeiten noch bis Mitte des Jahres 2018 dauern.

Archiv muss überstellt werden
Sowohl das Österreichische Staatsarchiv am Minoritenplatz in Wien, wo die Dokumente der Habsburger bis zurück ins 12. Jahrhundert lagern, als auch das Stift Klosterneuburg hatten sich bemüht, die Verwahrung und Dokumentation des Nachlasses zu übernehmen. Otto Habsburgs Nachfahren sei es aber wichtig gewesen, dass das Archiv in der Budapester Burg angesiedelt ist, hieß es. Begründung: Die Habsburger wollten ihr Erbe nicht einer staatlichen Institution überlassen. Daher muss nun das gesamte Archiv von Wien nach Ungarn überstellt werden.

Otto Habsburg wurde 1912 geboren. Er war der älteste Sohn von Karl I., dem letzten Kaiser von Österreich, sowie Schriftsteller, Publizist und Politiker. Er starb im Juli 2011 in Bayern. In Ungarn wurde das Lebenswerk Otto Habsburgs immer wieder gewürdigt. Als "Beschützer der Ungarn" wurde er nach der politischen Wende in mehr als 80 Gemeinden zum Ehrenbürger erklärt.

Der Kaisersohn hatte seine besonders engen Beziehungen zu Ungarn, dessen Sprache er gut sprach, immer wieder betont. "Der Körper in Österreich, das Herz in Ungarn", hatte Habsburg verfügt und die Beisetzung seines Herzens in der Erzabtei Pannonhalma gewünscht. Er hatte sich auch als deutscher CSU-Abgeordneter im Europäischen Parlament aktiv für Ungarn eingesetzt.

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