"Generationswechsel"

Ex-Ö3-Chef Bogdan Roscic wird Staatsoperndirektor

Österreich
21.12.2016 10:08

Bogdan Roscic, Ex-Chef des Radiosenders Ö3 und derzeit Präsident der Klassiksparte des Musikkonzerns Sony, wird mit der Saison 2020/21 neuer Direktor der Wiener Staatsoper. Der 52-Jährige folgt damit auf Dominique Meyer, dessen Vertrag nach zwei Amtszeiten 2020 auslaufen wird. Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) sprach am Mittwochvormittag von einem "Generationswechsel": "Wenn Sie so wollen, geht es auch darum, eine Staatsoper 4.0 zu kreieren."

Bogdan Rosic habe eine Vernetzung mit den wichtigsten Sängern und Dirigenten der Welt, die ihresgleichen suche, begründete Drozda seine Entscheidung, deren Tragweite er sich durchaus bewusst sei: "Ich möchte die Gelegenheit nutzen und die Staatsoper als 'die' Leitinstitution unserer Kulturlandschaft ab dem Jahr 2020 neu positionieren."

So repräsentiere Roscic auch einen "Generationswechsel". "Ich glaube, wir müssen in die Zukunft blicken - und das heißt in keinem Fall Kritik am Status quo", so Drozda, der dem aktuellen Direktor Dominique Meyer für dessen gute Arbeit "ganz besonders" dankte. Schließlich stehe die Staatsoper derzeit sehr gut da. Doch "wenn Sie so wollen, geht es auch darum, eine Staatsoper 4.0 zu kreieren". Nicht zuletzt habe ihn Roscics Konzept für die inhaltliche Ausrichtung der Staatsoper ab 2020 überzeugt.

"Wichtigste Entscheidung meines Lebens"
Roscic sagte, sein Wechsel zur Staatsoper sei die wichtigste Entscheidung seines Lebens gewesen. Gelockt habe ihn der "gewaltige Gestaltungsspielraum" und die Überzeugung, dass man sich als Opernhaus heute "Rechenschaft ablegen muss darüber, wo Oper als Kunstgattung eigentlich steht". Sein Vorsatz: eine "allabendliche Hebung der Qualität" - und zwar auf ein Niveau, das der Oper die Kraft gibt, "ihr Publikum selbst zu erschaffen" und in der harten Konkurrenz mit anderen Medien zu bestehen.

Zwar sei das Totsagen des Genres nicht eingetreten, aber "die Oper hat an Bedeutung verloren, ist nicht mehr selbstverständlicher Bestandteil unserer Sozialisation". Roscic: "Wir reden zu viel über das Wie. Das Publikum von heute und von morgen braucht auch Antworten auf das Was oder das Warum. Was ist die Oper für mich, warum muss sie Teil meines Lebens werden?" Diese Antworten könnten nur gegeben werden durch "Erlebnisse einer anderen Tiefe und Intensität als sie Theaterroutine manchmal zu bieten hat". Die Oper - "die größte Materialschlacht der Kulturwelt" - stehe unter großem Druck und "muss liefern".

Wandlungsreiche Berufsbiografie
Bogdan Roscic wurde am 14. April 1964 in Belgrad geboren, von wo aus seine Eltern 1974 nach Linz emigrierten. Dort ging er in die Schule, bevor er in Wien Philosophie und Musikwissenschaft studierte und mit einer Dissertation über Theodor W. Adorno abschloss.

Danach begann sein erstes berufliches Leben - das als Journalist. Zunächst arbeitete er nach dem Studium ab 1989 für das Kulturressort der "Presse", bevor er 1991 zum Ressortchef für Medien, Medienpolitik und Pop beim "Kurier" avancierte. Zwei Jahre später folgte der Wechsel zum ORF, wo er zunächst Musikchef des Radiosenders Ö3 wurde.

Das zweite Karriereleben Roscics ist das des Medienmachers. 1996 stieg er zum Ö3-Chef auf und baute den Sender in Vorbereitung der Marktliberalisierung zum Formatradio um, stärkte den Fokus auf Popkultur und Comedyformate, was die guten Zahlen sicherte, durchaus aber auch für Kritik sorgte.

Anfang 2002 verließ er den ORF und wurde Manager in der Musikindustrie. Den Anfang machte die Position des Managing Director bei Universal Music Austria. 2003 wechselte der umtriebige Grenzgänger zwischen E- und U-Musik als künstlerischer Leiter zum Renommierlabel Deutsche Grammophon nach Hamburg. 2006 ging es weiter nach London zum Klassiklabel Decca und weitere drei Jahre später als Präsident der Klassiksparte zu Sony Music nach New York. Sein künftiger Posten als Operndirektor erscheint da nur als eine weitere Wendung in einem wandlungsreichen Leben.

Besucherrekord in laufender Saison
Die Wiener Staatsoper verbuchte in der Saison 2015/16 einen Besucherrekord von 610.461 Gästen und Kartenerlöse in der Höhe von rund 34,6 Millionen Euro. Die Platzauslastung lag bei 98,59 Prozent, wobei das Haus 1709 Sitz- und 567 Stehplätze parat hält.

Berühmt ist die Staatsoper mit ihren in Summe 950 Mitarbeitern im Besonderen für ihr Orchester, das außerhalb der Oper als Wiener Philharmoniker bekannt ist. Wesentlich für den Betrieb des Hauses ist das Repertoiresystem mit rund 50 Opern und 15 Ballettwerken in jeder Spielzeit.

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