Engpass im Unterland

Immer weniger Augenärzte mit einem Kassenvertrag

Tirol
10.12.2016 20:04

Die Außerferner haben sich beinahe schon daran gewöhnt, dass sie keinen Augenarzt mit Kassenvertrag im Bezirk haben. Doch auch in anderen Landesteilen spitzt sich die Situation zu. Dem Unterland droht eine Unterversorgung. Der Fall eines Pensionisten macht deutlich, wie schwierig die Suche nach einem Facharzt ist.

"Plötzlich war ich wie blind", schildert ein Brixentaler gegenüber der "Krone" seine seit einiger Zeit auftretenden Sehausfälle. Der Hausarzt vermutet, dass eine Migräne dafür verantwortlich ist. Er riet zu einer Überprüfung beim Facharzt.

Doch so einfach ist das nicht! "Ich habe alle Kassenärzte in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel angerufen. Aber Termin habe ich keinen ergattert", klagt der Pensionist. Der Arzt in Wörgl geht bald in Pension und nimmt keine neuen Patienten mehr. Andere Mediziner im Unterland verweisen auf das Krankenhaus Kufstein, weil sie heillos überfüllt sind. Die Arztpraxis in St. Johann ist verwaist. Der Brixentaler weicht jetzt auf einen Wahlarzt aus - auch wenn er dafür zahlen muss. "Das kann doch nicht die Lösung sein", meint er enttäuscht.

Jahrelange Suche

Auf den ersten Blick schaut es in Tirol nicht nach einem Ärztemangel für den Fachbereich Augenheilkunde aus. 27 Kassenstellen sind es laut Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK). Nur zwei sind unbesetzt. Bei genauerer Betrachtung wird aber klar, dass sich hier ein wachsendes Problem auftut: Im Außerfern wird seit Jahren vergeblich nach einem Augenarzt gesucht. Die Stelle in St. Johann ist seit Juli vakant. "Durch die Nähe zum Krankenhaus ist das eigentlich ein attraktiver Standort", meint TGKK-Direktor Arno Melitopulos. Bewerber gab es bisher aber keine. 2017 dürfte sich die Situation verschärfen, weil besagter Arzt in Wörgl in Pension geht. In einer Region, in der jetzt schon sehr knapp mit Stellen kalkuliert wird.

Grundsätzlich sei man bereit, mehr Kassenstellen zu schaffen, betont der TGKK-Direktor. Doch zuerst müssten die bestehenden Standorte besetzt sein. Die letzte Ausschreibung brachte jedoch keine Bewerber. Ärztekammer-Direktor Günter Atzl: "Vor Neujahr starten wir eine neue Runde."

Mehr Wahlärzte

Die Suche nach Kassenärzten ist auch deshalb schwierig, weil sich immer weniger Mediziner an eine Kasse binden wollen. Die Augenheilkunde gehört zu jenen Fachrichtungen, für die es in Tirol mittlerweile bereits mehr Wahl- als Kassenärzte gibt. Kein Wunder, dass dem Brixentaler letztlich keine Wahl blieb.

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