Carbon-Feuerwerk

Test Jaguar F-Type SVR: Muskelkatze muss spielen

Motor
01.12.2016 01:00

"Special Vehicle Operations" klingt, als wäre es die Abteilung von Q, James Bonds Hoflieferant für gefährliches Spielzeug aller Art. Tatsächlich handelt es sich um die lustige Sportabteilung von Jaguar Land Rover. Daher kommt mein Testwagen. Er heißt SVR, Jaguar F-Type SVR. Und er hat die Lizenz als schnellster Serien-Jaguar aller Zeiten.

(Bild: kmm)

Damit ist klar, es geht nicht darum, die zeitlose Eleganz des F-Type-Grundmodells zu unterstreichen, sondern seine sportlichen Eigenschaften auf die Spitze zu treiben. Apropos: 322 km/h geben die Briten für das Coupé an, und mit 3,7 Sekunden ist der SVR vier Zehntel schneller auf 100 als der R. Dessen Fünfliter-Kompressor-V8 haben sie auf 575 PS und 700 Nm trainiert (statt 550 PS/680 Nm). Ein Muskelprotz also.

Da darf man dann optisch schon mal dick auftragen, mit beweglichem Heckspoiler und Carbondach (kostet 4000 Euro), zwei Einzelheiten, die nur die Spitze (da ist sie wieder!) des Eisbergs der Leichtbau- und Aerodynamik-Maßnahmen sind. Insgesamt 50 kg leichter ist der SVR im Vergleich zum normalen F-Type mit V8-Kompressor-Motor, wenn man zusätzlich die Carbon-Keramik-Bremsanlage (13.000 Euro) ordert; der Top-Allradler bringt 1,7 Tonnen auf die Waage.

Ein Teil der Gewichtseinsparung kommt vom Titanauspuff, der zudem Platz schafft für einen sogenannten Venturi-Unterboden. Dieser saugt den F-Type zwar nicht an den Boden, verringert aber immerhin den Auftrieb. Auch der Spoiler ist nicht zur Zierde gedacht.

Röhrt die Katze gesund, freut sich der Mensch
Alles im Jaguar F-Type SVR ist auf Krawall gebürstet. Nicht nur die Optik ist maximal laut, auch der Auspuffsound ist noch fetter, die Titantüten bellen ein heiser knallendes Feuerwerk heraus, das einem akustisch verfremdeten Strohfeuer nahekommt. Doch der V8 ist kein Blender, sondern ein exzellentes Triebwerk, das auf den Punkt abliefert, ohne das geringste Zögern.

So klingt der Jaguar F-Type SVR:

Achtung, wildes Heck!
Lässt man die Raubkatze von der Leine, kann der Verdacht aufkommen, man säße in einem Hecktriebler. Weit gefehlt, im SVR ist Allradantrieb serienmäßig. Der ist aber so heckorientiert, dass das Hinterteil gerne mal ausbricht, vor allem wenn es rutschig ist. AWD ist also kein Rundum-sorglos-Paket, sondern ein Werkzeug, das sachkundig bedient werden will. Das ESP greift, falls nicht deaktiviert, hart ein.

Schläge in die Magengrube
Das auf Knopfdruck verstellbare Fahrwerk ist im Vergleich zum F-Type R deutlich schärfer. Den Sportmodus sollte man eigentlich nur auf der Rennstrecke oder auf sehr gut asphaltierten Straßen aktivieren, denn jedes Schlagloch, jeden Kanaldeckel spürt man im ganzen Körper. Tatsächlich braucht man ihn aber, um die Lenkung auf sportlich zu stellen. Genug Rückmeldung bietet sie aber so oder so nicht, obwohl sie ziemlich direkt arbeitet. Auch wenn man die Achtgang-Automatik bis in den Begrenzer manuell schalten will, kommt man nicht am Sportmodus vorbei.

Was ich mir wirklich wünschen würde, ist ein Update für den engen Fußraum. Der ist so gestaltet, dass ich mir ständig selbst mit einer Ferse auf die andere steige.

Das Einzige, das nicht zum Auto passt, ist der standuhrartige Blinkersound - wie im Range Rover:

Unterm Strich
What you see, is what you get - der Jaguar F-Type SVR ist die Vorschlaghammer-Version des eleganten Coupés. Er trägt in jeder Hinsicht dick auf, hat unbändige Kraft, ist aber trotz Leichtbau kein Leichtgewicht und führt auch fahrtechnisch nicht das Florett, sondern eher das dicke Schwert. Fett ist auch der Basispreis: 176.400 Euro bedeutet einen Aufpreis von über 30.000 Euro auf den R. Der Testwagen kommt mit Extras (Carbon all over, Meridian-Navitainment etc.) sogar auf 212.000 Euro. Wie bei Q muss da die Anweisung lauten: Bringen Sie ihn unbeschädigt zurück!

Warum?

  • Superlative sind super - und es ist der schnellste Serien-Jag aller Zeiten
  • Es muss nicht immer Porsche sein

Warum nicht?

  • Ohne die SVR-Optik ist der F-Type eleganter

Oder vielleicht …

… Mercedes SL 63 AMG, BMW M6, Porsche 911 Turbo - oder Jaguar F-Type R

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(Bild: kmm)



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