Generation 7.1

Der neue VW Golf: Ganz der alte – oder auch nicht

Motor
10.11.2016 12:38

Gemeinhin wird um ein Facelift kein allzu großes Aufsehen gemacht, beim VW Golf läuft das ein wenig anders. Auch wenn man von außen sehr genau hinschauen muss, um Hinweise auf die umfangreiche Modellpflege zu finden, die Volkswagen seinem Besteller nun, nach vier Jahren, spendiert. Umso so deutlicher fallen die Änderungen bei Antrieb, Assistenz und Armaturen aus.

(Bild: kmm)

Alle 40 Sekunden kauft irgendwo auf der Welt jemand einen VW Golf - und das seit 1974. Damals rettete der Kompaktwagen den Wolfsburger Konzern nicht nur vor dem Untergang, sondern beschrieb auch gleich ein neues Segment: die Golf-Klasse. Sogar eine gesellschaftliche Generation wurde nach ihm benannt.

Der Golf hat es also - wie auch immer - geschafft, als "klassenlos" zu gelten. Er ist mit Abstand das Lieblingsauto der Deutschen wie auch der Österreicher und nach wie vor das meistverkaufte Fahrzeug im Volkswagen-Konzern. Mittlerweile steht das Zählwerk bei 33 Millionen, über eine Million Einheiten liefen allein 2015 von den Bändern in Deutschland, Mexiko und China. Zugelassen wurden in Deutschland vergangenes Jahr 271.000, in Österreich 17.272 Exemplare.

Damit dies so bleibt, gönnt Volkswagen seinem Bestseller inklusive seiner Derivate Variant und Sportsvan eine gründliche Überarbeitung, intern PA (Produktaufwertung) genannt. In wenigen Tagen werden die Bestellbücher geöffnet, um Produktion wie Vertrieb genügend Vorlauf zu geben, bis März kommenden Jahres die Auslieferungen sicherzustellen. Äußerlich wird der Kunde zweimal hinschauen müssen, das Facelift zu erkennen. Optischen Feinschliff erhielten lediglich Front- und Heckschürze sowie die Scheinwerfer (LED, aber kein Matrixlicht wie beim Astra) und Rückleuchten. Das Übliche eben, wenn man dem Modell aus Kostengründen - die Investitionen in Presswerkzeuge würden in die Millionen gehen - nicht ans Blech gehen will.

Neues unter der Haube
Die Modellauffrischung spielt sich daher auch mehr darunter ab. Bei den Benzinmotoren kommt erstmals der neu entwickelte 1,5-Liter-Turbo-Vierzylinder (EA 211 evo) zum Einsatz. Er leistet 150 PS und ersetzt die bisherigen 1,4-Liter-TSI-Aggregate. Etwas später soll eine 130-PS-Version folgen. Die beiden Dieselmotoren 1.6 und 2.0 TDI bleiben erhalten, wurden allerdings bei Emissionen und Verbrauch verbessert. Den Einstieg in die Golf-Welt bildet weiterhin der kleine Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner. Ab Mitte nächsten Jahres soll es für den EA 211 evo sogar einen Partikelfilter geben. Später werden auch die anderen Benziner hierfür angepasst und von der Maßnahme profitieren.

Erstmals virtuelle Instrumente im Golf
Den für den Kunden spürbaren Fokus legte VW bei der Produktaufwertung auf den Innenraum.

So ziehen erstmals - wie schon in Passat und Tiguan - die virtuellen Instrumente ins Cockpit (Active Info Display).

Das gegen Aufpreis erhältliche Feature lässt sich vom Fahrer nach Belieben umschalten, so dass entweder die Instrumente, der Bordcomputer oder die Navigation das Anzeigenfeld dominieren. Auf dem Pariser Salon ließ VW im e-Golf bereits die Katze aus dem Sack, was das neue Zentral-Display betrifft. Es wuchs in der Diagonalen von 8,0 auf 9,2 Zoll, hat eine höhere Auflösung, Gestensteuerung und bietet eine sogenannte Multi-Tasking-Funktion.

Mehrere Modi (Radio, Navigation usw.) können gleichzeitig dargestellt werden. Selbstverständlich lassen sich die Apps aller gängigen Smartphones auf den Bildschirm spiegeln. Apropos spiegeln: Ein Head-up-Display wird es im Golf der Generation sieben weiterhin nicht geben.

Mehr Reichweite für den e-Golf
Angekündigt hat Volkswagen bereits die Reichweitenverlängerung im e-Golf auf 300 Kilometer (NEFZ-Wert). Real sollten somit 200 Kilometer drin sein. Möglich wurde dies durch die höhere Energiedichte in den Batteriezellen (zuvor 25, jetzt 37 Ah). Ein nochmaliges Update steht nicht auf dem Plan. Denn 2020 schicken die Wolfsburger ihren stromgetriebenen I.D. an den Start, dessen Studie ebenfalls in Paris stand. Dieses Elektroauto basiert auf einer völlig neu entwickelten Architektur (MEB, Modularer Elektrobaukasten), schafft eine Distanz von über 500 Kilometern und bietet bei etwas kürzeren Abmessungen deutlich mehr Platz als der jetzige e-Golf. Damit würde modellpolitisch eine Stromer-Variante des Golf 8 keinen Sinn mehr haben.

Anders sieht das beim Plug-in-Hybrid GTE aus. Er wird fortgeführt. Denn selbst wenn sich in Europa mehr und mehr Kunden für den Vollstromer-Golf entscheiden, in Ländern wie China mit seinen größeren geografischen Distanzen bleibt der Plug-in die bessere Alternative. Damit der chinesische Kunde in den Genuss aller steuerlichen Vorteile sowie staatlicher Zuschüssen für ein NEV (New Energy Vehicle) kommt, wird VW den GTE auch in China produzieren.

Auch künftig Golf mit drei Türen
Vielfach zu hören war, dass Volkswagen im Zuge der Diesel-Affäre und bei seiner strategischen Neuausrichtung das eine oder andere Derivat aus dem Portfolio streichen wird. Für den Eos und das Golf Cabrio steht kein Nachfolger auf dem Plan. Angeblich sollte auch der dreitürige Golf geopfert werden. Jüngste Strategiesitzungen kommen allerdings zu einem anderen Ergebnis. Man behält ihn im Angebot. Der Grund: Bei einem Modell mit einem derart hohen Produktionsvolumen würde ein Dreitürer selbst mit einem Verkaufsanteil von nur 20 Prozent ein Vielfaches des Erlöses in die Kassen spülen, wie es beispielsweise der Scirocco tun würde. Er ist es, dessen Nachfolgemodell auf der Kippe steht. Auslaufen wird auch der Jetta, zumindest in Europa. Nur in den USA rollt die Stufenhecklimousine weiterhin über die Highways.

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(Bild: kmm)



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