AUA-Piloten gedroht

“Kritik am Unternehmen gefährdet euren Job”

Wirtschaft
21.10.2016 06:10

Bei den Lufthansa-Töchtern Germanwings und Austrian Airlines (AUA) ist das Verhältnis zwischen Piloten und Management derzeit ziemlich gestört. In einem Schreiben, das dem "Focus" vorliegt, soll die Personalvertretung Mitarbeiter davor warnen, Kritik an der Lufthansa-Gruppe zu äußern. "Euer Job könnte mit jeder kritischen Meinungsäußerung zu Betriebs-, Unternehmens- oder Konzernthemen in Gefahr geraten", heißt es in dem Schreiben. Innerhalb der AUA-Belegschaft gibt es seit Wochen heftige Kritik an der Billigflug-Strategie der Mutter Lufthansa.

Wie der "Focus" am Donnerstag berichtete, soll sich AUA-Manager Jens Ritter außerdem mit einem scharfen Schreiben an die Mitarbeiter gewandt haben. Darin werde er laut "Focus" "unethisches, respektloses und firmenschädigendes Verhalten in jeglicher Kommunikationsform nicht tolerieren" und "arbeitsrechtliche Konsequenzen bis zur Entlassung" ergreifen.

Pilotenvertretung: "Mitarbeiter sollen mundtot gemacht werden"
Bei Germanwings soll sogar von einem Lizenzverlust als disziplinarische Maßnahme für unliebsame Äußerungen die Rede sein. "Das dient ausschließlich dazu, Mitarbeiter mundtot zu machen", kritisierte die Pilotenvertretung Vereinigung Cockpit (VC). Zudem sei von einer "Angstmache" die Rede. Die Personalvertretung empfehle laut "Focus" den Germanwings-Piloten mittlerweile, sich nicht mehr kritisch zu äußern und nur noch gesetzlich vorgeschriebene Reports zu verfassen.

So sei bereits ein Pilot aufgrund einer kritischen Aussage zur Firmenstrategie aus Zweifeln an seiner psychologischen Tauglichkeit vom Flugdienst suspendiert und zum Arzt geschickt worden. Bei anderen Piloten sei die psychologische Tauglichkeit in Frage gestellt worden, nur weil sie eine Kur beantragt hätten.

Kampf der Billigflieger: Piloten fürchten Gehaltseinbußen
Die Piloten von Germanwings und AUA fürchten, wegen des scharfen Wettbewerbs mit Billigfliegern wie Ryanair oder Wizz Air in eine Abwärtsspirale aus Gehaltseinbußen und Sozialkürzungen zu geraten. Vor knapp einem Jahr - zum Winterflugplan 2015/16 - war das Geschäft der Germanwings auf die Eurowings übergegangen. Unter diese Dachmarke baut der Mutterkonzern Lufthansa derzeit seine Billigsparte aus.

Airline-Sprecher: "Fördern offene Aussprache"
Ein Eurowings-Sprecher wollte auf Nachfrage von airliners.de nichts Konkretes über die erhobenen Vorwürfe sagen. Von einer "Angstkultur" könne angesichts der gelebten Kultur von Germanwings aber keine Rede sein. Die Airline fördere und fordere eine offene Aussprache und konstruktive Kritik, so der Sprecher.

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