Spekulationen im Web

Asylwerber rastete in Wien aus – nach Kriegsdrama?

Österreich
16.10.2016 12:40

Das Video eines jungen Syrers, der in Favoriten auf ein Auto sprang, sich vor eine Straßenbahn warf und sich dann offenbar mit einem Stromschlag aus der Oberleitung umbringen wollte, schockt seit Samstag ganz Österreich. Vor allem, dass der Asylwerber dabei lautstark nach "Allah" rief, führt einmal mehr zu heftigen Diskussionen. Nun werden Hintergründe des eigentlich tragischen Falles kolportiert - so soll der Mann kurz davor die Nachricht erhalten haben, dass das Haus seiner Familie in Syrien bombardiert wurde.

Schnell war nach dem Vorfall in Favoriten in sozialen Medien von den vermeintlichen Motiven des 23-Jährigen zu lesen - der aggressive Migrant habe vorsätzlich Mitmenschen gefährdet und dabei auch noch nach "Allah" gerufen. Das trage die Handschrift des islamistischen Terrors. Wasser auf die Mühlen dieser Spekulationen war auch noch ein "Verdacht auf Psychose", zu dem sich die Polizei ein weiteres Mal rasch hinreißen ließ. User fühlten sich an den Todeslenker von Graz oder gar an den Anschlag von Nizza erinnert.

Kein Sach- oder Personenschaden
Auf krone.at-Nachfrage erklärte die Wiener Polizei am Sonntag, man könne nichts ausschließen - allerdings sei der Mann auch noch nicht einvernommen worden. Sach- oder Personenschaden sie nicht entstanden, derzeit werde wegen Eigen- bzw. Fremdgefährdung ermittelt. "Ob strafrechtlich dann noch etwas übrig bleibt", werde man erst sehen.

"Assad und Putin sind keine guten Menschen"
Mittlerweile sind der Diskussion auf Facebook und Twitter auch erste Details über die Hintergründe der aufsehenerregenden Tat - das Video hatte sich am Samstag viral im Netz verbreitet - auch erste unbestätigte Details zu entnehmen. Erst hieß es, der Mann habe mit seiner "Aktion" auf die Situation der Menschen in Syrien und Palästina aufmerksam machen wollen. Er habe auch auf Arabisch beteuert, nicht zum Islamischen Staat zu gehören. "Assad und Putin sind keine guten Menschen", soll er gerufen haben.

Haus der Familie bombardiert?
Wie die Kollegen des Wiener Gratisblattes "Heute" online berichten, habe ein Bekannter des jungen Mannes inzwischen aber den wahren "tragischen Hintergrund seines Ausrasters enthüllt". Der 23-Jährige habe demnach "unmittelbar davor einen Anruf erhalten, den man niemandem wünscht". Bei einem Luftangriff nahe Damaskus sei sein Elternhaus von einer Bombe getroffen worden: Sein Vater sei getötet, Mutter und Geschwister lebensgefährlich verletzt worden.

Diese "Schreckensnachricht" habe der junge Syrer nicht verkraftet und habe selbst nicht mehr leben wollen, heißt es dort. "Heute" zitiert auch einen weiteren Zeugen: "Ja stimmt, so etwas darf man in Österreich nicht machen. Aber er konnte in dieser Zeit nicht nachdenken."

"Offensichtlich psychisch beeinträchtigt"
Bei der Polizei war bereits am Samstag lediglich von einer "offensichtlichen psychischen Beeinträchtigung" die Rede gewesen. Der 23-Jährige werde von einem Psychiater untersucht und befinde sich in einem Krankenhaus.

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