Mandat niedergelegt
Paris-Attentäter Abdeslam: Seine Anwälte geben auf
Die Anwälte des mutmaßlichen Paris-Attentäters Salah Abdeslam haben wegen dessen hartnäckigen Schweigens ihr Mandat niedergelegt. Die Strafverteidiger Frank Berton und Sven Mary sagten am Mittwoch dem französischen Sender BFMTV, eine Verteidigung des Islamisten sei wegen dessen mangelnder Kooperation nicht möglich. Abdeslam gilt als der einzige überlebende Attentäter vom 13. November 2015 und soll bei der Anschlagsserie mit 130 Toten eine zentrale Rolle gespielt haben. Bisher verweigert der 27-Jährige jede Aussage zum Geschehen.
"Wir sind überzeugt, dass er sich nicht äußern wird und dass er das Recht auf Aussageverweigerung wahrnehmen wird", sagte Berton auf BFMTV. "Was sollen wir machen? Wir haben es von Anfang an gesagt, wir haben gewarnt: Wenn unser Mandant stumm bleibt, geben wir seine Verteidigung ab." Mary beklagte, seine Arbeit sei überflüssig: "Wenn man das Gefühl hat, lediglich Sozialbesuche im Gefängnis abzustatten, muss man eine Entscheidung treffen." Im laufenden Ermittlungsverfahren braucht Abdeslam keinen Anwalt, wohl aber während eines späteren Prozesses. Dort kann ihm ein Pflichtverteidiger zur Seite gestellt werden.
Anwalt: Haftbedingungen Abdeslams "psychologische Folter"
Abdeslam ist seit seiner Verhaftung am 18. März im südlich von Paris gelegenen Gefängnis von Fleury-Mérogis in einer Isolationszelle inhaftiert und wird rund um die Uhr per Videokamera überwacht - eine in Frankreich beispiellose Maßnahme. Gegen die Videoüberwachung zog Abdeslam vergeblich vor Gericht. Berton kritisierte schon mehrmals Abdeslams Haftbedingungen, die einer "psychologischen Folter" gleichkämen. Diese seien mit ein Grund für das Schweigen des Islamisten. Ein Opferanwalt wies das umgehend als "zynisch" zurück: Abdeslam werde als "Opfer" dargestellt, dabei stehe er "im Mittelpunkt" eines terroristischen Anschlags.
Zur Erinnerung: Islamistische Selbstmordattentäter hatten bei den Angriffen auf die Pariser Konzerthalle Bataclan, auf eine Reihe von Bars und Restaurants sowie auf das Fußballstadion Stade de France in Saint-Denis nördlich von Paris am 13. November des Vorjahres 130 Menschen getötet und mehr als 350 weitere verletzt. Zu den Anschlägen bekannte sich der IS. Gegen Abdeslam wird unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes ermittelt. Seine genaue Rolle bei den Anschlägen ist noch unklar, offenbar fuhr er am Anschlagsabend aber drei Attentäter zum Stade de France. Er brachte zuvor Islamisten nach Europa und mietete Autos und Verstecke.
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