In Wohnung gefesselt

Terrorist wollte sich von Flüchtlingen freikaufen

Ausland
10.10.2016 21:12

Sie haben ihn erkannt, gefesselt und der Polizei übergeben: Drei syrische Flüchtlinge sind derzeit in Deutschland die gefeierten Helden. Sie halfen den Behörden, den mutmaßlichen IS-Terroristen Jaber al-Bakr nach seiner Flucht aus einer Plattenbauwohnung in Chemnitz zu stellen. Wie nun bekannt wurde, hatte sich Bakr bis zuletzt freizukaufen versucht, doch seine Landsmänner nahmen kein Geld, sondern warteten auf die Polizei.

"Er hat versucht, uns mit Geld zu bestechen", sagte Mohammed A. am Montag gegenüber RTL. Der junge syrische Flüchtling hatte den gesuchten Terrorverdächtigen mit in seine Wohnung im Leipziger Stadtteil Paunsdorf genommen. Zuvor hatte ihn dieser am Hauptbahnhof angesprochen und nach einer Übernachtungsmöglichkeit gefragt.

"Wir lassen dich nicht frei"
Erst in der Wohnung sei ihm der Polizei-Fahndungsaufruf auf Facebook aufgefallen, hieß es. Daraufhin habe er Freunde informiert und die Polizei verständigt. "Wir haben ihm gesagt, du kannst uns so viel Geld geben wie du willst, wir lassen dich nicht frei", berichtete A. "Dann haben wir ein Stromkabel geholt und ihn gefesselt."

Sein Anruf bei der Polizei sei zunächst aufgrund von Verständigungsproblemen erfolglos geblieben, schilderte A. weiter. Daraufhin sei er mit einem Foto von Bakr zu einem Polizeirevier gefahren. Das Foto, das in der Sendung eingeblendet wurde, zeigt, wie einer der Flüchtlinge den Gesuchten auf einem Sofa im Schwitzkasten hält. Die Füße Bakrs sind mit dem Kabel einer Verteilersteckdose gefesselt.

Flüchtling "total wütend" auf Bombenbauer
Schließlich habe die Polizei den Terrorverdächtigen in Paunsdorf abgeholt. "Ich war total wütend auf ihn. So etwas akzeptiere ich nicht - gerade hier in Deutschland, dem Land, das uns die Türen geöffnet hat", sagte A.

Mittlerweile verdichten sich die Hinweise, dass der 22-jährige Bakr tatsächlich mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Kontakt stand und Bombenanschläge auf wichtige Infrastruktur in Deutschland geplant hatte. Laut Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz war wohl ein Flughafen in Berlin das primäre Ziel.

Geheimdienst: Züge und Flughafen im Visier von Syrer
"Wir hatten Hinweise - nachrichtendienstliche Hinweise -, dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte. Zuletzt konkretisierte sich dies mit Blick auf Flughäfen in Berlin", sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am Montag der ARD. In der Chemnitzer Wohnung, in der sich der Syrer aufgehalten haben soll, fanden die Ermittler 1,5 Kilogramm Sprengstoff sowie weitere Chemikalien und Zünder.

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