Rettung vor Verfall

Trofaiacher Arbeitersiedlung wird wiederbelebt

Steiermark
03.10.2016 17:15

Dort, wo einst die Industrie blühte, prägen sie bis heute das Ortsbild: Arbeitersiedlungen. Während sie in der Regel dem Verfall preisgegeben werden, küsst man jene von Trofaiach nun aus dem Dornröschenschlaf. Die denkmalgeschützte Pulverkolonie wird generalsaniert, 2023 ist das Mammutprojekt fertig. Bemerkenswert: Die neuen Wohnungen sind jetzt schon vergeben.

Mit dem Niedergang der Industrie erlosch in den einstigen Arbeitersiedlungen zumeist auch das Leben. Trostlose Geisterwohnbauten prägen heute das Ortsbild steirischer Gemeinden, in Eisenerz entschloss man sich wegen der vielen Leerstände gar zum Rückbau.

Ganz anders die Situation in Trofaiach: Da die Stadt ordentlich in Infrastruktur investiert und damit viel an Lebensqualität zu bieten hat, wird man seit ein paar Jahren in der Statistik als Zuzugsgemeinde geführt. Für die Obersteiermark etwas Besonderes: "Wir haben Wartelisten für freie Wohnungen", sagt Bürgermeister Mario Abl nicht ganz ohne Stolz. Umso gelegener kommt dem SP-Politiker nun die Sanierung der legendären Pulverkolonie mit 104 Wohnungen: "Die Siedlung befindet sich in bester Stadtlage, Kinderbetreuungseinrichtungen und Geschäfte sind allesamt in Gehdistanz", so der Ortschef.

Mancher Mieter geht für immer
Für die Zeit des Umbaus müssen die wenigen verbliebenen Mieter wo anders unterkommen. Ein Abschied mit Herzschmerz: "Wir haben hier über 30 Jahre gewohnt, natürlich tut’s da ein bisserl weh, wenn man gehen muss", sagen Erika und Hermann Benz. Die Pensionisten haben die letzten Wochen mit Siedeln verbracht. Anders als der Großteil ihrer Nachbarn wollen sie nach Ende der Sanierung nicht mehr in ihre einstige Heimat zurück: "Wir haben uns die neue Wohnung schon schön hergerichtet, wir sehen den Schritt als Neuanfang auf unsere alten Tage."

Daten & Fakten

  • Während des Ersten Weltkrieges wurde im Westen Trofaiachs eine Schwarzpulverfabrik errichtet, für deren Arbeiter baute man im Herzen der Stadt eigene Werkswohnungen - die so genannte Pulverkolonie.
  • Mit den Jahren entsprachen die Wohnungen nicht mehr zeitgemäßen Standards, weshalb zuletzt zwei Drittel leerstanden. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde jetzt der Startschuss für die Sanierung der historischen Gebäude gegeben: "Es gibt sechs Bauabschnitte, noch im Oktober geht’s los, in einem Jahr sind wir mit dem ersten Teil fertig", sagt Daniel Freisinger vom Auftraggeber Stiwog.
  • Da die Siedlung unter Denkmalschutz steht, geht man mit großer Vorsicht vor: Am Charakter der Anlage soll sich nichts ändern, u. a. wird der Innenhof verkehrsberuhigt, neue Parkplätze kommen. Die Nachfrage ist laut Freisinger groß: "Die ersten fertigen Wohnungen sind schon fast alle vermietet.
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