Am Hochkar

Natascha Kampusch war mit Entführer Ski fahren

Österreich
16.09.2006 17:42
Die 18-jährige Natascha Kampusch ist noch im vergangenen Winter mit ihrem Entführer in Niederösterreich Ski gefahren. Doch der unfreiwillige "Ausflug" zum Hochkar wurde für die junge Frau nach Angaben ihrer Anwälte zum "Höllentrip". Sie habe dort keine Chance zur Flucht gehabt, sagte ihr Anwalt, Gabriel Lansky, am Freitag dem ORF-Sender Ö3. Kampusch hatte zuvor einen Bericht des Hamburger Magazins "Stern" bestritten, wonach sie im vergangenen Winter mit dem Entführer Wolfgang Priklopil im Skigebiet des Semmerings gewesen sei.

Nach Angaben des zweiten Kampusch-Anwalts, Gerald Ganzger, hatte die 1998 Entführte selbst inmitten anderer Ausflügler keine Fluchtmöglichkeit. "Er hat gesagt, dass er jeden umbringt, mit dem sie Kontakt aufnimmt", sagte der Rechtsbeistand der Nachrichtenagentur APA. Als die junge Frau auf die Toilette musste, wartete ihr Entführer vor der Tür. In dem Toilettenraum traf die 18-Jährige zwar eine andere Frau, doch konnte sie sich ihr nicht mitteilen, da die Touristin kein Deutsch verstand.

Warum sich der Entführer zu dem bizarren Ausflug entschloss, ist nicht bekannt. "Vielleicht war er in seinem Selbstbild gar kein Verbrecher und wollte sich eine gewisse "Normalität" vorgaukeln. Vielleicht hat er auch einen größeren "Kick" gebraucht", vermutete Ganzger.

Rechtsanwalt Lansky sagte dem ORF, man habe so lange über diesen Ski-Ausflug öffentlich geschwiegen, weil man befürchtete, dass die Entführung dadurch verharmlost werden könnte. "Wir werden es nicht zulassen, dass hier versucht wird - um neue G'schichtln zu erfinden und die Medienspirale weiterzudrehen - aus einem Opfer einen Täter zu machen." Lansky betonte, dass Kampusch, der vor drei Wochen die Flucht aus achteinhalbjähriger Gefangenschaft Priklopils geglückt war, keine Chance hatte: "Wenn man sich selber mal eine Sekunde in die Lage hineinversetzt, dann versteht man, dass ein Ausflug eines Anfängers auf den Skiern, nicht wirklich geeignet ist, um die einzige Fluchtmöglichkeit seines Lebens zu beginnen."

Und sein Kanzlei-Kollege meinte: "Sie war achteinhalb Jahre gefangen. Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt war ihr Entführer und Medien wie Ö1. Und dort gibt es keine Sendungen wie "Wie verhalte ich mich als Entführungsopfer?" oder "Wie mache ich mich selbst zum Elitesoldaten?", sagte der Anwalt.

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