Auch in Österreich

Wie das FBI im Darknet Pädophile ausforscht

Web
24.08.2016 11:45

Die US-Bundespolizei FBI hat im vergangenen Jahr eine Aktion Scharf gegen Pädophile im Darknet durchgeführt - und dabei auch 50 Österreicher enttarnt. Jetzt wurden in einem Prozess neue Details zu der Aktion bekannt: Offenbar hat das FBI eine Kinderporno-Seite gekapert, um die Besucher mit Schadcode zu infizieren - und die Zugriffszahlen dabei verfünffacht.

Das FBI hatte im Februar 2015 die Kinderporno-Website "Playpen" gekapert, die nur über das anonymisierte Darknet zugänglich ist. Die Ermittler hatten die Website modifiziert, damit sie Schadcode an die Besucher verteilt - und laut "Engadget" binnen weniger Wochen 4000 PCs infiziert. Fast 200 mutmaßliche Pädophile wurden angeklagt, einer von ihnen wehrt sich nun vor Gericht gegen das FBI. Sein Vorwurf: Die Ermittler hätten die Website erst richtig populär gemacht.

Anwalt beschuldigt FBI, Kinderpornos zu verbreiten
Der Anwalt des Beschuldigten erklärt: "Regierungsagenten haben hart gearbeitet, die Fähigkeit der Website zu steigern, große Mengen von Kinderpornografie schnell und effizient zu verteilen." Das habe dazu geführt, dass mehr Nutzer schneller an Kinderpornos gekommen seien, als das mit der Website vorher je möglich war. Diese Art der Ermittlung sei zu verurteilen, die Vorwürfe gegen seinen Mandanten solle man fallenlassen, so die Forderung des Anwalts.

Tatsächlich stieg die Zugriffszahl auf die Kinderporno-Seite während der Ermittlungen offenbar von 11.000 auf 50.000 Besucher pro Woche. Die Zahl der Mitglieder soll ebenfalls um rund ein Drittel gestiegen sein, als das FBI die Website betrieb. Insgesamt 200 Videos, 9000 Bilder und 13.000 Links habe das FBI über die gekaperte Website zugänglich gemacht, heißt es.

War es eine illegale Abhöraktion?
War die Abhöraktion des FBI also illegal? Nach Ansicht der US-Behörden nicht: Ein Gericht hatte bereits vor einigen Monaten geurteilt, dass die Aktion legitim war, das FBI aber auch zur Herausgabe von Informationen über die genutzte Malware verpflichtet. Dieser Aufforderung kamen die Ermittler nach, in den Nachwehen der durch die Aktion losgetretenen Prozesswelle kommen aber immer noch Vorwürfe auf, die Aktion sei illegal gewesen.

Auch in Österreich wurden durch die Aktion des FBI rund 50 mutmaßliche Pädophile ausgeforscht: Die US-Ermittler hatten ihre Namen und Adressen der heimischen Polizei übergeben, laut dieser seien allesamt "Treffer" gewesen. Trotzdem stellt man sich auch hierzulande die Frage, wie weit Ermittler beim Auskundschaften mutmaßlicher Krimineller gehen dürfen. Sollte die Abhöraktion hierzulande noch als illegal eingestuft werden, müssten die Fälle möglicherweise neu aufgerollt werden.

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