Nächste Krise?

VW muss Golf-Produktion für mehrere Tage stoppen

Motor
18.08.2016 22:12

Mitten in der Bewältigung des Abgasskandals hat Volkswagen ein weiteres großes Problem: Wegen eines Konflikts mit Zulieferern lässt VW für mehrere Tage die Golf-Produktion im Wolfsburger Stammwerk ruhen. Laut einer internen Mitteilung hat VW seine Liefer-Partner bereits über die nahende Schließung der Golf-Fertigung vom 20. bis 29. August informiert. Der Konzern könnte für mehr als 20.000 Mitarbeiter in Deutschland Kurzarbeit anmelden.

(Bild: kmm)

Als wäre der milliardenteure Diesel-Skandal nicht genug: Der Streit mit zwei Zulieferern bringt Volkswagen in Not. Der Konzern könnte für mehr als 20.000 Mitarbeiter in Deutschland Kurzarbeit anmelden, die Golf-Produktion in Wolfsburg steht bald still, die Lage ist weit mehr als ein Ärgernis. Die Hintergründe der juristischen Auseinandersetzung sind unklar. Die Folgen sind drastisch - und noch nicht vollständig absehbar. Betroffen ist die Produktion der wichtigen Modelle Golf und Passat. Der Mutterkonzern der beiden Zulieferer ist der Mischkonzern Prevent. Im Englischen heißt das ausgerechnet "verhindern".

Volkswagen bekommt diese Wortbedeutung nun mit aller Kraft zu spüren. Eine der Prevent-Töchter, mit der VW Ärger hat, gehört erst seit Mai zum Konzern. Die zweite wurde im November 2015 übernommen. Diese zweite Firma ist die ES Automobilguss im sächsischen Schönheide - und genau hier liegt das derzeit wohl größte Problem von VW abseits des Skandals um manipulierte Abgaswerte.

"Juristische Auseinandersetzung mit Volkswagen"
Mit weniger als 400 Mitarbeitern fertigt das traditionsreiche Gießereiunternehmen auch Ausgleichsgetriebegehäuse. Nach eigenen Angaben beliefert der Betrieb nicht nur VW, zumindest stehen auch andere bekannte Hersteller auf der im Internet einsehbaren Kundenliste. Viel sagen will die Firma nicht: "Unsere Unternehmensgruppe befindet sich in einer juristischen Auseinandersetzung mit Volkswagen und ist in diesem Zusammenhang auch zur Vertraulichkeit verpflichtet", sagte Geschäftsführer Alexander Gerstung am Donnerstag. Prevent und die Münchner Anwälte der Firma reagierten zunächst nicht auf Anfragen.

Es spricht einiges dafür, dass das sogenannte Ausgleichgetriebegehäuse - ein Gussteil - der Auslöser für den neuerlichen VW-Alptraum ist. 2014 hatte das Unternehmen ES Automobilguss fast vier Millionen Euro investiert, einen Teil davon in "die Installation und Inbetriebnahme einer neuen Bearbeitungseinheit zur mechanischen Fertigbearbeitung von Differentialgehäusen der Baureihe MQB 450 von Volkswagen", wie es im letzten öffentlich verfügbaren Geschäftsbericht des Unternehmens heißt.

Ausfälle in der Lieferkette sind ein großes Problem
Für einen Autohersteller sind Ausfälle in der Lieferkette auch unter normalen Umständen ein großes Problem. Teile werden nach dem sogenannten "Just in Sequence"-Prinzip geliefert: Das bedeutet, die Bauteile kommen nicht nur pünktlich zur Montage in die Fertigung, sondern auch in der richtigen Reihenfolge ("Sequence") der produzierten Fahrzeuge.

Kommt etwa eine Karosse angefahren, haben die Arbeiter sofort das genau für dieses Auto gebrauchte Teil griffbereit. Fehlen Teile, stockt sofort die gesamte Produktion. Noch schlimmer ist es, wenn es kurzfristig keinen Ersatz gibt, weil ein Hersteller sich etwa nur auf einen Lieferanten verlässt. Das ist zwar selten, kommt aber vor. Schon kleine Unregelmäßigkeiten können viel durcheinanderwirbeln.

Unklar, wie stark die Kunden den Streit spüren werden
Dass VW angesichts des Streits zu derart drastischen Maßnahmen wie der Kurzarbeit greift, deutet darauf hin, dass Ersatz für die Teile zumindest nicht kurzfristig zu organisieren ist. VW hält sich zu Einzelheiten des Konflikts zurück. Betroffen sind die Werke Emden, das Stammwerk in Wolfsburg, die Produktion in Zwickau und das Getriebewerk in Kassel. Das betroffene Getriebe wird unter anderem im Golf verbaut, dem wichtigsten Modell der Wolfsburger.

Wie stark Kunden den Streit zu spüren bekommen werden, ist noch unklar und hängt wesentlich davon ab, wie schnell der Konzern eine Lösung findet. Das gilt auch für die Kosten, die bei VW auflaufen.

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(Bild: kmm)



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