Attacke mit Speer

Wüster Streit wegen Burkini-Fotos auf Korsika

Ausland
15.08.2016 11:03

Zu einer wüsten Schlägerei, bei der Äxte und eine Speer-ähnliche Waffe geworfen wurden, ist es am Sonntag an einem Strand auf Korsika gekommen. Auslöser für die Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe nordafrikanischer Muslime und einheimischen Jugendlichen waren Touristen, die Bilder von badenden Frauen in Burkinis gemacht hatten. Die Einheimischen waren den Fotografierenden in dem Streit zur Hilfe geeilt.

Der Vorfall ereignete sich in der Bucht der kleinen Gemeinde Sisco auf der Halbinsel Cap Corse. Laut Angaben von lokalen Medien bewaffneten sich Männer von drei Familien maghrebinischer Herkunft, um die Ehre ihrer Frauen, die die islamische Bademontur trugen, zu verteidigen. Sie gingen mit einer kleinen Hacke, Messern, Flaschen und Steinen auf die Jugendlichen los und verletzten einen jungen Mann mit einer Speer-ähnlichen Waffe. Dieser und eine schwangere Frau wurden in ein Krankenhaus gebracht.

Der Auseinandersetzung eskalierte weiter, als die empörten Eltern der verletzten Jugendlichen am Strand eintrafen und auch zwei von ihnen mit Sperren verletzt wurden. In der Folge zündeten sie aus Vergeltung drei Autos an, die den muslimischen Familien gehörten. Insgesamt wurden bei der Prügelei fünf Menschen verletzt, rund 100 Polizisten waren im Einsatz, um die Auseinandersetzungen zu beenden.

Gemeinde Sisco verbietet Burkinis am Strand
Als Reaktion auf die gewaltsamen Auseinandersetzungen hat die Gemeinde Sisco mit sofortiger Wirkung das Tragen von Burkinis am Strand verboten. Das habe der Stadtrat noch am Sonntagabend bei einer Sondersitzung beschlossen, sagte der Bürgermeister des Ortes, Ange-Pierre Vivoni, am Montag. Zuvor hatten sich Sonntagfrüh rund 500 Menschen vor der Präfektur im nahen Bastia versammelt (siehe Bilder unten) und bei der Auflösung der Demonstration durch die Polizei "Zu den Waffen, denn wir sind hier zu Hause!" gerufen.

Erst vor wenigen Tagen hatte ein Gericht in Nizza das in Cannes verhängte Burkini-Verbot bestätigt. Wie die Stadtverwaltung der südfranzösichen Stadt am Samstag mitteilte, wies das Verwaltungsgericht von Nizza eine Beschwerde gegen das Verbot des Ganzkörperbadeanzugs zurück. Es verwies in dem Urteil darauf, dass das Burkini-Verbot im Zusammenhang mit dem Ausnahmezustand in Frankreich und dem Anschlag von Nizza verhängt worden sei. Tatsächlich könne das Tragen eines nicht der Norm entsprechenden Kleidungsstücks am Strand in diesem Kontext nur "als eindeutiges religiöses Symbol interpretiert werden", hieß es in dem Urteil.

Burkini in Cannes seit Juli per Dekret verboten
Der Burkini bedeckt den gesamten Körper und wird von muslimischen Frauen getragen, die beim Baden einer strengen Auslegung des Islam entsprechen wollen. Ein erstes Verbot hatte Cannes Bürgermeister Ende Juli per Dekret erlassen. Darin heißt es, der Zutritt zum Strand und das Baden sei Menschen verboten, die "keine korrekte Kleidung tragen, die die guten Sitten und die Laizität respektiert sowie die Hygiene- und Sicherheitsregeln achtet".

Ganzkörper-Badeanzüge mit integrierter Kopfbedeckung sorgen schon seit Längerem für Wirbel in Südfrankreich. So wurde erst kürzlich ein "Burkini-Tag" in einem Schwimmbad nach massiven Protesten der Öffentlichkeit abgesagt. In Frankreich gilt bereits seit 2011 ein Verbot für das Tragen von Ganzkörperschleiern.

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