Zahlen ignoriert

Schwere Mängel in Expertise zum 80er

Salzburg
30.07.2016 21:40

Im Argumentations-Notstand für Tempo 80 auf der Stadtautobahn hat das Land nun die falsche Karte gezogen: Sie beauftragte mit DI Dr. Friedrich Nadler einen Verkehrsplaner, der nichts mit der Verkehrssicherheit zu tun hat.

Die teure Fleißaufgabe des Landes ist umso unverständlicher, als die jüngst vom Verkehrsressort vorgelegten Vergleichsdaten (jeweils 20. Mai bis 3. März der Jahre 2014/15 und 2015/16) eine klare Sprache sprechen: So gab es vor dem IG-L 80er 14 Verletzte bei Fahrstreifenwechsel- und Auffahrunfällen, 2015/16 jedoch 32. Dabei hat sich die Zahl der Unfälle mit Lkw-beteiligung von vorher 4 auf 19 fast verfünffacht. Insgesamt stieg die Zahl jener Unfälle, bei denen Lkw beteiligt waren, fast ums Fünffache: von 22 auf 70. Alles Fakten, die unbestritten sind.

Der Sachverständige Gerhard Kronreif hat sich das 85-seitige "Verkehrstechnische Gutachten" der "nast consulting" von Friedrich Nadler angesehen: "Er hat nur den IG-L-Testbetrieb von 20. 2. bis 19. 5. 2014 ausgewertet und auch diesen nur unvollständig. Genau jene Daten, die wesentlich für eine Beurteilung von Tempo 80 ab dem 20. Mai 2015 wären, hat Nadler gar nicht berücksichtigt." Das sei umso erstaunlicher, als Nadler in seiner Expertise behauptet, er könne die Aussagen von Gerhard Kronreif zur Gefahrenerhöhung beim Fahrstreifenwechsel nicht nachvollziehen. Kronreif: "Damit steht Verkehrsplaner Nadler ja in krassem Gegensatz zur eigenen Datenauswertung durch das Land Salzburg." Diese hatte ja, wie berichtet, frühere Aussagen Kronreifs vollinhaltlich bestätigt.

"Es braucht 20 km/h Unterschied zwischen Pkw und Lkw"
Friedrich Nadler betont in seiner Expertise mehrmals, dass er keine Unfalldaten von 2015 bzw. keine Angaben zu den Verletzungsunfällen habe. Zum Zeitpunkt der Auftragserteilung an Nadler (Anfang Juni 2016) lagen jedoch längst alle Fakten auf dem Tisch. Darum sei das Gutachten unvollständig, mangelhaft und in wesentlichen Teilen unrichtig. Auch bei der Schlussfolgerung auf Seite 67: "Tempo 80 für alle Fahrzeuge ist die geeignetste Lösung. " Im Gegensatz zu Verkehrsplaner Nadler hatte Univ.-Prof. DI Dr. Ernst Pfleger (ein ausgewiesener Verkehrssicherheitsexperte) stets betont: "Es braucht 20 km/h Unterschied zwischen Pkw und Lkw." Das hatte auch Kronreif gefordert.

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