Eltern verunsichert

Kindergarten-Skandal: So versickerten Millionen

Österreich
26.07.2016 16:55

Dieser Förderskandal empört die Steuerzahler: Wie berichtet soll Richard Wenzel, der Obmann eines Multikulti-Kindergartenvereins, von der Stadt Wien mit Millionen subventioniert worden sein. Wofür er das Geld unter anderem einsetzte: Renovierungsarbeiten an Omas Parkschlössl und die Reitschule des Sohnes. Hier versickerte das Geld ...

Die Angst der Eltern: Alle 33 Kindergärten des Vereins machen dicht, die Erziehungsberechtigten würden dann im Sommer ohne Betreuung für ihre Kleinsten dastehen. Während dieser Punkt am Freitag geklärt sein dürfte, dauert die Aufarbeitung des Falles wohl länger, da die Ergebnisse der Betriebsprüfungen für die Jahre 2015 und 2016 noch offen sind. Was man jetzt schon über die Jahre 2009 bis 2014 sagen kann und wo einige Millionen aus dem Fördertopf investiert wurden:

  • Das Schloss. Es gehörte einst der Oma, jetzt einer GesmbH. "Das ist kein Schloss, sondern ein Kinderheim", so Wenzel.

  • Die Reitschule. Im Besitz des Sohnes. Einiges an Geld wurde in die Instandsetzung gebuttert.

  • Die Ballettschule. Sie gehört der Tochter. Auch hier wurde Geld in die Instandsetzung investiert.

  • Der neue Kindergarten. Errichtet in Penzing, 4,5 Millionen Euro wurden für die Einrichtung selbst und für Wohnungen ausgegeben.

"Zahlen uns Schulden nicht selbst zurück"
Die Idee von Wenzel - einen Teil des zukünftigen Fördergeldes solle sich die Stadt als Rückzahlung für die versickerten Millionen doch einfach einbehalten - geht der MA 10 doch zu weit: "Wir zahlen uns die Schulden nicht selbst zurück", so Leiterin Daniela Cochlar. "Die Gelder wurden eingefroren. Und der Vorstand muss ausgetauscht werden."

Der bestand sowieso nur aus Wenzel selbst und seiner Frau. Das passierte auch am Dienstag. Weiterer Vorwurf: Der geförderte Verein hätte kein Geld erwirtschaften dürfen, was aber der Fall war.

"Wir sind keine Verbrecher"
Auch nach Bekanntwerden der Vorwürfe bleibt der Kindergarten-Betreiber dabei: "Wir sind keine Verbrecher, wir haben uns persönlich nicht bereichert." Kritik übt er an der Stadt Wien bzw. der MA 10, die zu großzügig mit Fördergeldern hantiere. Im Minutentakt läutet am Dienstagvormittag das Telefon von Wenzel. Am Apparat sind besorgte Eltern, die wissen wollen, ob ihre Kinder am Montag noch einen Betreuungsplatz haben. "Ich weiß es nicht, ich habe nur wenig Hoffnung", gibt Wenzel offen zu.

Seit 50 Jahren betreibt er Kindergärten in Wien, 33 Standorte sind es insgesamt. Zwischen 2009 und 2014 soll er Subventionen in Höhe von 6,6 Millionen Euro regelwidrig in den Bau eines neuen Kindergartens und in familiäre Betriebe gesteckt haben (für ihn gilt die Unschuldsvermutung).

Woher er das Geld genommen hat? "Wir erhalten jedes Monat 100.000 Euro von der MA 10 für die Verwaltung. So viel Klopierpapier kannst du gar nicht verbrauchen, dass du damit nicht auskommst", kritisiert der Obmann.

"Viele Betreiber kommen mit dem Geld nur knapp aus. Im Fall von Herrn Wenzel liegt es wahrscheinlich daran, dass einige seiner Immobilien im eigenen Besitz sind und so Kosten wegfallen", kontert Daniela Cochlar (MA 10).

"Wo soll mein Kind jetzt hin?"
2276 Sprösslinge werden in den 33 "Alt Wien"-Kindergärten derzeit betreut. Noch ist unklar, ob die Einrichtungen am Montag offen haben. "Die Verunsicherung unter den Eltern ist sehr groß", sagt Monika Pfundner-Lenz. Ihre Tochter besucht den Kindergarten am Leopoldauerplatz. Gemeinsam mit anderen Betroffen sammelt Pfundner-Lenz seit Dienstag Unterschriften für die Erhaltung. Kommt es zwischen dem Betreiber und der Stadt bis Freitag zu keiner Einigung, sind die Türen ab Montag versperrt.

"Wo soll mein Kind jetzt hin?", fragen sich deshalb viele besorgte Eltern. "Wir haben bereits alle großen Trägerorganisationen durchgerufen und uns nach offenen Plätzen umgehört. Kein Kind wird seinen Betreuungsplatz verlieren", verspricht Cochlar.

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