Opfer ringen mit Tod

Eltern stellten sich Axt-Attentäter in den Weg

Ausland
20.07.2016 09:17

Nach der Terrorattacke auf Zugreisende im bayrischen Würzburg ringen zwei Opfer des Axt-Attentäters weiter mit dem Tod. Unter den schwerst verletzten Opfern befinden sich auch die Eltern einer Familie aus Hongkong - sie hatten sich dem Angreifer in den Weg gestellt, um ihre Angehörigen zu beschützen. Der 17 Jahre alte Flüchtling hatte die beiden und drei weitere Menschen am Montagabend mit Axt und Messer bewaffnet angegriffen. Infolge der Bluttat ist nun auch die politische Debatte um die Asylpolitik in Deutschland neu entbrannt...

In dem Regionalzug verletzte der junge Mann vier Mitglieder einer Familie aus Hongkong. Auch eine Passantin, der er auf seiner Flucht begegnete, musste verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Kurze Zeit später wurde er von Polizisten erschossen. Erkenntnissen der Ermittler zufolge steht die Tat im Zusammenhang mit der Terrormiliz IS. Wie am Mittwoch zudem bekannt wurde, dürfte der Täter via Österreich nach Deutschland gereist sein.

Eltern stellten sich Axt-Mann in den Weg
Unterdessen schilderte ein Mitglied der Hongkonger Familie Einzelheiten der Tat: "Zuerst ist der Angreifer auf den Freund meiner Schwester losgegangen", sagte die 30-jährige Sylvia, die selbst aber nicht an der Reise teilgenommen hatte, der Hongkonger Zeitung "Apple Daily". "Als meine Mutter und mein Vater das sahen, stellten sie sich in den Weg und wurden dabei verletzt."

Der 30-jährige Freund der Schwester sowie der 62 Jahre alte Vater befinden sich dem Bericht zufolge mit schweren Kopfverletzungen auf der Intensivstation. Auch die 58-jährige Mutter und die 26-jährige Schwester wurden schwer verletzt. Eine weitere Schwester im Alter von 17 Jahren blieb unverletzt.

Bayerns Innenminister: "Müssen Zuzug begrenzen"
Unterdessen bekräftigte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann angesichts der Bluttat die CSU-Forderung, den Zuzug von Flüchtlingen zu begrenzen. "Entscheidend bleibt, wir müssen wieder eine stärkere Kontrolle überhaupt über alles behalten, was in unser Land kommt", sagte er am Dienstagabend in der ARD. "Wir müssen auch den Zuzug begrenzen."

Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) sieht hingegen kein erhöhtes Terrorrisiko durch Asylbewerber. Aber: Wenn sehr viele Flüchtlinge kämen, sei es selbstverständlich denkbar, "dass der eine oder andere von ihnen für solche Ideologien anfällig ist". Altmaier betonte im ZDF: "Die meisten Terroristen, die in den letzten Monaten in Europa Anschläge begangen haben, waren keine Flüchtlinge, sondern Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind." Altmaier kündigte einen stärkeren Kampf gegen islamistische Propaganda im Internet an.

Grünen-Chef Cem Özdemir forderte, auch die ideologische Auseinandersetzung mit dem radikalen Islam zu suchen. "Es ist besonders perfide, dass der IS ganz bewusst versucht, Verunsicherung in die deutsche Gesellschaft zu tragen - mit dem Ziel, Nachwuchs zu rekrutieren", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung".

Und die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl befürchtet wegen der Säuberungswellen in der Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Fluchtbewegung aus dem Land. "Wenn die Lage sich weiter verschlechtert und die Hexenjagd gegen jegliche Opposition in der Türkei weitergeht, dann wird es eine Flüchtlingsbewegung Richtung Europa geben", sagte der stellvertretende Pro-Asyl-Geschäftsführer Bernd Mesovic der "neuen Osnabrücker Zeitung".

Täter: "Heilige Operation in Deutschland"
In einer Videobotschaft bezeichnete sich der Täter als Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat. Das bayrische Innenministerium bestätigte die Echtheit des Videos am Dienstagabend. "Im Namen Gottes, ich bin ein Soldat des IS und beginne eine heilige Operation in Deutschland", sagt der 17-Jährige darin. Wann sich der junge Mann radikalisierte und inwieweit er tatsächlich mit dem IS vernetzt war, ist bisher unklar. Den Sicherheitsbehörden war er nie aufgefallen.

Das originale Bekennervideo in Paschtu sehen Sie hier:

Am Montagabend hatte der 17-Jährige, der als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen war, die Fahrgäste in einem Regionalexpresszug bei Würzburg angegriffen. Der Angreifer flüchtete laut Staatsanwaltschaft und Polizei nach der Attacke, als der Zug in Würzburg hielt. Er wurde anschließend von einem Spezialeinsatzkommando aufgespürt und erschossen, als er laut Einsatzkräften auch die Beamten angriff. Im Zimmer des Jugendlichen wurde eine handgemalte IS-Flagge gefunden.

Video: Flüchtling (17) richtet Blutbad in Zug an

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