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Schöner Schritt durch Schnitt? Genital-OPs boomen

Gesund
22.07.2016 16:30

Mädchen machen sich Sorgen, "unten" nicht gut auszusehen, Frauen wollen ihre Lust steigern - Genitaloperationen boomen.

Der Unterleib rückt vermehrt in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit. Seit einigen Jahren boomt das Geschäft mit der Schönheit unter der Gürtellinie. Für Experten stellt die Genitalchirurgie allerdings einen zweifelhaften Trend dar.

"Ein Grund dafür ist sicher die erleichterte Optik. Während in den 70er-Jahren Haarwuchs eventuelle Spielarten der Natur zwischen den Beinen verdeckte, ist heute ein Großteil der jungen Menschen rasiert, anatomisch vollkommen normale Unterschiede deshalb viel leichter zu erkennen", erklärt Dr. Barbara Gebhard, Fachärztin für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. "Weiters ist durch den leichten Zugang zur Pornografie der Blick auf die Scheide per Mausklick und in Großaufnahme möglich. Junge Frauen orientieren sich dann an diesem Bildmaterial - und leider oft auch an der dort dargestellten Sexualität."

Verkleinerung der inneren Schamlippen am häufigsten durchgeführt
Die Wahrnehmung des Genitals hat sich heute eindeutig geändert. Mittlerweile gibt es im Netz sogar Schönheitswettbewerbe für die perfekte Vagina, in Internetforen wird die schönste Vulva gekürt. "Die Mädchen vergleichen sich damit und kommen oft zu dem Schluss, dass ihre Schamlippen zu groß sind, weil vielfach die kleinen unter den äußeren 'herausschauen'. Schon 16-Jährige wollen sich für diese Schönheitsideale deshalb unters Messer legen", gibt Dr. Gebhard zu bedenken. "Die Verkleinerung der inneren Schamlippen ist jener Eingriff, der am häufigsten durchgeführt wird. Medizinisch notwendig ist er nur, wenn es sich um echte Fehlbildungen handelt oder die Hautlappen beim Geschlechtsverkehr stören, schmerzen, Entzündungen auftreten oder Verletzungen bei der Geburt passiert sind." Grundsätzlich ist im sogenannten Ästhetik-OP-Gesetz klar geregelt, unter welchen Voraussetzungen ein Eingriff vorgenommen werden darf - eine 17-Jährige Patientin hat Dr. Gebhard etwa bereits abgewiesen.

Ältere Frauen verlangen oft nach der zweithäufigsten Operation, der Vergrößerung der äußeren Schamlippen. So verliert man mit einer Diät und mit den Jahren nämlich auch in dieser Körperregion Fett, was die äußeren Schamlippen dünner und "leerer" werden lässt. "Um jünger auszusehen, lassen sich Frauen diese aufpolstern", so Dr. Gebhard. "Gerade im Genitalbereich ist dieses Streben nach straffer, haarloser Jugend allerdings sehr bedenklich."

Obskure Eingriffe für den Lustgewinn problematisch
Für problematisch hält die Ärztin auch den Willen, für den Lustgewinn mitunter obskure Eingriffe vornehmen zu lassen. "Angeboten werden Unterspritzungen des G-Punktes, den es offiziell eigentlich gar nicht gibt, sowie die Entfernung der Vorhaut der Klitoris, um empfindlicher zu werden. Weiters wird den Patientinnen vorgegaukelt, ein Peeling der Scheidenschleimhaut würde ihre Lust steigern", ärgert sich Dr. Gebhard über die Irreführungen, die zumeist gar keinen Nutzen zeigen, sondern sogar gesundheitsgefährdend sein können!

Die weibliche Verunsicherung über Schönheitsideale und "normale" sexuelle Lust scheint groß. Nicht zuletzt gaukelt auch hier die Pornoindustrie ein falsches Bild vor. Dr. Gebhard rät deshalb allen Frauen dazu, den eigenen Körper erst einmal kennenzulernen, sich selbst zu erforschen, auszuprobieren, was gut tut - bevor die Chirurgie über etwaige "Unzulänglichkeiten" hinweg helfen soll. "Wichtig ist auch, bei Unsicherheiten das Gespräch zu suchen, nicht ständig nur im Internet zu recherchieren. Wenn nicht mit der Mutter, dann sich mit Tante oder Freundinnen austauschen", so die Ärztin. "Wer einen Eingriff vornehmen lassen möchte, sollte unbedingt Informationen von einem Facharzt (für Plastische Chirurgie oder für Frauenheilkunde) einholen!"

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