C4-Bombe platziert

Dieser Roboter stoppte den Dallas-Killer

Ausland
09.07.2016 11:37

Ferngesteuerte Technikkästen, die auf Rädern oder Ketten in die Gefahrenzone fahren und verdächtige Pakete untersuchen oder Bomben unschädlich machen: Das kennt man. Ein funkgesteuertes Gerät aber, das Sprengstoff heranrollt, um einen Verbrecher außer Gefecht zu setzen, so wie am Freitagabend in Dallas, das ist neu. "Ich kann mich nicht erinnern, dass Polizisten so ein Gerät eingesetzt hätten", sagt Jus-Professor Seth Stoughton von der Universität South Carolina, ein früherer Polizist. "Dies ist ein neuer Horizont für Polizeitechnologie." Dieser werfe aber auch Fragen auf.

Ferngesteuerte Kriegsführung ist in Gestalt von großen oder kleineren Drohnen militärisch mittlerweile gang und gäbe. Auch die Polizei in den USA nutzt ferngesteuerte Geräte für die Aufklärung per Kamera, das Ausbringen von Tränengas und sogar zur Rettung Verwundeter, wie das "Policemag" berichtet. Betritt die Polizei mit der Robo-Bombe nun Neuland?

"Polizei primär für Schutz der Bevölkerung da"
Zumindest juristisch gesehen nicht unbedingt, meint Professor Stoughton gegenüber der US-Zeitung "Atlantic". Würden Polizisten unmittelbar bedroht, sei die Frage nach der Art der Gegengewalt nur noch zweitrangig. "Wenn jemand auf die Polizei schießt, können sie ihn eliminieren, indem sie ihn niederschießen, mit einem Messer erstechen oder mit einem Fahrzeug überrollen. Ich halte die Methode rechtlich für irrelevant."

Die Polizei sei allergings primär für den Schutz der Bevölkerung da, sagt Stoughton. Und so schwer das zu erklären sei, schließe das Menschen ein, die Böses tun. "Was es nicht einschließt, ist der Einsatz tödlicher Gewalt, wenn es möglich ist, sie zu vermeiden." Die Polizei von Dallas habe hier die Entscheidung gefällt, dass ihr Einsatz nicht zu vermeiden war.

Dieser Überwachungsvideo zeigt den Heckenschützen von Dallas:

"Waffensprengstoff bei Polizeiarbeit neu"
Jurist Stoughton betont: "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Polizei bislang irgendwas zur Hand gehabt hätte, was sie als Waffensprengstoff einsetzen würde."

Als Dallas' Polizeichef David Brown erklärte, dass man das Drama nicht anders habe beenden können als mit dem Sprengstoff liefernden Roboter, sagte er vorerst nicht, was genau die Polizei eingesetzt habe.

Roboter schon seit Langem im Einsatz
Das US-Magazin "The Verge" berichtete, mit einem ferngesteuerten Roboter habe die Polizei schon einmal einen Mann vom Suizid abgehalten: Sie brachte ihm Pizza und ein Telefon.

2014 setzte die Polizei in New Mexico einen kleinen Roboter ein, um einen Verdächtigen in einem Motel unschädlich zu machen. Das Gerät fuhr in das Zimmer, eine Kartusche chemischer Munition wurde gezündet.

C4-Bombe neben Heckenschützen platziert
"The Verge" vermutete auch, es sei in Dallas Sprengstoff verwendet worden, der normalerweise für die Sprengung größerer Bomben eingesetzt werde. Am Abend bestätigte Dallas' Bürgermeister Mike Rawlings genau das: Es war C4-Sprengstoff. Man habe den Mann vor eine Wahl gestellt - und er habe sich entschieden.

Der Einsatz neuer Polizeitechnik werfe seit jeher Fragen auf, so Jurist Stoughton: Von Schusswaffen selbst bis zu modernen Elektroschockpistolen ("Taser") habe sich noch jedes Mal die Frage angemessenen Einsatzes gestellt. "Ich glaube, wir werden ähnliche Gespräche über Roboter haben, die den Tod bringen."

Militär setzt schon lange auf Killer-Technik
Im Militär gibt es eine komplizierte und intensive Debatte über die Möglichkeiten von Robo-Technik, weit über Drohnen hinaus. Aber die Experten verweisen auf einen zentralen Unterschied: Sinn und Zweck des eingesetzten Militärs ist die Dominanz über den Gegner.

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