Schwerer Vorwurf

Istanbul-Terror: “Österreich trägt Mitschuld”

Österreich
06.07.2016 13:09

Ramsan Kadyrow, umstrittenes Oberhaupt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, hat sich am Dienstag auf Instagram zum Anschlag auf den Flughafen in Istanbul und zu möglichen Verbindungen zum bekannten Terroristen Ahmed Tschatajew geäußert. Für dessen "Karriere" machte Kadyrow dabei Österreich mitverantwortlich: "Er hat Russland als normaler Bandit verlassen, in Österreich, Georgien und der Türkei wurde er zum Terroristen erzogen."

Wie krone.at bereits berichtete, hatte der 1980 geborene Tschetschene Tschatajew zwischen 2003 und 2011 als Asylberechtigter in Österreich gelebt und hier auch Sozialhilfe erhalten, die dann ab 1. September 2010 als Mindestsicherung ausbezahlt wurde.

Als "Spendensammler" in Österreich unterwegs gewesen
Mithilfe von Geheimdiensten, so Kadyrow, habe Tschatajew in Österreich große Summen für den international bekannten Terroristenanführer Chussejn Gakajewgesammelt, der seinerseits Hunderte Menschenleben auf dem Gewissen habe. Der 2013 bei Kampfhandlungen in Tschetschenien getötete Gakajew war ein wichtiger Kommandant der islamistischen Terrororganisation "Emirat Kaukasus", Tschatajew selbst galt lange Zeit als "Europa-Repräsentant" des ebenso 2013 getöteten Anführers dieser Gruppierung, Doku Umarow.

Der tschetschenische Präsident verwies in seiner nunmehrigen Mitteilung auf zwischen 2008 und 2012 erfolgte Festnahmen Tschatajews in Schweden, der Ukraine, Bulgarien und Georgien sowie die Tatsache, dass er dabei jeweils einer Auslieferung nach Russland entkommen konnte. Seit 2013 sei er nun in der Türkei und in Syrien - und türkische Geheimdienste hätten zwangsläufig gewusst, womit er sich beschäftige, erklärte Kadyrow.

Kadyrow: "Westliche Geheimdienste tragen Verantwortung"
"Ausgehend vom Wunsch, Russland zu ärgern, haben westliche, georgische und andere Geheimdienste Tschatajew erzogen, und wenn er an den Ereignissen in Istanbul beteiligt sein sollte, müssen sie auch dafür die Verantwortung tragen und nicht in Richtung Tschetschenien blicken", schrieb Kadyrow, der von der Türkei zudem die Auslieferung von zwölf namentlich genannten Tschetschenen verlangte.

Türkische Behörden hatten in vergangenen Jahren im Land lebende Islamisten aus dem russischen Nordkaukasus, darunter auch aus Tschetschenien, kaum behelligt. Nach Medienberichten hat die türkische Polizei im Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf den Istanbuler Flughafen mit 45 Toten nunmehr zumindest elf Staatsbürger der Russischen Föderation festgenommen.

Tschatajew lebte auch unter dem Namen David Mayer
Laut einem der APA vorliegenden Dokument der georgischen Justiz war Tschatajew 2012 und 2013 in Georgien unter dem Namen David Mayer aufgetreten, den er in Österreich offiziell angenommen hatte. Nach seiner Freilassung in Tiflis Anfang 2013 dürfte Tschatajew alias Mayer für kurze Zeit nach Österreich zurückgekehrt sein.

Laut Angaben eines Vertreters der tschetschenischen Community wurde er nunmehr seit Längerem nicht mehr in Österreich gesehen. Nach einer Zwischenstation in der Türkei soll er sich zuletzt im syrischen Rakka aufgehalten haben, einer Hochburg des Islamischen Staates. Dass Tschatajew wirklich hinter dem Istanbuler Terroranschlag steht, wird aber bezweifelt.

Moskau: "Europa und Türkei haben Warnungen missachtet"
Auch Russland meldete sich am Mittwoch zum Terror in Istanbul zu Wort. Laut dem Kreml hätte der Anschlag auf den Istanbuler Flughafen verhindert werden können, wenn europäische und türkische Sicherheitsbehörden russische Warnungen beachtet hätten.

In den vergangenen Jahren habe die russische Seite Kollegen in Europa und der Türkei über Verdächtige informiert, die sich in mehreren europäischen Ländern versteckt hielten, sagte ein Kreml-Sprecher. "In den meisten Fällen fanden solche Signale von der russischen Seite aber keine hinreichende Beachtung oder überhaupt eine Reaktion unserer Kollegen."

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