Todesschüsse in Wien

So gefährlich leben Österreichs Polizisten

Österreich
04.07.2016 16:56

Die Skrupellosigkeit, mit der ein junger Polizist aus Kärnten sowie ein Kollege am Samstag von einem Supermarkträuber in Wien-Penzing niedergeschossen wurden, schockt Österreich. Gewalt gegen Ordnungshüter ist leider kein Einzelfall - in der Vergangenheit mussten mehrere Beamte ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen. "Krone"-Reporter hörten sich am Montag bei Polizisten um und wollten wissen, wie sich die aktuellen Ereignisse auf ihre Arbeit auswirken.

Albert Schmiedt(51) vom Personalvertreter-Fachausschuss Wien: "Mir wurde in einem Handgemenge einmal die Dienstwaffe entrissen, und der Täter hätte sie fast eingesetzt, nur einer Ladehemmung verdanke ich mein Leben. Unsere Polizisten leisten tolle Arbeit."

Birgit Pöchinger (33) aus Kirchdorf/Krems (Oberösterreich): "Wir wissen in den seltensten Fällen im Vorfeld, mit wem wir es zu tun haben. Natürlich begibt man sich nach solch tragischen Vorfällen mit erhöhter Sensibilität und noch mehr Bedachtnahme auf die Eigensicherung zu den Einsätzen."

Hans-Peter Rogan (26) aus Graz: "Die Betroffenheit ist nachvollziehbar. Sicher werden jetzt die Kollegen besonders vorsichtig sein. Meinen Job mache ich weiter sehr gerne, weil sich damit mein Kindheitstraum erfüllt hat. Abgesehen davon hat er auch schöne Seiten - wenn ich Leuten mit Rat und Tat helfen kann."

Ewald Schnecker (51), Königsdorf im Burgenland: "Angesichts der tragischen Ereignisse wird einem vor Augen geführt, wie gefährlich die Polizeiarbeit sein kann. Man ist dann im Dienst noch aufmerksamer. Die positiven Aspekte des Berufes überwiegen aber."

Christine Truppe (27) aus Salzburg: "Der tragische Vorfall zeigt, wie gefährlich der Außendienst sein kann, und macht betroffen. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen. Ich habe meine Berufswahl aber noch nie bereut. Die Ausbildung ist gut, und trotzdem zeigt sich, dass man nie 100 Prozent Sicherheit garantieren kann.

Weiter Bangen um jungen Kärntner
Während Österreichs Polizisten nach den schrecklichen Geschehnissen versuchen, zurück in den Alltag zu finden, kämpft der 23-jährige Polizist weiter um sein Leben. Am Montagnachmittag wurde er auf Wunsch der Familie per Hubschrauber in seine Heimat Kärnten überstellt. Während sich sein ebenfalls getroffener Kollege zum Glück bereits auf dem Weg der Besserung befindet, laufen die Ermittlungen weiter auf Hochtouren.

Wie jetzt bekannt wurde, feuerte der später von der WEGA getötete Räuber mit einer Beretta 70 auf die Beamten. Forensiker prüfen gerade, ob die Waffe möglicherweise davor bereits bei einer Straftat zum Einsatz gekommen war. Laut Aussagen der Supermarktangestellten soll der Bosnier sogar einmal nachgeladen haben. Vermutlich hatte er ein Reservemagazin bei sich. Er war offenbar für alle Eventualitäten gewappnet.

Chronologie der Gewalt
Dass Fälle wie dieser leider kein Einzelfall sind, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Immer wieder kommt es zu Gewaltanwendung gegenüber Polizisten. Gleich mehrere Beamte mussten ihren Einsatz in den vergangenen Jahren mit dem Leben bezahlen:

  • 25. Juli 1986: Vor dem Wachzimmer in der Freudenauer Hafenstraße fallen Schüsse. Bezirksinspektor Friedrich Roger stirbt. Das Attentat wurde nie aufgeklärt.
  • 2. März 1989: Nach einem illegalen Waffengeschäft in Maria Lanzendorf in Niederösterreich geriet Amyn Gindia, ein verurteilter Mörder, mit seinem Komplizen in eine Personenkontrolle. Dabei wurde Gendarm Johann Habres kaltblütig erschossen.
  • 16. März 1991: Nach einem Überfall auf eine Billa-Filiale in Wien-Döbling tötet ein 22-jähriger Steirer Revierinspektor Ferdinand Schröttenbach.
  • 22. Juli 2002: Im Bezirk Leibnitz in der Steiermark wird Revierinspektor Albert Strohmaier (46) von einem in einem Supermarkt verschanzten Mörder erschossen.
  • 8. April 2009: Ein Unbekannter flüchtet vor einer Razzia in Wien-Alsergrund. Ein Beamter (41) holt ihn ein und erlitt tödliche Stichwunden.
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