Schaurig schön

Christoper Lee lehrt das Gruseln

Musik
30.08.2006 14:33
Die Blitzkneißer haben es bereits bemerkt: Edgar Allan Poe schrieb Bücher, keine Musik. Aber die schaurig-schönen Gedichte und Werke des amerikanischen Schriftstellers ziehen auch Jahrzehnte nach seinem Ableben noch immer Musiker und Schauspieler in ihren Bann...
(Bild: kmm)

So tummeln sich auf "Edgar Allan Poe - Visionen" allerlei Musiker, um dem verstorbenen Romancier auf ihre Art und Weise zu huldigen. Natürlich geht es dabei immer ein wenig düster, sehr orchestral und mit einem Hauch Pathos beladen zur Sache. Die 13 Tracks von Künstlern wie L'âme immortelle, Subway to Sally, FM Einheit ("Einstürzende Neubauten") oder Alexander Veljanov ("Deine Lakaien") schwanken stets zwischen Goth-Rock und einer schmalzigen Musical-Aufführung im Ronacher.

Wesentlich gelungener ist da schon die erste CD des Doppelalbums. Hier wird jedoch nicht gesungen, sondern vorgelesen. Die Crème de la Crème der deutschen Schauspielzunft liest die Werke des Meisters: Ulrich Pleitgen, Kai Wiesinger, Iris Berben, Jan Josef Liefers, Dietmar Bär oder beispielsweise Gudrun Landgrebe verleihen den Worten Ausdruck und Gefühl. Ebenfalls mit an Bord: Dero, Sänger von "Oomph". Als besonderes Highlight konnte auch Christopher Lee gewonnen werden, der gleich zwei Gedichte zum Besten gibt: "The Raven", Edgar Allan Poes wohl berühmtestes Gedicht, und "Ein Traum in einem Traum".

Auch Pleitgens Interpretation des Rabens zieht den Hörer in seinen Bann. In Verbindung mit der orchestralen, filmreifen Musik-Untermalung geriet die verregnete Autobahnfahrt von Wien ins ferne Tirol so zu einer spannenden Reise in die Abgründe der menschlichen Psyche. Großes Talent beweist schließlich auch Dietmar Bär mit "Die Glocken": Nur mit Stimmgewalt und Sprachrhythmus allein steigert das Gedicht die Spannung ins Unermessliche. 

Fazit: "Edgar Allan Poe - Visionen" macht unweigerlich Lust auf Lesen. So wurde nach dem Hören der CD erst einmal der leicht eingestaubte Poe-Gedichtband aus dem Bücherregal gekramt. Die musikalischen Interpretationen der diversen Bands und Musiker sind zwar nicht schlecht, dürfen aber bestenfalls als Beiwerk zu der großartigen Hörspiel-CD gewertet werden. Wer sich gerne gruseln möchte und Gefallen am Makaberen findet, der kann über den Link in der Infobox in sämtliche Stücke der Doppel-CD hineinhören.

8 von 10 schaurig schönen Punkten

Sebastian Räuchle

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