Stockholm-Syndrom

Warum manche Opfer die Täter sympathisch finden

Österreich
25.08.2006 15:52
Aussagen von Psychologen zufolge leidet Natascha Kampusch an einem schweren Stockholm-Syndrom, das bei lang andauernden Geiselnahmen und Entführungen wiederholt beobachtet wurde. So meinte die mittlerweile 18-Jährige etwa: „Der Wolfgang war immer lieb zu mir." Für Außenstehende auf den ersten Blick unverständlich, entwickeln die Opfer in der lebensbedrohlichen, als ausweglos empfundenen Situation Sympathie für die Täter oder solidarisieren sich sogar mit ihnen.

Das Phänomen ging 1973 nach einem Banküberfall in der schwedischen Hauptstadt in die wissenschaftliche Literatur ein, als sich dort ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Geiselnehmern und Opfern entwickelt hatte.

Bei dem auch bei den Tätern zu beobachtenden Syndrom handelt es sich um einen unterbewussten psychologischen Schutzmechanismus. Vor dem Gefühl, ausgeliefert zu sein, schützen sich die Betroffenen seelisch dadurch, dass sie sich mit ihren Peinigern identifizieren. Diese Bindung kann auch nach dem Ende der Gefahr weiter bestehen. In Extremfällen stellen sich die Opfer bei ihrer Befreiung sogar vor ihre Entführer und sehen die Polizei als Bedrohung an.

Beobachtet wurde das Syndrom etwa 1996/97 bei einigen der weit mehr als 400 Geiseln von linksgerichteten peruanischen Guerillas in der japanischen Botschaft in Lima. Prominent war der Fall der 1974 verschleppten 19-jährigen Tochter Patty des US-Verlegers Randolph Hearst, die sich ihren Entführern anschloss. Aufsehen erregte auch das Foto einer Umarmung zwischen einer 1996 in Costa Rica gekidnappten Deutschen und einem ihrer Entführer.

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