Braune Geschichte

Bartenstein-Schloss war KZ-Außenlager

Österreich
25.08.2006 08:05
Jenes Schloss in der Gemeinde Lannach bei Graz, in dem sich der Sitz des Unternehmens der Familie von Wirtschaftsminister Bartenstein befindet, war bis 8. Mai 1945 eines von acht Außenlagern des Konzentrationslagers Mauthausen. Frauen sollen 1944 in das Subkommando Lannach als Zwangsarbeiterinnen überstellt worden sein.

Dem Minister - dessen Vater in den 50er Jahren in die 1947 gegründete Lannacher Heilmittel GmbH einstieg, um sie 1966 zu übernehmen - ist die Geschichte des Schlosses neu. "Ich höre das erste Mal davon und bin völlig überrascht. Ich habe davon sicher nichts gewusst", so Bartenstein, der nicht nur in dem Schloss wohnt, sondern dort auch seine Wahlkampfleitung aufgebaut hat - er ist Spitzenkandidat der steirischen ÖVP.

Für den Wiener Zeithistoriker Bertrand Perz ist Bartensteins Unwissen nicht nachvollziehbar. Perz schrieb gemeinsam mit seinem Kollegen Florian Freund zwei Beiträge über die KZ-Außenlager Mittersill und Lannach für den vierten Band der Buchreihe "Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager" (Erscheinungstermin Oktober 2006). Darin erfährt man, dass sich das SS-Institut für Pflanzengenetik im Schloss Lannach befand, das Heinrich Himmler 1943 errichten ließ. Perz: "Es ist erstaunlich, dass bereits 1947 ein Unternehmen an diesem Ort eingerichtet wurde, das sich wieder unter anderem mit pflanzlichen Heilmitteln beschäftigt."

Dokumentiert ist, dass 15 Frauen in Lannach internierte waren. Eine der Frauen könnte auch in Lannach verstorben sein. Vertreter der Opferverbände fordern nun, dass die Geschichte des Schlosses bewusst gemacht wird. Bartenstein meinte, dass er über eine Gedenktafel noch "nachdenken" müsse.

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